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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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über Nellie und meine Familie etwas in Erfahrung bringen könnte, wagte es aber nicht. Ich versuchte nicht einmal, ihnen zu schreiben, denn Fields hatte sie lange Zeit überwachen lassen, wie mir Sarah berichtete. Ich hätte gern gewußt, ob Papa das Geschäft mit dem Geld gekauft, ob Mimi eine Anstellung hatte, wie es Mamma ging, ob sie mich vermißten und ob sie sich kränkten, daß ich verschwunden war. In der Nacht lag ich auf meinem schmalen Bett und dachte an sie. Manchmal, wenn ich die Augen schloß, stellte ich mir vor, ich sei wieder zu Hause, Mamma koche gerade das Nachtmahl, und im Haus verbreite sich der köstliche Duft einer Hühnersuppe. Dann kam wohl Papa nach Hause, und Bitterkeit stieg wieder in mir auf. Ich öffnete die Augen, und alle waren wieder verschwunden.
    Ein anderes Mal dachte ich wieder an Nellie. Ihr Gesicht stand in der Nacht deutlich vor meinen Augen, wie sie mir mit warmem, zärtlichem Blick lächelnd in die Augen sah. Ich überlegte, ob sie wohl verstand oder erriet, weshalb ich Weggehen mußte. Ich fragte mich, ob sie sich meiner Worte erinnerte: "Was immer auch geschieht, Nellie, vergiß nie, daß ich dich liebe." Und dann nickte sie in der Dunkelheit mit dem Kopf, und ich konnte beinahe ihr Flüstern wieder hören: "Und ich liebe dich, Danny, was immer auch geschieht."
    Dann schloß ich die Augen wieder, und das sägende Schnarchen Bens schläferte mich ein. Wenn ich am Morgen erwachte, schien mir die Sonne bereits strahlend in die Augen.
    So wie sie mir jetzt in die Augen schien, während ich, auf dem Rücken liegend, im Wasser dahintrieb. Mein Körper glitt leicht durch die Wellen, ich paddelte ein wenig mit den Händen, und die Wellen plätscherten sanft an mir vorbei.
    "Danny!" Eine vertraute Stimme rief mich vom Ufer. Als ich mich hastig umdrehte, bekam ich den Mund voll Wasser. Sarah stand am Strand und winkte mir. Ich winkte zurück und schwamm hocherfreut ans Ufer.

2
    Sie hatte mein Handtuch gefunden und warf eben ihren Bademantel daneben,
    als ich aus dem Wasser kam. Ich grinste freudig. "Was tust du heute schon hier?" fragte ich. "Wir haben dich erst übermorgen erwartet."
    "Maxie hat außerhalb der Stadt zu tun", erklärte sie, "so hab ich das ganze Weekend zu meiner Verfügung."
    ich war neugierig. "Was ist denn passiert?"
    Sie schob ihre Haare unter die Schwimmhaube. "Woher soll ich das wissen?" sagte sie achselzuckend. "Es geht mich nichts an, und bei der ganzen Sache interessiert mich einzig und allein, daß ich das Weekend mit dir verbringen kann."
    Ich erfaßte die volle Bedeutung ihrer Worte erst, als wir wieder im Wasser waren. Sie hatte nichts von Ben gesagt, sie hatte nur von mir gesprochen. ich wandte ihr mein Gesicht zu und sah sie an. Für ein Mädchen war sie keine üble Schwimmerin. Sie hatte einen recht annehmbaren Kraulschlag, mit dem sie rasch vorwärtskam.
    "Hast du schon mit Ben gesprochen?" rief ich ihr zu.
    "Ja", erwiderte sie, "er hat mir gesagt, daß du hier bist." Sie hörte auf zu schwimmen und begann Wasser zu treten. "Das Wasser ist wunderbar", rief sie, "aber ich bin ganz außer Atem."
    ich schwamm zu ihr hinüber und schob meine Hände unter ihre Achseln. "Ruh dich einen Moment aus", sagte ich, "dann wirst du gleich wieder ruhig atmen können."
    Sie war im Wasser ganz gewichtlos. Ich fühlte die Festigkeit ihres Körpers, während uns die Wellen hin und her schaukelten. Eine wohlbekannte Wärme stieg in mir auf, und ich ließ sie rasch wieder los.
    Sie drehte sich im Wasser herum und sah mich an. Sie hatte es wohl auch gefühlt. "Warum hast du mich so plötzlich losgelassen, Danny?" fragte sie.
    "Die Wellen waren mir zu stark", erklärte ich verlegen.
    Sie schüttelte den Kopf. "Und das war der wirkliche Grund? Schwindel mich nicht an!"
    Ich starrte sie an. Ihr Gesicht unter der gelben Schwimmhaube war klein und unschuldig, ihre Augen waren jung und frisch, so als hätte das Wasser alles weggeschwemmt, was ihr je geschehen war, alle Kränkungen, alle bitteren Erfahrungen. Es hatte keinen Sinn, ihr etwas verbergen zu wollen. Einen Freund kann man nicht täuschen.
    "Ich hab's mir leichter machen wollen", sagte ich aufrichtig.
    "Inwiefern?" fragte sie beharrlich weiter.
    Ich starrte sie noch immer an. "Ich bin nicht aus Holz", sagte ich, "und du bist schön."
    ich bemerkte, daß sie meine Worte freuten. "Sonst nichts?" fragte sie.
    "Was sollte sonst noch sein?" Ich war verwirrt.
    Sie zögerte einen Moment. "Was ich bin", sagte sie

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