Einen Stein für Danny Fisher: Roman
zärtlich. "Gefall ich dir nicht?" Sie bog sich mit hoch emporgehobenen Armen stolz zurück, den Kopf tief nach rückwärts gebeugt.
Ich stand regungslos da und starrte sie sprachlos an. Ich wollte sie nicht ansehen, konnte mich aber nicht losreißen.
Sie richtete sich wieder auf und lachte. "Danny!"
"Was?" fragte ich gequält.
"Dreh dein Licht an, Danny. Ich will dich auch sehen!"
Einen Moment verstand ich sie nicht; dann aber kam mir der Sinn ihrer Worte zu Bewußtsein. Der Atem pfiff rasselnd durch meine ausgedörrte Kehle, und plötzlich würde ich mir meines Körpers bewußt. Er hatte mich betrogen! Mein eigener Körper hat mich betrogen!
"Nein!" schrie ich. Scham und Angst wüteten in mir. Ich trat vom Fenster zurück. "Laß mich in Ruh, sag ich dir, laß mich in Ruh!"
"Dreh doch das Licht an, Danny", ihre Stimme klang zärtlich und überredend, "mir zuliebe, Danny. Bitte."
"Nein!" schrie ich in einem Moment aufflammender Rebellion.
Doch ich zögerte einen Augenblick, und meine Hände waren im Begriff, nach dem Lichtschalter zu tasten. Sie hatte recht, ich konnte ihr nie mehr entrinnen. Ich war verloren.
"Nein!" schrie ich nochmals in voller Rebellion. Jetzt haßte ich alles, was mit mir geschah - alles, was ich werden würde, meine reifende Männlichkeit und die Art, wie sie sich manifestierte.
"Ich will nicht!" schrie ich, lief aus dem Zimmer und schlug die Tür meines Zimmers hinter mir zu und hinter all dem, was ich von dort aus sehen konnte.
Ich lief ins Badezimmer und streifte meinen Pyjama ab. Dann starrte ich an meinem verräterischen Körper hinab. Wütend schlug ich auf mich ein. Der Schmerz bereitete mir eine gewisse Befriedigung. Das war gut so. Ich wollte ihn dafür bestrafen, was er mir antat. Ich schlug nochmals auf mich ein. Da durchfuhr mich ein entsetzlicher Schmerz, und ich krümmte mich zusammen. Mit einer Hand hielt ich mich an der Waschmuschel fest und drehte mit der andern die Brause auf. Das Geräusch des gegen den Boden der Wanne prasselnden Wassers beruhigte mich etwas. Einen Moment stand ich noch regungslos, dann trat ich unter den Wasserstrahl.
Das eisige Wasser, das auf meinen erhitzten Leib herabstürzte, jagte mir einen Schauer durch den Körper. Ich straffte mich unter den Nadelspitzen Strahlen. Plötzlich stürzte ich zu Boden und begann zu weinen.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mir, als wäre nichts geschehen -als wäre die vergangene Nacht bloß ein Traum gewesen, den der Schlaf weggeschwemmt hatte.
ich bürstete mir die Zähne, kämmte mein Haar und summte, während ich mich ankleidete, einen Schlager. Verwundert betrachtete ich mich im Spiegel und stellte erstaunt fest, daß mir nichts anzumerken war. All das, was mir geschehen würde - wie sie behauptet hatten war bloß eine Lüge gewesen. Meine Augen waren blau und klar, meine Haut schimmerte glatt und rein, und die Schmerzhaftigkeit meiner Lippen war wieder verschwunden.
Lächelnd verließ ich mein Zimmer. Niemand würde wissen, was mit mir geschehen war. In der Halle traf ich Mimi, die eben ins Badezimmer ging. "Guten Morgen", rief ich fröhlich.
Sie sah lächelnd auf. "Guten Morgen", erwiderte sie. "Du hast gestern Abend so fest geschlafen, daß du nicht mal gehört hast, wie wir nach Haus gekommen sind."
"Ich weiß." Ich grinste, denn ich hatte das Gefühl, daß unser kleiner Privatkrieg endgültig vorbei war. Rexie folgte mir über die Treppe hinunter.
"Morgen, Ma", rief ich, als ich in die Küche trat. "Brötchen für heute?"
Mamma lächelte nachsichtig. "Frag nicht so dumm, Danny."
"Okay, Ma", ich nahm Geld aus dem Glas über dem Spültisch und ging auf die Tür zu. "Komm mit, Rexie!"
Sie folgte mir schweifwedelnd aus dem Haus, lief an mir vorbei in die Allee und von dort auf die Straße, wo sie sich im Rinnstein nieder hockte. Ich sah ihr lächelnd zu. Es war ein wunderbarer Morgen und es würde ein herrlicher Tag werden. Die Sonne schien, und die Luft war kühl und frisch.
Rexie begann jetzt den Häuserblock hinunterzulaufen, und ich folgte ihr. Gestern Nacht hatte ich bloß einen bösen Traum gehabt. So war's! In Wirklichkeit war es nie geschehen. Ich atmete tief ein, und als sich meine Lunge mit Luft füllte, war mir's, als müßte mir die Brust zerspringen.
"Danny!"
Ihre weiche, ruhige Stimme ließ mich plötzlich innehalten. Langsam drehte ich mich um und sah zu ihrer Veranda hinauf. Sie stand oben und lachte mich mit durchtriebener Miene an. "Warum bist du gestern Abend
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