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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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den Wagen vom Straßenrand in den Verkehr steuerte.
    "Drüben in Clarendon."
    Schweigend fuhren wir einige Häuserblocks entlang. Ich sah ihn unauffällig an. Er mußte einen Grund haben, mich mitzunehmen. Ich überlegte, wann er mit der Sprache herausrücken würde. Plötzlich bremste er scharf und lenkte den Wagen an den Straßenrand.
    Eine junge Frau ging vorbei. Gottkin lehnte sich aus dem Wagenfenster und rief ihr nach. "He, Ceil!"
    Sie blieb stehen, sah zu uns zurück, und jetzt erkannte ich sie auch: es war Miss Schindler, die Lehrerin für Kunstgeschichte. Ihre Stunde war eine der populärsten im ganzen Gymnasium. Die Mädchen konnten's zwar nicht verstehen und fragten sich, warum sich alle Jungen der dritten Klasse urplötzlich so für Kunstgeschichte interessieren, ich allerdings verstand es. Nächstes Jahr werde auch ich in ihrer Stunde sein.
    Sie hatte dunkelbraunes Haar, dunkle Augen und einen von der Sonne leicht getönten Teint. Sie hatte in Paris studiert und die Jungen behaupteten, sie trüge keinen Büstenhalter. Ich hatte zugehört, wenn sie sich darüber unterhielten, wie sie um den Ausschnitt rum aussieht, wenn sie sich über die Pulte beugt.
    "Ach, du bist's, Sam", sagte sie lächelnd und trat an den Wagen heran.
    "Steig ein, Ceil", lud er sie ein. "Ich bring dich nach Haus." Er wandte sich an mich. "Rück rüber, Junge", sagte er, "und mach Platz für sie."
    Ich rückte näher zu ihm hinüber, Miss Schindler setzte sich neben mich und schlug die Tür zu. Es war auf den Vordersitzen gerade Platz genug für uns drei. Ich spürte sofort den Druck ihrer Schenkel und warf ihr verstohlen einen Blick zu. Die Jungen hatten recht. Ich rutschte unruhig hin und her.
    Gottkins Stimme war lauter als gewöhnlich. "Wo hast du bloß gesteckt, Baby?"
    Sie sprach dagegen sehr leise. "Ach, überall", antwortete sie ausweichend und sah auf mich.
    Gottkin bemerkte ihren Blick. "Kennst du Miss Schindler, Fisher?" fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein."
    "Das ist Danny Fisher", sagte er zu ihr.
    Sie sah mich neugierig an. "Bist du der Junge, der heute im Gymnasium den Boxkampf hatte?" fragte sie.
    "Du weißt was davon?" Gottkin war überrascht.
    "Die ganze Schule spricht doch darüber, Sam", erwiderte sie mit merkwürdiger Betonung. "Heut ist der Junge hier der berühmteste Schüler."
    Ich unterdrückte das Bedürfnis, stolz zu lächeln.
    "In dieser Schule kann man wahrhaftig nichts geheimhalten", murrte Gottkin. "Wenn der Alte davon Wind bekommt, bin ich unten durch."
    Miss Schindler sah ihn an. "Das hab ich dir doch schon immer gesagt, Sam", erklärte sie mit derselben merkwürdigen Betonung. "Lehrer haben eben kein Privatleben!"
    Ich sah sie erstaunt an.
    Sie bemerkte meinen Blick und errötete. "Ich hab gehört, daß es ein richtiges Boxmatch war", sagte sie.
    Ich antwortete nicht. Ich hatte den Eindruck, daß sie sich nicht wirklich für den Boxkampf interessierte.
    Gottkin antwortete für mich. "Das war's auch. Fisher stand einfach vom Boden auf und schlug den andern Jungen ohne weiteres k. o. Etwas Ähnliches hat die Welt noch nicht gesehen!"
    Miss Schindlers dunkle Augen umwölkten sich. "Du kannst eben nicht vergessen, was du einmal warst", sagte sie heftig, "was, Sam?"
    Er antwortete nicht.
    Da begann sie wieder in derselben heftigen Art. "Laß mich hier aussteigen, Sam. Da ist schon meine Ecke "
    Er brachte den Wagen schweigend zum Stehen. Sie kletterte hinaus, wandte sich aber nochmals zu uns zurück. "Nett, daß ich dich kennengelernt hab, Danny -" sie lächelte freundlich — "und schau, daß du nicht nochmals in einen Boxkampf verwickelt wirst. Auf Wiedersehen, Sam." Damit drehte sie sich um und strebte ihrer Wohnung zu.
    Sie hatte einen bemerkenswert aufregenden Gang.
    Ich drehte mich wieder zu meinem Sportlehrer zurück. Er starrte ihr mit fest zusammengepreßten Lippen gedankenvoll nach. Dann legte er den Gang ein. "Wenn du noch ein paar Minuten Zeit hast, Junge", sagte er, "kannst du noch zu mir in meine Wohnung mitkommen. Ich möchte dir was zeigen."
    "Okay, Mr. Gottkin", erwiderte ich, und meine Neugierde war neuerdings aufs äußerste erregt.
    Ich folgte ihm durch den Eingang des Erdgeschosses in ein kleines Zweifamilienhaus. Gottkin wies auf eine Tür. "Geh dort hinein, Junge", sagte er. "Ich bin in einer Minute wieder bei dir."
    Ich sah ihm nach, während er die Treppe zum oberen Stockwerk hinauflief, und betrat hierauf das mir bezeichnte Zimmer. Als ich die Tür öffnete, hörte ich von

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