Einen Stein für Danny Fisher: Roman
so zu sehen kriegt, schlägt sie vielleicht Krach."
Der Inkassant nickte und stand schwerfällig auf, hielt aber Bens Arm weiterhin fest. "Steh auf!" knurrte er.
Ben versuchte ungeschickt und hilflos auf die Beine zu kommen, es gelang ihm aber nicht. Der Inkassant zerrte an seinem Arm, und Ben schrie vor Schmerz auf: "Ich kann nicht aufstehen, ich hab nur ein Bein."
Der Inkassant lachte, dann ließ er Bens Arm los, schob beide Hände unter seine Achselhöhlen und hob ihn auf, wie man ein Kind aufhebt, und stellte ihn auf die Beine. "Mensch", sagte er völlig abgestumpft, "dich hat man ja schön verhunzt!" Er stieß Ben in den Rücken, daß er gegen die Tür taumelte.
Ich blickte mich in wilder Verzweiflung um. Neben der Tür befand sich eine Stange, die ich in heißen Nächten dazu verwendete, das kleine Fenster offenzuhalten. Ich ergriff sie, umklammerte sie fest und versteckte mich hinter der Tür.
Jetzt öffnete sie sich, und Ben, vom Inkassanten gefolgt, stolperte über die Schwelle. Der Inkassant stieß die Tür, ohne sich umzublicken, hinter sich zu und wollte sich wieder auf Ben stürzen. Da trat ich lautlos hinter ihn und schwang meine Stange. Es gab ein dumpfes Geräusch, und dort, wo ich den Inkassanten getroffen hatte, floß Blut aus seinem Ohr. Er fiel lautlos zu Boden und ahnte nicht einmal, was auf ihn heruntergesaust war.
"Ich hab mich schon gewundert, wo du bleibst", flüsterte Ben heiser.
Ich sah vom Inkassanten zu ihm auf und begegnete seinen Augen. "Ich bin hier geblieben", flüsterte auch ich, "weil ich eine günstige Gelegenheit abwarten mußte."
Ich hatte bei diesen Worten einen abscheulichen Geschmack im Mund, Ben kaufte mir diese Erklärung aber ohne weiteres ab. Er mußte an eine weit wichtigere Sache denken. "Hast du gehört, was sie über Sarah gesagt haben?" flüsterte er.
Ich nickte.
"Ist das wahr?"
Ich blickte ihn an. In seinem Gesicht stand eine Qual, die durch keinen physischen Schmerz verursacht worden war, sie kam aus dem Herzen. Sarah war seine jüngere Schwester. Nachdem ihre Eltern gestorben waren, hatte er sie während ihrer Schulzeit betreut, und nach seinem schweren Unfall hatte wieder sie sich seiner angenommen. Plötzlich wußte ich, daß er alles glauben würde, was ich ihm sagte. Das mußte er aus vielerlei Gründen, aber hauptsächlich, weil er es glauben wollte. Vielleicht würde er eines Tages erfahren, was sie getan hatte - aber nicht von mir.
Ich schüttelte den Kopf. "Nein", sagte ich nachdrücklich, "Maxie Fields ist ein Gangster, der auch eine Menge legale Geschäfte macht. Sarah wurde seine Sekretärin. Als sie herausbekam, was er in Wirklichkeit war und wieder fort wollte, da wußte sie bereits zu viel von ihm, und er konnte sie nicht mehr gehenlassen."
Der gequälte, schmerzliche Ausdruck seines Gesichts milderte sich etwas, verschwand aber noch nicht völlig. "Armes Ding", murmelte er, "was hat sie meinetwegen alles durchmachen müssen!" Er sah mich wieder an. "Wo und wie hast du sie kennengelernt?"
"Ich wurde von diesem Burschen da überfallen und verwundet. Sie kam dazu und hat mich gerettet."
Er fragte mich damit zum erstenmal, was in Wirklichkeit mit mir geschehen war. Bisher hatte er geglaubt, ich sei in jener Nacht aus ihrem Wagen gestürzt, als sie mich hierherbringen wollte, um für ihn zu arbeiten. "Sie ist ein gutes, braves Mädchen", sagte ich.
Er sah mich unverwandt an und suchte die Wahrheit von meinem Gesicht abzulesen. Langsam entspannten sich seine Züge, und auch der letzte Rest seines gequälten Blicks verschwand. "Wie steht's aber mit dem andern Burschen dort draußen?" fragte er.
"Laß mich nur machen", sagte ich und beugte mich wieder über den Inkassanten. Er atmete schwer, als ich seine Jacke öffnete und seinen Revolver aus der Schulterhalfter entfernte. Ich richtete mich wieder auf und hielt ihn vorsichtig in der Hand. Ich wollte keinen Unglücksfall herbeiführen.
Ben starrte auf den Revolver. "Das erklärt eine Menge", sagte er überrascht, "deshalb wollte sie so eilig fort von hier. Deshalb konnte sie nicht hier warten, bis ich mit allem fertig bin, und deshalb wollte sie mich erst knapp vor Antritt unsrer Reise abholen. Und deshalb kehrte sie immer wieder in solcher Hast zu ihrer Arbeit zurück. Sie wollte nicht, daß ich's erfahre!"
"Ja", sagte ich, "so war es."
Plötzlich hörten wir das Geräusch eines Autos, das vor der Tür hielt. Wir drehten uns um und sahen einander an. Ich winkte Ben, sich neben das Bett
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