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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jio
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machen.« Er nahm eine Kamera aus seinem Rucksack und bat mich, mich vor die Wand zu stellen. »Perfekt«, sagte er und machte ein Foto mit Blitz.
    »Jetzt du«, sagte ich und nahm ihm die Kamera aus der Hand. »Ich möchte auch ein Foto von dir. Ich möchte diesen Abend nicht vergessen, keine Sekunde davon.«
    Er stellte sich vor die Wand. Als ich seine Augen durch den Sucher betrachtete, betete ich, dass ich diesen Augenblick niemals vergessen würde, dann drückte ich auf den Auslöser.
    Nachdem ich die Kamera auf dem Schreibtisch abge stellt hatte, hob Westry mich hoch und legte mich so mühe los aufs Bett, dass ich mich leicht wie eine Feder fühlte. Ich fuhr mit der Hand über seine Arme. Sie waren kräftig und muskulös. Seine Lippen berührten meine, und mein Puls ging schneller, als ich den vertrauten Geruch seiner Haut einatmete und mich davon betören ließ. Ich streifte ihm das Hemd von den Schultern und fuhr mit den Fingerspitzen über seine Brust. Meine Berührung verursachte ihm eine Gänsehaut, und er lächelte. Etwas in mir erschauderte, als er begann, mein Kleid zu öffnen. Während er mich liebevoll und zärtlich auszog, fragte ich mich, ob er genau wie ich tausendmal von diesem Augenblick geträumt hatte.
    Unsere Körper passten zusammen, als wären sie für einander geschaffen. Füreinander bestimmt . Ich schloss die Augen und gelobte mir, jede Sekunde, jeden Atemzug, jede Empfindung immer in Erinnerung zu behalten, und als es vorbei war, lagen wir noch lange eng umschlungen beieinander. Unsere Herzen pochten im Gleichklang, wäh rend die Wellen an den Strand schlugen.
    »Westry«, flüsterte ich.
    »Ja, mein Liebling?«
    »Was passiert, wenn das alles vorbei ist?«
    »Du meinst, nach dem Krieg?«
    »Ja«, sagte ich. »Wenn wir wieder in die Heimat zurückkehren.«
    »Ich wünschte, ich wüsste es«, erwiderte er und küsste mich auf die Stirn.
    Plötzlich spürte ich den Verlobungsring an meinem Finger und löste mich instinktiv aus Westrys Umarmung.
    »Du denkst an ihn, nicht wahr?«
    Ich seufzte. »Es ist alles so kompliziert.«
    »Nicht, wenn man sich seiner Liebe sicher ist«, antwortete er.
    Für Westry war es klar und simpel. Wir liebten einander. So war das nun mal. Aber ich hatte Gerard ein Verspre chen gegeben. Gerard, der womöglich in diesem Augenblick auf irgendeinem Schlachtfeld um sein Leben kämpf te. Gerard, der auf mich wartete, um mich zur Frau zu nehmen. Wie konnte ich ihm das antun?
    Ich schaute Westry an. Als unsere Blicke sich trafen, stand mein Entschluss fest. Ich liebte diesen Mann mit jeder Faser meines Wesens. Ich küsste ihn zärtlich und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Eine ganze Weile lauschten wir den französischen Liedern im Radio und vergaßen alles um uns herum, bis uns die Augen zufielen.
    Wir mochten Minuten oder vielleicht auch Stunden geschlafen haben, als ich hochfuhr, weil draußen ein Zweig geknackt hatte. Während ich mich hastig anzog, schaute ich aus dem Fenster. Am Strand konnte ich undeutlich eine Gestalt ausmachen.
    »Wer kann das sein?«, fragte ich Westry, der ebenfalls aufgesprungen war und dabei war, in seine Kleider zu schlüpfen. Ohne sein Hemd zuzuknöpfen, lief er nach draußen. Ich folgte ihm. Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich keine Ahnung hatte, wie spät es war. Kitty und die anderen waren bestimmt in großer Sorge um mich.
    »Wer ist da?«, rief Westry der Gestalt zu.
    »Ich bin’s«, antwortete eine vertraute Stimme. »Kitty.« Als wir aus dem Dickicht traten, erkannten wir ihr Gesicht im Mondlicht. Ich sah sofort, dass sie Angst hatte. »Anne? Du hier?«
    »Ja«, erwiderte ich und dachte peinlich berührt daran, dass mein Haar ganz zerzaust war. Was mochte sie darüber denken, dass Westry und ich halb angezogen vor ihr standen?
    »Ich … ich wollte euch nicht stören«, sagte sie verlegen. »Aber wir wollten aufbrechen und konnten dich nicht finden.«
    »Tut mir leid, Kitty«, stotterte ich. »Ich hab die Zeit ganz vergessen.«
    Von dort, wo sie stand, konnte Kitty zum Glück die Hütte nicht sehen.
    »Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagte ich zu Westry. Gott, sah er gut aus. Am liebsten wäre ich noch geblieben. Hier in der Hütte. Am liebsten für immer. »Gute Nacht, Westry«, sagte ich.
    »Gute Nacht, Anne«, sagte er und lächelte.
    Eine Weile gingen Kitty und ich schweigend nebeneinander her. Schließlich sagte sie: »Du liebst ihn, nicht wahr?«
    »Kitty!«
    Sie hakte sich bei mir unter. »Ist in Ordnung«,

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