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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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mich an diesen Gedanken klammern, sonst wäre ich verrückt geworden - restlos und unwiderruflich verrückt. Den ganzen Weg ins Krankenhaus mußte ich immer nur daran denken, während ich neben ihr im Ambulanzwagen saß, ihre eiskalte schlaffe Hand in der meinen, und wir mit heulender Sirene durch die Straßen rasten.
    Sie hatte innere Verletzungen erlitten. Das Kind hatte seine Lage verändert, wie der Arzt sagte, sie fühlte einen starken Druck und blutete aus einer inneren Wunde. Und alles innerlich, wo man's nicht sehen konnte! Aber das wußte man bereits, wenn man in ihr armes weißes, blutleeres Gesichtern sah.
    Man hatte sie rasch und geschickt auf ein schmales weißes Rollbett gelegt und unverzüglich in den Operationssaal gefahren. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, sie konnte mich nicht sehen. Leises Stöhnen drang durch ihre blassen Lippen. Und dann war sie hinter den weißen Türen verschwunden, und ich - ich mußte warten.
    Das war vor mehr als zwei Stunden gewesen, und ich wartete noch immer. Wir warteten alle. Ich blickte zu ihrer Mutter hinüber, die neben dem Fenster saß und nervös ihr Taschentuch hin und her drehte. Ihre Augen waren vom Weinen verschwollen, und sie hörte meiner Mutter zu, die versuchte, sie ein wenig aufzurichten. Sie hatte zu mir kein Wort gesagt, aber ich wußte, sie gab mir die Schuld an dem, was Nellie zugestoßen war. Und irgendwie hatte sie auch recht. Dennoch - wäre Sam nicht gewesen, dann wäre das nicht passiert.
    Draußen auf dem Korridor näherten sich jetzt Schritte. Mimi kam mit besorgter Miene auf mich zugeeilt. "Danny, was ist geschehen?"
    Ich antwortete nicht. Meine Augen waren starr auf Sam gerichtet, der hinter ihr eingetreten war. Auf seinem Gesicht war ein fremder, gequälter Ausdruck. "Was suchst du hier?" schrie ich ihn an.
    "Dein Vater hat angerufen und uns erzählt, daß Nellie einen Unfall hatte. Und da Mimi zu aufgeregt war, um selbst zu fahren, hab ich sie hergebracht", erklärte er.
    Ich stand langsam auf und fühlte, wie meine Beine vor Wut zitterten. Mein Mund war plötzlich ganz trocken. "Bist du nun endlich zufrieden?" fragte ich mit rauher Stimme. "Ist jetzt alles so, wie du's wolltest?"
    In seinen Augen war ein merkwürdig beschämter Ausdruck zu lesen. "Danny, das hab ich bestimmt nicht gewollt", erwiderte er leise.
    Ich sah ihn einen Augenblick starr an, dann brach die aufgespeicherte Wut aus mir hervor und ich stürzte mich mit drohend geschwungenen Fäusten auf ihn. Ich traf ihn mitten aufs Kinn, und er stürzte rücklings zu Boden. Der Krach hallte in dem kleinen Raum, als ich mich neuerlich auf ihn stürzte.
    Zwei Hände hielten meine Arme fest, und ich hörte, wie Mimi auf mich einschrie. Verzweifelt versuchte ich meine Arme loszureißen. Ich wollte ihn mit eigenen Händen töten. Dann begann ich zu weinen. Er hätte die ganze Sache ebensogut zugeben können.    
    Auf einmal hörte ich die Stimme des Arztes. "Mr. Fisher!"
    Sam war im Augenblick vergessen, und ich drehte mich um und hielt den Arzt an seinem Mantelaufschlag fest. "Wie geht's ihr, Herr Doktor?" fragte ich mit heiserer Stimme. "Was macht sie?"
    Sein müdes, faltiges Gesicht erhellte sich etwas, als er mich ansah. "Sie ruht jetzt, Mr. Fisher", antwortete er ruhig, "sie hat zwar noch ziemliche Schmerzen, wird aber durchkommen."
    Ich wurde auf einmal ganz schlaff, meine Erregung schwand dahin. Ich sank kraftlos in meinen Sessel und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Diesmal war mein Gebet erhört worden.
    Ich fühlte die Hände des Arztes auf meiner Schulter und sah zu ihm auf. "Darf ich jetzt zu ihr, Herr Doktor?"
    "Jetzt noch nicht", sagte er kopfschüttelnd, und sein Gesicht wurde sehr ernst. "Mr. Fisher, wir haben eine ganz schwache Aussicht, Ihrem Sohn das Leben zu retten, wenn wir einen Blutspender der richtigen Blutgruppe finden können."
    Ich sprang auf. Ich hatte ihn wohl nicht richtig verstanden. "Was meinen Sie, Herr Doktor?"
    Er blickte mir in die Augen. "Ihr Sohn hat keine schwereren Verletzungen erlitten, vielleicht weil es eine Frühgeburt war und er daher noch sehr klein ist, aber er hat einen ziemlichen Blutverlust gehabt. Wenn wir imstande sind, das Blut früh genug zu ersetzen, dann hat er die besten Aussichten durchzukommen."
    Ich zog ihn heftig am Arm. "Kommen Sie rasch", sagte ich eifrig, "ich hab mehr als genug Blut."
    Er schüttelte wieder den Kopf. "Ich fürchte, Ihr Blut wird uns nichts nützen", erklärte er, "ein schwacher Rhesus-Faktor

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