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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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den Kopf. Ihre Stimme war stumpf und unsäglich müde. "Ich möchte nichts."
    "Dann setz dich wenigstens", drängte ich.
    Sie ließ sich widerstandslos ins Wohnzimmer führen und auf die Couch setzen. Ich setzte mich neben sie und zündete mir eine Zigarette an. Sie sah starr vor sich hin, ihre Augen waren völlig ausdruckslos, sie nahmen nichts wahr, obwohl es den Anschein erweckte, als sähe sie aus dem Fenster. Im Zimmer war es unheimlich still, eine dichte, tiefe, ungewohnte Stille. Ich bemerkte, daß ich darauf horchte, daß ich auf die vertrauten Laute meiner Tochter in unsrer Wohnung horchte, auf diese kleinen, unbedeutenden Laute, die manchmal so störend sein konnten.
    Ich schloß einen Moment die Augen. Nach den endlos langen Stunden dieses Tages begannen sie zu brennen und zu schmerzen. Das ist ein Tag, den du vergessen mußt, den du in einer geheimen Ecke deines Bewußtseins verbergen und vergraben mußt, damit du dich der Qual dieses schmerzlichen Verlustes, der dich getroffen, nicht mehr erinnerst. Vergiß die ernsten, feierlichen Töne der Messe, den winzigen weißen Sarg, der in dem weichen gelblichen Licht der Altarkerzen schimmerte. Vergiß den metallischen Klang der Schaufel, die sich in die Tiefe grub, den Schauer von feuchter Erde und kleinen Steinen, der auf die kleine hölzerne Kiste niederprasselte. Vergiß, vergiß, vergiß.
    Aber wie kannst du all das jemals vergessen? Wie kannst du die Güte der Nachbarn vergessen, ihr Mitgefühl, ihre Hilfsbereitschaft? Du hast an ihre Türen gepocht und in ihren Küchen geweint. Du hattest kein Geld, und dein Kind hätte in einem Bettlergrab liegen müssen, wären sie nicht gewesen. Fünf Dollar hier, zwei Dollar dort, zehn Dollar, sechs Dollar - alles in allem siebzig Dollar. Um den Sarg zu bezahlen, die Messe, das Grab, den Ruheplatz für ein Stück von dir, das nicht mehr war. Siebzig Dollar ihrer eigenen Armut abgerungen, um die Bitternis deines Schicksals ein wenig zu mildern.
    Du willst vergessen, aber einen Tag wie diesen kannst du nie vergessen. Eines Tages wird er tief in deinem Innern vergraben ruhen, aber nie vergessen werden. Ebenso wie sie niemals vergessen werden wird.
    Es ist seltsam, aber sogar vor dir selbst widerstrebt es dir, ihren Namen auszusprechen - statt dessen sagst du "sie". Ich schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. In meinen Ohren lag es wie ein dumpf schmerzender Nebel. "Sprich ihren Namen aus!" befahl ich mir verzweifelt. "Sprich ihn aus!"
    Ich holte tief Atem, meine Lunge schien bersten zu wollen. "Vickie!" Der Name dröhnte, wenn auch unhörbar, in meinen Ohren. Und cs war ein triumphierender Ton. "Vickie!" Und wieder brannte sich ihr Name in mein Denken. Es ist ein sieghafter, ein glorreicher Name . . . für einen Lebenden.
    Doch jetzt ist er's nicht mehr. Verzweiflung überwältigte mich. Von jetzt an ist er nichts mehr. Nur das "sie" wird bleiben, das wußte ich irgendwie.
    Ich zog noch einmal an meiner Zigarette, dann drückte ich sie aus. "Glaubst du nicht, daß es am besten wäre, wenn du dich ein bißchen hinlegen würdest?" fragte ich. Langsam wandte Nellie mir ihr Gesicht zu. "Ich bin nicht müde", erwiderte sie.
    ich nahm ihre Hand. Sie war eiskalt. "Es ist doch besser, wenn du dich niederlegst", sagte ich eindringlich.
    Sie sah rasch zur Schlafzimmertür, dann wieder zu mir zurück. Es war ein Blick unendlicher Verlassenheit. "Danny, ich kann nicht dort hineingehen, ihre Wiege, ihr Spielzeug ..." Ihre Stimme brach.
    Ich wußte genau, was in ihr vorging, und auch meine Stimme zitterte, als ich wieder zu sprechen vermochte. "Jetzt ist alles vorbei, Baby", flüsterte ich, "du mußt weiterleben, du mußt dich aufraffen."
    Sie klammerte sich wild verzweifelt an meine Hand. Ein hysterischer Ausbruch flammte in ihren Augen. "Wozu, Danny, wozu?" schrie sie.
    Ich mußte ihr antworten, obwohl ich nicht wußte, was ich sagen sollte. "Weil du mußt", erwiderte ich lahm, "weil sie cs gewollt hätte."
    Ihre Nägel gruben sich in meine Handflächen. "Sie war ein Baby, Danny, mein Baby!" Ihre Stimme brach plötzlich, und zum erstenmal, seitdem es geschehen war, kamen die erlösenden Tränen. "Sie War mein Kind und wollte doch nur eines: leben! Und ich, ich habe ihr dieses furchtbare Schicksal bereitet, ich habe sie jämmerlich im Stich gelassen!" Sie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen und weinte bitterlich.
    ich legte meine Arme unbeholfen um ihre Schultern und zog sie an mich. Ich versuchte, soviel Tröstliches in

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