Einen Stein für Danny Fisher: Roman
sah ihn flüchtig an, dann wendete sie ihren Blick mir zu. Ihre. Augen waren stumpf und ausdruckslos. Einen kurzen Augenblick lang flackerte zutiefst in ihnen etwas auf, dann war es wieder erloschen. Ihre Stimme war flach und tonlos. "Ich erinnere mich", sagte sie. "Hallo, Danny."
Die Jahre hatten sie äußerlich wenig verändert. Sie sah noch genauso aus wie damals. Aber ihre Lebensfreude war verschwunden, vernichtet unter dem Druck der Zeit. "Hallo, Ronnie", sagte ich ruhig. Ich erinnerte mich, daß es das letzte Mal genauso gewesen war, aber damals hatte nicht ich ihn aufgesucht, sondern er hatte mich rufen lassen.
Er war aber nicht zufrieden, die Dinge ruhen zu lassen, er mußte es einem unter die Nase reiben, er mußte seinen Triumph voll auskosten. "Danny ist gekommen, um mit mir über ein Geschäft zu verhandeln", sagte er, und im Ton seiner Stimme schwang sein ganzes Machtgefühl. "Niemand kann sich von Maxie Fields fernhalten, Baby, das sag ich doch immer."
"Ja, Maxie." Ihre Stimme war völlig ausdruckslos. Sie drehte sich um und wollte das Zimmer wieder verlassen, doch er rief sie abermals zurück.
"Setz dich, Ronnie", sagte er mit rauher Stimme, "setz dich und leiste uns Gesellschaft."
Gehorsam sank sie neben ihm in einen Fauteuil. Sie saß steif aufgerichtet wie ein Automat, ihr Gesicht war völlig ausdruckslos.
Jetzt wandte er sich wieder mir zu und griff nach seinem Drink. "Also, Danny", sagte er gewichtig.
Auch ich griff nach meinem Drink und trank genießerisch in kleinen Schlukken. Es schmeckte köstlich, und der Alkohol wärmte mich auf. Ich hielt das Glas hoch und sah Maxie durch das Glas hindurch an. "Zigaretten im Wert von hunderttausend", sagte ich einfach.
Er stellte seinen Drink nieder, ohne ihn berührt zu haben, und lehnte sich vor. "Was ist damit?" fragte er.
"Sie können Sie haben", sagte ich gelassen und stellte mein Glas neben das seine, "wenn - Sie mir einen Gefallen tun."
Er holte tief Atem. "Ich kenne dich, Danny", schnaufte er heiser, "du möchtest im Winter Eis verkaufen. Außerdem - wo hast du das Zeug her?"
"Ich habe es", sagte ich, "also hören Sie." Schrittweise erzählte ich ihm die ganze Geschichte - wie ich die Zigaretten bekommen, wie ich sie wieder verloren hatte. Nachdem ich geendet, bemerkte ich, daß er sich für die Sache interessierte.
"Auf welche Art willst du sie zurückbekommen?" fragte er.
"Ich übernehme Sams Geschäftsführung", sagte ich zuversichtlich.
In seinen Augen tauchte jetzt Vorsicht auf, wie das warnende gelbe Licht der Verkehrsampeln. "Und wie willst du's anstellen?"
"Ganz einfach", antwortete ich. Jetzt war ich eiskalt. "Erinnern Sie sich, was wir an dem Tag gesprochen haben, als ich Sie von Lombardi nach Hause fuhr? Erinnern Sie sich, was Sie damals sagten?"
Maxie nickte gewichtig. "Ich erinnere mich." Er blickte mich aufmerksam an. "Wird ihm denn was zustoßen?" fragte er.
Ich griff wieder nach meinem Drink und zuckte die Achseln. "Das werden Sie mir sagen."
"Nein, Danny!!" Ronnies Stimme klang wie ein entsetzter Schrei. Ich drehte mich überrascht um und sah sie an. Ihre Augen waren plötzlich sehr lebendig. "Das darfst du nicht tun! Sam war der einzige . . ."
Maxies Stimme unterbrach sie brutal. "Halt's Maul, Ronnie!" schrie er wild.
Sie wandte sich ihm mit ängstlicher Miene zu. "Maxie, du mußt ihm erzählen ..."
Hinter mir bewegte sich jemand, und plötzlich stand Spit neben ihr. Ich hatte ihn nicht einmal gehört, als er ins Zimmer getreten war.
"Bring sie hinaus!" brüllte Maxie.
Spit griff rasch nach ihrer Hand, aber sie entzog sich hastig seinem Griff und floh, die Hände vors Gesicht schlagend, aus dem Zimmer.
Maxie atmete schwer, als ich mich ihm wieder zuwandte. Er winkte Spit in den Fauteuil, den Ronnie soeben verlassen hatte. Er sah mich einen Moment starr an. In seiner Stimme klang Habgier, als er schließlich wieder zu sprechen begann. "Woher soll ich wissen, daß du sie mir auch wirklich liefern wirst?" fragte er. "Du weißt nicht mal bestimmt, ob er sie tatsächlich hat."
"Kann ich Ihr Telefon einen Moment benützen? Dann werden wir's gleich erfahren", antwortete ich.
Er nickte.
Ich hob den Hörer ab und wählte die Nummer von Sams Lagerhaus. Es war ungemein günstig, daß ich für ihn gearbeitet hatte, denn dadurch kannte ich dort alle Leute.
Jetzt meldete sich eine Stimme, die ich zu erkennen glaubte. "Joe?" fragte ich.
"Ja", antwortete er, "wer ist dort?"
"Danny Fisher", sagte ich rasch, "ich will
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