Einen Stein für Danny Fisher: Roman
nach ihr.
"Nimm die Leine mit, Danny, 's ist eine fremde Gegend und sie könnte sich verlaufen", sagte mein Vater und hielt mir die Leine entgegen.
"Ja, richtig", sagte ich. Rexie und ich traten in die düstere Vorhalle, und ich begann die Treppe hinabzusteigen.
Etwa in der Mitte der ersten Treppenflucht bemerkte ich, daß sie mir nicht nachkam. Sie stand am oberen Treppenabsatz und sah zu mir hinunter. Ich rief: "Komm, Mädchen." Sie rührte sich nicht. Ich rief nochmals. Da kauerte sie sich auf den Boden, sah mich an, wedelte nervös mit dem Schwanz. Ich kehrte um, ging zu ihr hinauf und befestigte die Leine an ihrem Halsband. "Komm jetzt", sagte ich, "sei doch kein Baby."
Ich begann die Treppe wieder hinabzusteigen, und sie folgte mir vorsichtig. Bei jedem Treppenabsatz mußte ich sie von neuem antreiben, die folgenden Stufen hinunterzugehen. Endlich waren wir auf dem Vorplatz, von dem aus sie auf die Straße hinaussehen konnte. Da versuchte sie plötzlich wieder zurückzulaufen. Die Leine hielt sie mit einem Ruck zurück, und sie kauerte sich wieder auf den Boden. Ich kniete mich zu ihr und nahm ihren Kopf zwischen meine Hände. Da fühlte ich, wie sie am ganzen Körper zitterte. Ich hob sie auf und trug sie die wenigen Stufen hinunter. Auf der Straße schien sie keine Angst mehr zu haben. Als wir uns aber der Clinton Street zuwandten, sah sie sich ängstlich um. Der Verkehrslärm flößte ihr Furcht ein.
Am andern Ende des Häuserblocks schien mir weniger Verkehr zu sein, ich beschloß daher, mit ihr dorthin zu gehen. Vor einer Konditorei wartete ich auf das Wechseln des Verkehrszeichens. Ein riesiger Lastwagen rasselte vorbei, und Rexie begann ängstlich an der Leine zu zerren. Ich hörte, wie sie keuchte, als sich die Leine um ihre Kehle zusammenzog. Jetzt hatte sie tatsächlich Angst, sie zitterte am ganzen Körper und hatte den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Als ich mich zu ihr niederkniete, um sie zu beruhigen, hörte ich hinter mir rohes Gelächter. Ich sah über die Schulter zurück.
Drei Burschen, etwa in meinem Alter, standen vor der Konditorei. Einer von ihnen machte sich über die Angst meines Hundes lustig. Sie bemerkten, daß ich sie ansah.
"Was is los, Kamerad", sagte der Bursche, der gelacht hatte, höhnisch. "Ist dein Köter feig?"
"Nicht mehr als du, Kamerad", erwiderte ich sarkastisch, während ich weiter bemüht war, Rexie zu beruhigen.
Die beiden andern Burschen wurden bei meiner Antwort ganz still. Sie sahen den Burschen, mit dem ich gesprochen hatte, erwartungsvoll an. Er warf ihnen blitzschnell einen verständnisinnigen Blick zu, dann kam er wiegenden Schrittes zu mir herüber. Ich kannte dieses Spiel nur zu gut. Er mußte seinen Worten jetzt den nötigen Nachdruck verleihen. Ich lachte grimmig. Na, der wird ja keine schlechten Überraschungen erleben! Jetzt war mir plötzlich viel leichter. Die Gelegenheit zur Gewalttätigkeit, die sich mir nun bot, linderte den Schmerz in meinem Innern.
Jetzt stand er dicht vor mir. Neben dem Hund kniend, sah ich zu ihm auf, während ich noch immer damit beschäftigt war, Rexie durch Streicheln zu beruhigen. "Was hast du gesagt, Kamerad?" sagte er betont langsam.
Ich lächelte dünn. "Du hast schon beim erstenmal richtig verstanden, Kamerad", erwiderte ich, indem ich seine Sprechweise nachäffte. Gleichzeitig wollte ich mich erheben.
Ich sah seinen Fuß zwar kommen, konnte ihm aber nicht rasch genug ausweichen. Sein Schuh traf mich mitten auf den Mund, und ich fiel rücklings in den Rinnstein. Die Leine rutschte mir aus der Hand. Ich wälzte mich verzweifelt weiter, um sie wieder zu erwischen, sie war aber bereits außer Reichweite. Ich war durch den Stoß ein wenig betäubt und schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen; da hörte ich einen Schrei.
Ich raffte mich erschrocken auf, der Streit war vergessen. Rexie lief auf der Fahrbahn, mitten im dichtesten Verkehr, und raste im Zickzack wie wahnsinnig hin und her.
"Rexie!" schrie ich.
Sie wandte sich sofort um und begann auf mich zuzulaufen. Plötzlich hörte ich, wie sie hoch und spitz auf jaulte, während sie unter den Rädern eines kleinen Lieferwagens verschwand, der um die Ecke gekommen war, um noch vor dem roten Licht einzubiegen. Ich lief zu ihr hin. Sie schrie noch einmal auf, diesmal aber viel schwächer. Dann lag sie seitlich im Rinnstein, ihre Brust hob sich mühsam und ihr schönes braunes Fell war mit Blut und Schmutz bedeckt. Ich fiel neben ihr im Rinnstein
Weitere Kostenlose Bücher