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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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nieder. Mir schien das, was ich vorhatte, nur gerecht zu sein. Hier hatte sie gelebt, hier sollte sie auch ruhen. Dort, wo sie glücklich gewesen war.
    Ich sah mich suchend um. Ich brauchte eine Schaufel, um die Erde auszuheben. Ich überlegte, ob sich die Schaufel noch im Keller befand, die wir für die Feuerung verwendet hatten. Ich ging auf das Haus zu, blieb aber wieder stehen und kehrte zurück, um Rexie zu holen. Sie wollte nie allein bleiben.
    Ich hatte die Hausschlüssel noch in der Tasche und öffnete die Tür. Dann trug ich den Karton hinein und stellte ihn auf die Kellertreppe. Im Haus war es stockfinster, aber ich brauchte kein Licht, ich kannte jeden Zoll.
    Ich stieg in den Keller hinunter; die Schaufel lehnte, wie immer, an der Kohlenkiste. Ich holte sie mir und stieg die Treppe wieder hinauf. Zuerst wollte ich Rexie mit hinausnehmen, während ich ihr Grab schaufelte, überlegte mir's dann wieder und ließ sie auf der Stufe der Kellertreppe. Sie hatte sich vor der Schaufel ständig gefürchtet.
    Ich grub, so leise es mir möglich war, denn ich wollte nicht, daß mich jemand hörte. Die kalte Nachtluft schlug mir ins Gesicht, ich beachtete es aber nicht, ja ich schwitzte sogar unter meiner Schafpelzjacke. Als die Grube groß genug war, kehrte ich ins Haus zurück, nahm den Karton und trug ihn hinaus. Ich stellte ihn behutsam in die Grube. Ich erhob mich wieder, um nach der
    Schaufel zu greifen, da kam mir plötzlich ein furchtbarer Gedanke: Wie, wenn sie gar nicht tot wäre ? Was, wenn sie noch lebte ?!
    ich kniete mich wieder hin und öffnete die Klappen des Kartons, schob mein Gesicht ganz nahe zu ihr hin und lauschte. Ich hörte nichts, war aber noch immer nicht beruhigt. Ich griff in den Karton und tastete nach ihrer Schnauze. Die Wärme war bereits aus ihrem Körper entwichen. Langsam schloß ich den Karton und erhob mich wieder.
    Als ich die feuchte Erde über sie häufte, traten mir die Tränen in die Augen. Betet man für einen Hund? Ich wußte es nicht, aber ich betete dennoch für sie. Das Gebet glitt lautlos über meine Lippen und in die Nacht hinaus. Schließlich war sie ganz mit Erde bedeckt, und ich trat die Erde wieder glatt und eben. Der Mond war aufgegangen, und sein kaltes winterliches Licht warf geisterhafte Schatten über den Hof. Sie hatte kaltes Wetter immer unendlich geliebt, sie wurde übermütig und begann herumzutollen. Ich hoffte, daß ihr das Wetter, wo sie sich auch befinden mochte, ebenso gefiel.
    Ich weiß nicht, wie lange ich mit der Schaufel in der Hand dort gestanden war, aber ich war völlig durchfroren, als ich mich endlich zum Gehen wandte. Tränen liefen mir lautlos über die Wangen, aber ich weinte noch nicht.
    Ich trat ins Haus zurück und stieg, ohne zu überlegen, in mein Zimmer hinauf. Ich lehnte die Schaufel an die Wand und trat zu der Stelle, wo mein Bett gestanden hatte. Beim hellen Mondlicht, das durch die Fenster strömte, konnte ich die Stelle auf dem Boden genau erkennen, auf der Rexie unter meinem Bett geschlafen hatte. Da fiel ich auf den Boden, und jetzt weinte ich. Es waren bittere, salzige Tränen, die mir in den Mund liefen, als mein Körper endlich auf meinen Schmerz reagierte.
    Als ich völlig erschöpft war, stand ich schwerfällig auf und verließ, ohne nochmals zurückzuschauen, das Zimmer, schritt die Treppe hinunter und aus dem Haus.
    Der fette Freddie Conlon trat gerade aus seinem Haus, als ich den Fahrweg entlangging. Er sah mich überrascht an. "Danny! Was machst denn du hier?" fragte er. "Hast wahrscheinlich was zurückgelassen, nicht?"
    Ohne zu antworten ging ich an ihm vorbei und ließ ihn verdutzt auf der Straße stehen. Ja, ich hatte etwas zurückgelassen. Mehr als ich geahnt hatte.
    Die Uhr im Schaufenster des Juweliergeschäfts nahe der Kreuzung der Clinton und Delancey Street zeigte neun Uhr, als ich um den Häuserblock kam. Ich bewegte mich wie im Traum. Menschen drängten sich an mir vorbei, und überall herrschte Lärm und Durcheinander, aber ich sah und hörte nichts. Im Körper tobte ein dumpfer Schmerz und eine Gesichtshälfte, dort, wo mich der Schuh getroffen hatte, war mehr als empfindlich.
    Ich befand mich bereits auf den Stufen unsres Wohnhauses, als ich plötzlich aufwachte. Ich hörte den Verkehrslärm wieder und die Stimmen der Menschen. Ich blickte um mich, als sähe ich das alles zum erstenmal. Das Licht der Konditorei an der Ecke schien mir zu winken. Eine Bande junger Burschen lungerte noch immer davor herum. Ich

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