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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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davongelaufen?" fragte sie beinahe vorwurfsvoll.
    Ein bitterer Geschmack kam mir in den Mund. Es ist also doch wahr. Es ist also kein Traum gewesen. Ich konnte also nicht entkommen! Ich begann sie zu hassen. Ich spuckte auf den Gehsteig. "Du gemeines Luder!"
    Sie lächelte noch immer, während sie von der Veranda herunterkam und auf mich zutrat. Ihr Körper spiegelte ihre ganze Sicherheit wider. Und ihr Gang rief mir in Erinnerung, wie sie gestern Abend, an ihrem Fenster stehend, ausgesehen hatte. Jetzt stand sie mit lächelndem Mund dicht neben mir. "Du hast mich ja doch gern, Danny, kämpf doch nicht dagegen an", sagte sie in verführerischem Ton. "ich hab dich lieb."
    Ich starrte sie eiskalt an. "Ich hasse dich und deine Unverfrorenheit", sagte ich.
    Sie starrte mich gleichfalls an. Das Lächeln verschwand und wich dem Ausdruck einer ungeheuren Erregung. "Du glaubst, daß du's ernst meinst, aber das ist ein Irrtum", sagte sie und hob ihre Hände mit einer sonderbaren Gebärde. "Du wirst drüber wegkommen. Und dann kommst du zu mir zurück, weil du mehr davon haben willst!"
    Ich starrte ihre Hände an. Sie bewegte den Zeigefinger einer Hand kreisförmig in der Handfläche der andern. Dann sah ich ihr wieder ins Gesicht und sie lächelte. Ich wußte, was sie meinte. Sie hatte recht. Ich würde zurückkommen.
    ich drehte mich rasch um, rief nach Rexie und lief den Häuserblock hinunter. Aber in Wirklichkeit lief ich dem Hund gar nicht nach. Ich lief vor ihr davon. Gleichzeitig wußte ich aber, daß ich nicht schnell genug laufen konnte, um mein Heranreifen zu verhindern.

8
    ich konnte es kaum erwarten, daß die letzte Unterrichtsstunde ein Ende nahm. Mr. Gottkin hatte mir alle Auskünfte gegeben, die Papa verlangt hatte, und ich beschloß, zu ihm ins Geschäft zu fahren, um ihm gleich alles zu erzählen. Papa würde sich darüber freuen; er freut sich immer, wenn ich zu ihm ins Geschäft komme. Ich erinnerte mich, daß mich Papa, als ich noch ein kleiner Junge war, in alle Geschäfte der andern Kaufleute des Häuserblocks schickte, um mit mir zu paradieren. Mir machte das viel Spaß, weil alle meinetwegen soviel Aufhebens machten.
    Ich erwischte den Trolleybus an der Ecke der Church und Flatbush Avenue und fuhr Stadtwärts. Hierauf stieg ich in den Trolleybus um, der die Stadt durchquert und längs der Sands Street nahe am Navy Yard vorüberfuhr. Zwei Häuserblocks von dem Geschäft entfernt stieg ich aus.
    Ich hoffte, daß Papa mir erlauben würde, mit Mr. Gottkin aufs Land zu fahren. Jetzt wünschte ich mir's mehr denn je. Denn es war die einzige Möglichkeit, von Marjorie Ann loszukommen. Ich hatte Angst vor ihr und vor den Gefühlen, die sie in mir wachrief. Alles wird wieder okay sein, wenn ich den ganzen Sommer weg bin.
    Ein Trompetensignal unterbrach meine Gedanken. Ich sah zur Marinewerft hinüber. Es war vier Uhr, und die Wache wurde abgelöst. Ich beschloß, mir das noch anzusehen — ein paar Minuten mehr machten schon nichts mehr aus.

ICH WAR NICHT DABEI, ALS . . .
    Papa hob den Deckel der Registrierkasse und sah hinein. Der Kontrollstreifen wies neun Dollar und vierzig Cent aus. Er schüttelte den Kopf, dann sah er auf die große Wanduhr. Bereits vier Uhr. In normalen Zeiten zeigte der Kontrollstreifen zehnmal soviel an. Wenn das so weiterging, wußte er nicht, wo er die Raten für die Hypothek hernehmen sollte.
    Jetzt hörte er, daß ein Lastwagen vor seinem Geschäft stehenblieh und sah hinaus. Es war der Lieferwagen von Towns & James, den Zwischenhändlern, mit denen er, seit er das Geschäft führte, gearbeitet hatte. Der Fahrer betrat den Laden und trug ein kleines Paket unter dem Arm.
    "Hello, Tom", sagte Papa lächelnd.
    "Hello, Doc", antwortete der Mann. "Hab ein Paket für Sie. Macht zwölf sechzig."
    Papa zog einen Bleistift aus der Tasche. "Is gut", sagte er, "ich werd's bestätigen."
    "Tut mir leid, Doc, muß als Nachnahme bar bezahlt werden."
    "Als Nachnahme?" fragte Papa mit gekränkter Miene. "Aber ich mach mit Ihnen doch seit beinahe zwanzig Jahren Geschäfte und hab meine Rechnungen immer bezahlt."
    Der Fahrer zuckte teilnehmend die Achseln. "Ich weiß, Doc", sagte er leise, "aber ich kann's nich ändern, 's ist ein Befehl, 's ist ja auch auf die Rechnung gestempelt."
    Papa drückte auf den Hebel, der die Lade aufspringen ließ, und zählte das Geld langsam auf den Ladentisch. Der Fahrer nahm es und legte das Paket auf den Tisch. Papa schämte sich, ihn anzusehen. Sein Kredit war

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