Einen Stein für Danny Fisher: Roman
leidenschaftslos. "Und so war es. Ich arbeitete und bezahlte die Arztrechnungen und die Medikamente, aber erst als ich Maxie Fields bei einer Party kennenlernte und ihm gefiel, bekam ich genug Geld zusammen, um Ben das Geschäft hier einzurichten."
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Mein Mund war völlig ausgetrocknet, und ich sehnte mich nach einer Zigarette. Ich streckte die Hand nach einer Packung aus, die in meiner Nähe lag. Sie erriet, was ich wollte, und unsre Hände berührten sich. Ich faßte ihre Hand, und sie sah mir traurig in die Augen.
"So war das bis zu dem Abend, an dem du bei mir bliebst, weil ich dich darum bat und weil du nicht wolltest, daß Maxie glauben soll, ich hätte seinem Befehl nicht gehorcht, und weil du nicht wolltest, daß er mich bestraft. Nie ist's aus Liebe geschehen, immer nur um Geld! Nie um meiner selbst willen... immer nur um Geld. Bis ... zu jener Nacht. Da wurde mir plötzlich Idar, was ich so achtlos verschachert hatte. Doch jetzt ist's zu spät. Ich habe den Preis bezahlt und kann von dem Geschäft nicht mehr zurücktreten."
Sie ließ meine Hand los und reichte mir eine Zigarette. Ich steckte sie in den Mund, und sie gab mir Feuer.
"Sarah, mußt du wirklich zurück?" fragte ich.
"Ich muß zurück", antwortete sie tonlos und sah mich verloren lächelnd an. "Es kommt mir beinahe komisch vor, daß du mich Sarah nennst. Es ist so lange her, seit mich außer Ben jemand so genannt hat."
"Du hast auch keinen andern Namen, ich erinnere mich an keinen andern", sagte ich.
Der traurige Blick verschwand. "Danny", sagte sie, und ihre Miene heiterte sich auf, "dabei soli's zwischen uns beiden bleiben ... immer. Wir wollen Freunde sein."
Ich ergriff ihre Hand. "Wir sind Freunde, Sarah", sagte ich ruhig.
Bald darauf war Ben mit einem Gefäß voll heißer Suppe zurückgekommen. Ich kostete etwas davon, schlief aber bald wieder ein. Als ich wieder erwachte, war Sarah gegangen und Ben saß neben meinem Bett.
"Ist sie schon weg?" fragte ich und blickte suchend durch den Raum.
Er nickte. "Ihr Boss, Mr. Fields, erwartet sie am Nachmittag zurück. Sie hat bei ihm schrecklich viel zu tun."
Ich stimmte ihm zu. "Er ist ein sehr einflußreicher Mann."
Er zögerte einen Augenblick, dann räusperte er sich. "Sie sagt, daß Sie den Sommer über hier arbeiten wollen."
Ich nickte.
"Ich kann mir's aber nicht leisten, viel zu zahlen", sagte er beinahe entschuldigend, "ich weiß noch nicht, wieviel wir dafür festlegen können."
"Machen Sie sich wegen der Bezahlung keine Sorgen", sagte ich, "mir ist nicht wichtig, was Sie mir bezahlen. Wichtig ist nur, daß ich euch beiden das vergelten kann, was ihr für mich getan habt."
Plötzlich grinste er übers ganze Gesicht und streckte mir die Hand entgegen. "Wir werden gut miteinander auskommen, Danny", hatte er damals gesagt.
Und so war es auch gewesen, jetzt schon fast zwei Monate lang. Sarah kam einmal in der Woche, um uns zu besuchen, und alles ließ sich aufs beste an. Das Geschäft ging recht gut, Ben konnte seine Kosten decken und war darüber sehr glücklich. Und auch ich war glücklich, weil ich mich außer Fields' Reichweite befand.
Als Sarah in der folgenden Woche herausgekommen war, fühlte ich mich wieder ganz wohl. Außer einer gewissen Empfindlichkeit im Arm fehlte mir nichts mehr. Sowie wir uns einen Augenblick allein befanden, fragte ich sogleich, was mit Spit und dem Inkassanten geschehen war.
In den Zeitungen hatte die ganze Woche über keine Zeile gestanden.
Sie befanden sich in der Privatklinik eines Arztes, den Fields gut kannte. Der Inkassant hatte von meinem Fußtritt einen gebrochenen Kiefer, und Spit mußte an der Stelle, in die das Messer eingedrungen war, mit neun Stichen genäht werden. Eineinhalb Zoll weiter - und er hätte ins Gras gebissen; das Messer wäre ihm ins Herz gedrungen. Irgendwie war ich froh und erleichtert. Die Aussicht auf eine lange Gefängnishaft oder den elektrischen Stuhl wäre entsetzlich gewesen.
Fields war außer sich vor Wut. Er hatte geschworen, mich noch zu erwischen, und dann solle ich es ihm büßen. Ehe die Nacht noch um war, hatte er die ganze Nachbarschaft durchgekämmt, um mich zu finden. Nach Ablauf einer Woche tobte er noch immer.
Im Laufe der Zeit hatte er aber, wie Sarah erzählte, immer weniger über mich gesprochen. Fields war überzeugt, daß ich mit dem Geld aus der Stadt geflohen war. Ich war froh, daß er das annahm.
Ich hatte oft den Wunsch, Sarah zu bitten, ob sie
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