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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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    Ich kehrte in die Küche zurück und spülte die Tasse aus. Dann setzte ich mich
    an den Tisch und war eben dabei, meine Zigarette anzuzünden, als ich Vickie wimmern hörte.
    Ich warf die Zigarette ins Spülbecken und eilte ins Schlafzimmer. Vickie hustete - es war ein tief in der Brust sitzender, rasselnder Husten. Ich hob sie rasch samt ihrer Decke aus der Wiege und klopfte ihr leicht auf den kleinen Rücken, bis der Husten aufhörte.
    Nellie schlief den Schlaf äußerster Erschöpfung. Ich war froh, daß Vickie sie nicht aufgeweckt hatte. Ich berührte das Gesicht des Kindes mit den Fingerspitzen. Es war noch immer heiß und fiebrig. Vickies Köpfchen sank auf meine Schulter, sie war wieder eingeschlafen. Ich legte sie behutsam in die Wiege zurück und deckte sie sorgfältig zu. "Papa kommt in einer Minute wieder", flüsterte ich.
    Ich stürzte in die Küche zurück und ließ Wasser über die glimmende Zigarette im Becken laufen. Dann knipste ich das Licht aus und kehrte im Dunkeln in das Schlafzimmer zurück. Ich stellte einen Sessel neben die Wiege und setzte mich. Dann griff ich über den Rand der Wiege und suchte Vickies Fingerchen. Instinktiv schloß sich ihre winzige Hand um meinen Zeigefinger. Ich saß sehr still und wagte mich nicht zu bewegen, weil ich Angst hatte, sie aufzuwecken.
    Draußen vor dem Fenster war heller Mondschein, und die Nacht selbst schien so fremdartig, als wäre sie von einer andern Welt. Ich fühlte, wie sich Vickie in der Wiege bewegte, und sah zu ihr hinunter. Sie hatte sich auf die Seite gelegt. In der schwachen Beleuchtung konnte ich sehen, daß sie sich auf meine Hand gelegt und zu einem kleinen Bällchen zusammengerollt hatte. Meine Tochter, dachte ich voll Stolz. Es hatte erst dieser Angst um sie bedurft, um mich erkennen zu lassen, wie teuer sie mir war. Es waren so viele Einzelheiten, die ich als selbstverständlich hingenommen hatte ... die Art, wie sie schluckste, nachdem sie gefüttert worden war, die Art, wie mir ihre blauen Augen folgten, wenn ich ins Zimmer trat, und die herzigen kleinen Fältchen an ihren Fußsohlen.
    "Ich will dich dafür entschädigen, Vickie Baby, daß du jetzt so leben mußt", versprach ich ihr. Ich erschrak vor meinem heiseren Flüstern und sah nervös zu unserm Bett hinüber.
    Doch Nellie schlief ruhig weiter. Ich wandte mich wieder zur Wiege, diesmal war ich aber sorgsam darauf bedacht, daß meinen Lippen kein Laut entschlüpfte. "Du mußt bald wieder gesund werden, Vickie, mein Kleines", flüsterte ich, "du mußt gesund und stark werden für deinen Daddy. Dort draußen liegt eine ganze Welt, und er will, daß du all das mit ihm teilst. Die Sonne und den Mond und die Sterne und viele, viele andere wunderbare Dinge, die deine Augen sehen, deine Ohren hören und dein kleines Näschen riechen müssen. Du mußt groß und stark werden, damit wir gemeinsam durch die Straßen wandern, damit wir einander an der Hand halten können, um zu fühlen, wie das Blut in unsrem Herzen pocht. Ich will dir viele, viele Dinge kaufen, Vickie ... Puppen und Spielzeug und Kleider, alles, was du dir wünschst, will ich dir schenken. Ich will schwer arbeiten, vierundzwanzig Stunden am Tag, nur um dich glücklich zu sehen. Du bist mein Baby, und ich hab dich lieb."
    Ich bemerkte, daß sie sich wieder bewegte und sah in die Wiege. Was war ich die ganze Zeit für ein Narr gewesen, nicht zu erkennen, wie reich sie mich gemacht hatte! Ich sah zur Decke hinauf.
    "Bitte, lieber Gott", betete ich zum erstenmal, seit ich selbst ein Kind gewesenbin, "bitte, lieber Gott, mach sie wieder gesund."
    Die nächtliche Stille wurde durch Nellie unterbrochen, die im Schlaf hustete. ich hörte, wie sie sich ruhelos im Bett herumwälzte. Da stand ich auf und sah nach ihr. Die Decken waren heruntergefallen. Ich hüllte sie wieder sorgsam ein, dann kehrte ich zu meinem Sessel zurück.
    Die Nacht schien sich endlos hinzudehnen, und nach und nach begann ich zu dösen, während meine Hand noch weiter über den Rand der Wiege hing. Einige Male versuchte ich die Augen gewaltsam offenzuhalten, aber sie widerstanden allen Bemühungen. Ich war zu schläfrig, zu müde.
    Wie aus weiter Ferne drang schwaches Husten an mein Ohr, und das grauweiße Licht der Morgendämmerung sickerte durch meine Augenlider. Plötzlich riß ich die Augen auf und starrte in die Wiege.
    Vickie begann krampfhaft zu husten. Entsetzt hob ich sie aus der Wiege und klopfte ihr auf den Rücken. Wie es schien, war es ihr

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