Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
Vom Netzwerk:
stets eine unerschöpfliche Quelle seines Stolzes gewesen.
    Eine Frau betrat das Geschäft, und Papa lächelte mechanisch. "Ja, Ma'am?"
    Sie legte ein Zehn-Cent-Stück auf den Ladentisch. "Können Sie mir zwei Fünf-Cent-Stücke geben, Doc? Möcht telefonieren."
    Schweigend nahm er das Zehn-Cent-Stück vom Tisch und schob ihr zwei Fünf-Cent-Stücke hin. Er folgte ihr mit dem Blick, während sie zur Telefonzelle ging. Das Paket lag noch immer auf dem Ladentisch, wohin es der Fahrer gelegt hatte. Aber Papa hatte jetzt keine Lust, es auszupacken. Er wollte es nicht einmal berühren.
    Ich bog um die Ecke, ging an der Kneipe vorbei und blickte über die Straße. Die blauen und grauen Buchstaben auf den Schaufenstern kamen in Sicht:

    FISHERS APOTHEKE
    FARMICIA ITALIANA      NORSK APOTHEKE
    EX-LAX

    Während ich an der offenstehenden Tür der Kneipe vorbeilief, hörte ich aus dem Innern laute, ärgerliche Stimmen; ich blieb aber nicht stehen, denn dort drinnen wurde immer gestritten.
    Und jetzt war ich bereits bei dem Geschäft. Papa stand hinter dem Ladentisch, ein kleiner dunkelhaariger Mann in einem hellgelben Arbeitsmantel. Anscheinend studierte er ein Päckchen, das vor ihm auf dem Ladentisch lag. Ich trat ein.
    "Hello, Papa." Meine Worte schienen in dem leeren Raum widerzuhallen. Der stickige, wohlvertraute Geruch der Drogen stieg mir in die Nase. Ich werde mich beim Anblick einer Drogerie immer dieses Geruchs erinnern. Als ich noch klein war, roch ich es stets an Papas Kleidern, wenn er von der Arbeit nach Hause kam.
    "Danny!" Papas Stimme klang erfreut. Er kam um den Ladentisch herum. "Was tust du denn in dieser Gegend?"
    "ich hab die Auskünfte über das Hotel von Mr. Gottkin bekommen, erklärte ich und sah ihm ins Gesicht.
    Papa lächelte müde. Er schien sehr erschöpft zu sein, "Ich hätt mir? ja denken können", sagte er traurig, daß du einen besonderen Grund hattest."
    "Ich war auf jeden Fall hergekommen", sagte ich rasch.
    Papa sah mich sehr überlegen an. Ich konnte ihn nicht täuschen. Er fuhr mir liebevoll durch die Haare "Okay, sagte er sanft, "komm ins Hinterzimmer, dort können wir die Sache ungestört besprechen.
    Ich war eben im Begriff, ihm in das Hinterzimmer zu folgen und schon um den Ladentisch herumgegangen, als ich von der Türschwelle her einen Schrei hörte. Ich drehte mich erschrocken um.
    "Doc!" schrie der Mann nochmals.
    Ich fühlte die Hände meines Vaters auf den Schultern und daß er mich hinter sich schob. Sein Gesicht war kreideweiß.
    Der Mann auf der Türschwelle war blutüberströmt. Auf einer Gesichtshälfte befand sich eine lange klaffende Wunde, die bis zum Hals hinunterreichte. Das nackte Fleisch war bloßgelegt und der weiße Kieferknochen wurde unter dem hervorschießenden Blut sichtbar. Er machte einige zögernde Schritte in den Laden, wobei das Blut auf seine Beine und Füße hinunterspritzte. Er tastete mit den Händen nach einem Halt und klammerte sich verzweifelt an den Ladentisch, während er uns sein schmerzgepeinigtes Gesicht zukehrte. "Sie haben mich gestochen, Doc."
    Sein Griff lockerte sich, und er begann auf den Fußboden zu gleiten. Er sank vor dem Tisch auf die Knie, hielt sich aber noch immer an der Kante oberhalb seines Kopfes fest, das Gesicht auch weiterhin uns zugewandt. Er sah aus wie ein Mann, der betet. "Hellen Sie mir, Doc!" Seine Stimme war nur noch ein schwaches, heiseres Flüstern. "Lassen Sie mich nicht sterben."
    Dann löste sich sein Griff, und er fiel der Länge nach vor unsre Füße. Ich sah, wie sein Blut langsam in der Wunde pulsierte. Ich sah meinen Vater an. Sein Gesicht war kreideweiß, und seine Lippen bewegten sich leise. Er sah krank aus, und auf seiner Stirn standen Schweißtropfen.
    "Papa!" schrie ich.
    Er starrte mich mit weit aufgerissenen, gepeinigten Augen an.
    "Papa, willst du ihm denn nicht helfen?" Ich konnte nicht glauben, daß er den Mann hier sterben lassen wollte.
    Papa preßte die Lippen grimmig zusammen. Er ließ sich neben dem Mann auf die Knie fallen. Der Mann war inzwischen ohnmächtig geworden, sein Mund stand offen. Papa sah mich an. "Geh zum Telefon, Danny", sagte er ruhig, "und bestell einen Rettungswagen."
    Ich lief zum Telefon. Als ich zurückkam. war der Laden mit Menschen überfüllt, die sich um den Mann am Boden drängten; ich mußte mir durch diese Neugierigen erst einen Weg bahnen.
    Papa bat sie flehentlich: "Bitte, treten Sie doch zurück. Lassen Sie ihm doch etwas Luft zum Atmen!"
    Sie beachteten

Weitere Kostenlose Bücher