Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Weg zu laufen!" Ich öffnete die Tür. "Du könntest nicht immer so glimpflich davonkommen! Die Löcher in deinem Kopf wird man dir kaum so leicht zusammenflicken können wie deinen Mund."
Damit schloß ich die Tür hinter mir, schritt durch das Vorderzimmer und trat ins Freie. Ich ließ das Vorhängeschloß an der Tür einschnappen, dann versperrte ich es. Hierauf schritt ich die Rampe zur Promenade hinauf bis zu dem kleinen Andenkengeschäft, wo ich den Schlüssel für den Häuseragenten hinterlegte.
Die kleine grauhaarige Frau, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann führte, übernahm ihn. "Gehen Sie schon, Danny?" fragte sie und sah mich durch ihre Stahlbrille freundlich an. "Alles in Ordnung?"
"Natürlich, Mrs. Bernstein", sagte ich lächelnd, "jetzt ist alles in Ordnung."
7
Der für den Süden bestimmte Zug stand auf der Fähre und verließ soeben den Hafen. Ich sah durch das Fenster auf die Lichter New Yorks zurück. Sie flimmerten nur schwach, denn es hatte zu regnen begonnen.
Das war mir ganz recht. Es glich aufs Haar meiner inneren Verfassung. Ich hatte etwas zurückgelassen, ich wußte nicht, was es war, doch was es auch sein mochte, der Regen würde es wegwaschen, und dann ist's dahin.. . Eines Tages würde ich wieder zurückkommen, vielleicht würden die Dinge dann anders aussehen.
Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und öffnete die Morgenzeitung. Aber erst als wir bereits durch das Flachland von New Jersey rollten, bemerkte ich die Notiz in einer der Broadwaynachrichten. Obwohl ich sie in klaren schwarzen Buchstaben sah, fiel mir's schwer, sie zu glauben.
Sam Gottkin, Hauptkonzessionär, Garderobenkönig und vormaliger Leichtgewichtsboxer unter dem Namen Sammy Gordon, hat sich gestern mit Miriam (Mimi) Fisher, der Schwester Danny Fishers, des Boxchampions, vermählt. Nach der Hochzeitsreise, die das junge Paar auf die Bermudas führt, wird es am Central Park South eine Dachgartenwohnung beziehen, die der Bräutigam für seine Frau völlig umgestalten ließ.
ich fuhr mit der Hand automatisch zur Notleine, um den Zug zum Stehen zu bringen. Ich hielt den Griff einen Moment in der Hand, dann ließ ich ihn wieder los. Es hatte keinen Sinn zurückzukehren, ich konnte ja doch nichts mehr ändern.
Langsam sank ich auf meinen Sitz zurück und las die Notiz ein zweites Mal. Grenzenlose Verlassenheit überfiel mich. Mimi und Sam! Ich überlegte, wie das möglich gewesen war, wie und wo sie sich kennengelernt hatten. Und was war aus dem Burschen aus ihrem Büro geworden, nach dem sie so verrückt gewesen war? Ich schloß müde die Augen. Jetzt war auch das völlig belanglos. Was auch geschah, nichts war von Bedeutung, für mich war's ohne Bedeutung, denn für meine Familie war ich so ausgelöscht, als hätte ich nie gelebt.
Der Regen trommelte gegen die Fensterscheiben, und langsam wurde ich stumpf und unempfindlich. Ich nickte ein. Quälende Bilder von Sam und Mimi drängten sich mir auf. Sie waren aber nie beisammen. Wenn einer von ihnen vor meinen Augen auftauchte, verschwand der andere. Schließlich schlief ich ein, ehe es mir gelang, beide gleichzeitig lange genug zu sehen, um ihnen Glück zu wünschen.
ICH WAR NICHT DABEI, ALS . . .
Mimi saß vor dem Toilettentisch und weinte hemmungslos. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihre Wimperntusche hinterließ lange schwarze Streifen. Sie drückte ihr Taschentuch hilflos an die Lippen.
Papa drehte sich nervös um. "Weshalb weint sie denn?" fragte er Mamma. "Es ist doch ihr Hochzeitstag! Was gibt's da zu weinen?"
Mamma sah ihn ärgerlich an, dann nahm sie ihn am Arm und schob ihn aus der Tür und in die kleine Trauungskapelle. "Geh und kümmere dich um die Gäste", sagte sie energisch, "bis zum Beginn der Zeremonie hat sie sich wieder erholt."
Trotz seines Protestes schloß sie die Tür hinter ihm und drehte den Schlüssel im Schloß um. Ihr Gesicht war ganz ruhig und voll von gütigem Verstehen, während sie auf das Ende des Tränenausbruchs wartete. Sie brauchte nicht lange zu warten, denn bald darauf hörte Mimi zu weinen auf und saß, zart und klein, ganz zusammengesunken in ihrem Sessel. Sie starrte auf ihr Taschentuch, das sie nervös in den Händen hin und her drehte.
"Du liebst ihn nicht", sagte Mamma ruhig.
Mimi fuhr auf. Einen Moment sah sie Mamma in die Augen, dann blickte sie wieder weg. "Ich liebe ihn", antwortete sie mit einer ganz kleinen, müden Stimme.
"Du brauchst ihn nicht zu heiraten, wenn du ihn nicht
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