Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
Vom Netzwerk:
andern Tag besorgen, Mr. Morgan?" fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich muß Sie jetzt fragen", erwiderte er, und in seine Stimme trat ein widerlicher Ton. "Miss Snyder hat über Ihren Fall verschiedene Informationen erhalten, die überprüft werden müssen. Es ist zu Ihrem eigenen Besten, wenn Sie meine Fragen beantworten."
    Ich sah ihn argwöhnisch an. "Wo ist sie denn?" fragte ich.
    Jetzt war der feindselige Ton unverkennbar. "Das geht Sie nichts an, Mr. Fisher", schnauzte er mich an, "ich wünsche nichts anderes, als daß Sie mir einige Fragen beantworten."
    Ich begann gegen den Kerl eine tiefe Abneigung zu empfinden. Wegen des Dienstabzeichens des Wohlfahrtsamtes ist er noch lange nicht der liebe Gott. Ich pflanzte meine Füße fest und entschlossen auf die Türschwelle. Ich werde ihn nicht eintreten lassen. "Okay", sagte ich kalt, "ich werde Ihre Fragen beantworten."
    Er sah sich einen Moment verlegen um. Nachdem er aber offenbar einsah, daß ich ihn nicht in die Wohnung ließ, zog er ein kleines Notizbuch hervor und öffnete es. Er blickte kurz hinein, dann sah er mich an. "Sie haben heute Ihre Tochter begraben?"
    Ich nickte stumm. Die Worte, so kalt und unpersönlich ausgesprochen, schmerzten mich unsagbar. Sie klangen wie eine Profanierung.
    Er kritzelte etwas in sein Notizbuch. Diese Erhebungsbeamten sind doch alle gleich. Man gebe ihnen ein Notizbuch, und sie beginnen ganz mechanisch darin herumzukratzen. Würde man ihnen diese kleinen Büchlein wegnehmen, dann wären sie wohl kaum mehr imstande, zu sprechen. "Die Beerdigungskosten inklusive Sarg haben vierzig Dollar ausgemacht, die Friedhofsgebühren zwanzig Dollar, das sind insgesamt also sechzig Dollar für das Begräbnis. Stimmt das?"
    "Nein", antwortete ich voll Bitterkeit, "Sie haben was vergessen."
    Er sah mich scharf an. "Was?"
    "Wir haben der Ascension-Kirche zehn Dollar für eine Sondermesse gegeben", sagte ich kalt, "das Ganze kam daher auf siebzig Dollar."
    Sein Bleistift kratzte wieder im Notizbuch herum. "Woher haben Sie das Geld gehabt, Mr. Fisher?"
    "Das geht Sie einen verdammten Dreck an!" schrie ich hemmungslos.
    Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Es geht mich allerdings etwas an, Mr. Fisher", erwiderte er mit scheinheiliger Freundlichkeit, "sehen Sie, Sie leben von der Unterstützung, das heißt, Sie gelten als völlig mittellos. Das heißt also weiter, weil Sie kein Geld haben, helfen wir Ihnen. Aber auf einmal sind Sie im Besitz von siebzig Dollar. Daher sind wir berechtigt zu erfahren, woher Sie sie haben."
    Ich blickte zu Boden. So also machen's diese Leute. Entweder du beantwortest ihre Fragen, oder sie stellen die Unterstützung ein. Dennoch brachte ich's nicht über mich, ihm zu sagen, woher ich das Geld bekommen hatte. Es war etwas zu Persönliches zwischen Vickie und uns. Niemand anderer durfte erfahren, woher wir das Geld hatten, um unser einziges Kind zu begraben. Ich antwortete nicht.
    "Vielleicht haben Sie das Geld mit Nachtarbeit, die Sie uns nicht gemeldet haben, verdient?" sagte er in triumphierendem Ton. "Sie haben uns doch nichts verschwiegen, wie, Mr. Fisher?"
    Jetzt sah ich auf und blickte ihm ins Gesicht. Wie konnten sie das herausbekommen haben? "Was hat das damit zu tun?" fragte ich rasch.
    Er sah mich lächelnd an und schien ungeheuer stolz auf sich zu sein. "Wir haben eben unsre Mittel und Wege, diese Dinge ausfindig zu machen", sagte er in geheimnisvollem Ton, "es macht sich nicht bezahlt, uns zu hintergehen. Wissen Sie, Mr. Fisher, daß man Sie dafür einsperren kann? Es ist nämlich ein Betrug an der Stadt New York."
    Jetzt riß mir die Geduld. Für einen Tag hatte ich bereits genug Jammer erlebt. "Seit wann kommt ein Mensch ins Gefängnis, wenn er arbeiten will?" brach ich wütend los. "Was, zum Teufel, wollen Sie mir da überhaupt an-hängen?"
    "Nichts, Mr. Fisher, gar nichts", sagte er glattzüngig, "ich versuche bloß die Wahrheit herauszubekommen, das ist alles."
    "Die Wahrheit ist, daß drei Menschen von zweiundsiebzig Dollar im Monat und einer Zusatznahrung von Dörrpflaumen und Saatkartoffeln nicht leben können." Ich hatte die Stimme erhoben, und sie hallte in dem kleinen Vorplatz. "Man muß alles versuchen, um sich zusätzlich ein paar Dollar zu verdienen, sonst krepiert man eben!"
    "Sie geben also zu, eine Nachtarbeit angenommen zu haben, während Sie uns vorspiegelten, völlig arbeitslos zu sein?" fragte er gelassen.
    "Ich gebe gar nichts zu!" schrie ich.
    "Und trotzdem

Weitere Kostenlose Bücher