Einen Stein für Danny Fisher: Roman
aber dennoch hören.
Papa hob seinen Becher nochmals und wandte sich zu Sam. "Und auf meinen zweiten Sohn", sagte er bedächtig, "der einen alten Mann dazu brachte, endlich einzusehen, wie unrecht er getan, und dem ich jetzt noch tiefer zu Dank verpflichtet bin, weil er sein Blut geopfert hat!"
Ich war etwas verblüfft. "Was meinst du damit, Pa?" fragte ich.
Papa sah mich an. "Sam hat so lange mit mir gestritten, bis er mir zu Bewußtsein brachte, was ich verschuldet habe. Er hat mich davon überzeugt, daß ich ein Narr gewesen war, und er brachte mich auch dazu, zu dir zu gehen."
ich starrte Sam an, und er errötete. Papas Stimme schien aus einer ungeheuren Entfernung zu mir zu dringen. "Und jetzt hat er auch noch das Leben deines Sohnes mit seinem Blut gerettet. Wir haben ihm beide unendlich viel zu verdanken. Ich, weil er dich mir zurückgegeben hat, und du, weil er deinem Sohn das Leben schenkte." Papa lachte unmerklich. "Unendlich viel", wiederholte er, "in früheren Zeiten hätte es ein Mann auf gleiche Weise zurückzahlen müssen. Er hätte ein Anrecht auf unser Blut, selbst auf unser Leben, wenn er es so wollte."
Ich trat näher zu Sam, und ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit überwältigte mich. Mein Vater sprach weiter.
"Jetzt, da du selbst einen Sohn hast, Danny, wirst du das Leid kennenlernen, das deine eigenen Taten verschulden. Selbst die kleinen Dinge, von denen du glaubst, sie könnten niemandem weh tun, werden ihn schmerzen, und damit auch dich. Mögest du nie den Schmerz kennenlernen, den ich erleiden mußte, diese unsägliche Qual, daß dein eigenes Kind für deine Fehler bezahlen muß."
Papa hatte recht. Vielleicht werde ich nie für das bezahlen müssen, was ich getan habe, aber vielleicht mein Sohn. Ich starrte Sam noch immer an. Er lächelte. Und dann erinnerte ich mich!
Irgendwo lauerte Fields auf ihn. Und ich hatte diesen üblen Handel abgeschlossen! Gedanken rasten mir durch den Kopf. Es muß einen Weg geben, es rückgängig zu machen!
Ich blickte hastig auf die Uhr an der Wand des Wartezimmers. Es war nach zehn. Ich mußte Maxie erreichen und alles widerrufen. Ich mußte!! "Ich muß telefonieren", sagte ich verstört und eilte aus dem Wartezimmer.
Im Korridor befand sich eine Telefonzelle. Ich stürzte hinein und wählte hastig Fields' Nummer.
Das Telefon läutete einige Male, ehe sich jemand meldete. Es war eine Frauenstimme.
"Kann ich Maxie Fields sprechen?" fragte ich rasch.
"Er ist nicht hier", antwortete eine müde Stimme. "Wer spricht?"
"Danny Fisher", sagte ich, "wissen Sie, wo er ist? Ich muß ihn finden!"
"Danny!" rief die Stimme. "Ja, du mußt ihn finden! Hier spricht Ronnie. Du darfst ihn das nicht tun lassen! Sam war dein einziger Freund! Er war es, der damals, als du zurückkamst, Maxie dazu brachte, von dir die Hände zu lassen. Sam hatte geschworen, ihn zu töten, sollte er je Hand an dich legen!"
Ich schloß müde die Augen. "Und ich dachte, du bist's gewesen", sagte ich.
"Nein", antwortete sie, "auf mich hätte er nie gehört. Ich kam zurück, weil Ben erkrankte und ich das Geld brauchte. Aber es half nichts. Er ist dennoch gestorben."
"Sarah, das tut mir aufrichtig leid."
ich weiß nicht, ob sie mich hörte, weil die weiteren Worte wie eine Flut aus ihrem Mund hervorbrachen. Sie sprach wieder von Sam - von Sam und mir. "Du darfst es nicht zugeben, daß er Sam etwas antut, Danny. Du darfst nicht! Sam war es, der verhindert hat, daß Maxie sich in dein Geschäft eindrängt. Er überredete Lombardi, Maxie zu sagen, daß er sich zurückziehen müsse, weil er selbst sich dafür interessiere. Und dagegen konnte Maxie nichts tun. Er war wütend. Du weißt ja nicht, wie abgrundtief schlecht und verworfen er ist. Du mußt ihn davon abbringen, Danny!"
"Das will ich doch, Sarah", sagte ich ungestüm, "hör mich jetzt an. Hast du eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?"
"Er sagte etwas davon, daß er nach Brooklyn fahren will", antwortete sie. "Er meinte, Sam werde wahrscheinlich heute abend in deinem neuen Haus auftauchen."
Ich sank in der Zelle schlaff zusammen. Das bedeutete wahrscheinlich, daß er Sam in der Nähe meines Hauses auflauerte. Und wenn Sam vom Krankenhaus hinfuhr, dann war er verloren. Ich starrte wie betäubt auf das Telefon. Jetzt blieb mir nur ein einziger Ausweg. Nach Hause fahren, ehe irgend jemand anderer es tat.
"Okay, Sarah", sagte ich langsam und legte den Hörer auf die Gabel. Ich verließ die Telefonzelle und kehrte in das Wartezimmer
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