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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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beginnen können."
    "Oh, Mr. Gottkin", sagte ich enttäuscht, "das ist aber schade!"
    Er legte mir die Hand auf die Schulter und schob mich zur Tür. "Tut mir leid, mein Kind, aber Geschäft ist Geschäft. Verstehst du?"
    Ich lächelte ihm von der Türschwelle aus zu. "Gewiß, Mr. Gottkin. Ich verstehe. Morgen ist's auch okay."
    "Ja, Kind, morgen." Mr. Gottkin schloß hinter mir rasch die Tür.
    Ich rannte hastig über die Straße und in einen kleinen Seitenweg hinein. Dort setzte ich mich auf einen Platz, von dem aus ich die Tür beobachten konnte, und wartete. Etwa fünfzehn Minuten später kam sie die Straße entlang.
    Sie ging sehr rasch und sah sich nicht um, bis sie die Tür erreicht hatte. Dann blickte sie die Straße hinauf und hinunter und huschte durch die Tür, die sie hinter sich wieder schloß.
    Ich blieb noch weitere fünf Minuten sitzen, ehe ich aufstand. Mr. Gottkin wäre überrascht gewesen, hätte er gewußt, wieviel ich verstand. Welch ein Tag war das gewesen! Zuerst der Boxkampf in der Schule und jetzt das hier. Und Miss Schindler war doch mit Mr. Rosen, dem Mathematikprofessor, verheiratet! Ich verspürte ein ganz neues Machtgefühl. Ein Wort von mir und alle wären erledigt!
    Auf meinem Weg stand ein Feuerhydrant. Ich setzte mit einem Bocksprung darüber hinweg. Junge, Junge, war ich froh, daß sich Paul verspätet hatte!

6
    Meine Arme erlahmten. Der Schweiß lief mir über die Stirn und in die Augen, die entsetzlich zu brennen begannen. Ich fuhr mit dem Rücken der Boxhandschuhe darüber, dann sah ich meinen Lehrer an.
    Seine Stimme klang rauh, auch er war schweißbedeckt. "Halt deine Linke immer oben, Danny. Dein Schlag muß schnell, hart und kraftvoll sein! Schwing den Arm nicht wie ein Balletttänzer. Blitzschnell und von der Schulter her. Schnelligkeit ist alles! Sieh mal, so!" Er drehte sich zum Punchingball und schlug mit der Linken eine ganze Serie.
    Seine Hand bewegte sich so rasch, daß ich sie nur noch verschwommen sehen konnte. Der Ball wirbelte wie toll gegen das Brett. Dann wandte er sich zu mir zurück. "Los, bemüh dich jetzt, mich zu treffen - schnell und hart!"
    Ich hob die Hände wieder und umkreiste ihn mit gespannter Aufmerksamkeit. Das ging nun schon seit zwei Wochen so, und ich hatte genug gelernt, um bei ihm vorsichtig zu sein. Er war ein strenger Lehrer, und wenn ich einen Fehler machte, mußte ich gewöhnlich schwer dafür büßen — zumeist mit einem Schlag auf das Kinn.
    Auch er umkreiste mich, und seine Handschuhe verschoben sich unmerklich. Ich versuchte mit meiner Rechten einen Scheinangriff. Für den Bruchteil einer Sekunde folgten ihr seine Augen. Da stieß ich mit der Linken blitzschnell in sein Gesicht vor, so wie ich's gelernt hatte.
    Durch die Wucht des Stoßes schnellte sein Kopf plötzlich zurück, und als er ihn wieder senkte, befand sich auf seinem Backenknochen eine rote Quetschwunde. Er richtete sich auf und ließ die Hände sinken.
    "Okay, Junge", sagte er etwas mitgenommen, "das genügt für heute. Ich merk schon, du lernst rasch."
    Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Ich war müde. Rasch knüpfte ich die Bänder meiner Boxhandschuhe mit den Zähnen auf.
    "Nächste Woche ist Schulschluss, Danny", Mr. Gottkin sah mich nachdenklich an.
    Es gelang mir, einen Handschuh auszuziehen. "Ich weiß", antwortete ich.
    "Gehst du über den Sommer in ein Lager?" fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Ich muß meinem Dad im Geschäft helfen."
    "Ich hab für den Sommer in einem Hotel in den Catskills eine Anstellung als Sportlehrer", sagte er. "Ich könnte dir dort einen Posten als Pikkolo verschaffen, wenn du magst. Ich möchte die Stunden nicht gern unterbrechen."
    "Ich auch nicht, Mr. Gottkin -" ich sah zögernd auf meine Handschuhe -"aber ich weiß nicht, ob Pop mir's erlaubt."
    Gottkin setzte sich auf die Couch. Seine Augen überflogen mich prüfend. "Wie alt bist du, Danny?"
    "Dreizehn", sagte ich. "Hab in diesem Monat meine Bar Mitzvah gehabt."
    Er sah mich überrascht an. "Erst?" sagte er enttäuscht. "Ich dachte, du bist viel älter. Du siehst doch viel älter aus und bist größer als die meisten fünfzehnjährigen Buben."
    "Ich werde Papa jedenfalls fragen", sagte ich hastig, "vielleicht erlaubt er mir, mit Ihnen zu gehen."
    Gottkin lächelte. "Ja, mein Kind, tu das nur. Vielleicht erlaubt er dir's."
    Ich steckte Rexie unterm Tisch ein Stückchen Fleisch zu und sah dann zu Papa hinüber. Er schien guter Laune zu sein. Er hatte soeben

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