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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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Lachen auf der Straße, und selbst die Kleinen waren zurückhaltend in ihren Freudenausbrüchen.
    Ich ging die Delancey Street entlang, vorbei an billigen Geschäften mit geschmacklosen Waren, am Lichtspieltheater, vor dem eine große Reklametafel noch immer eine Matinee für Frühaufsteher zum Preis von zehn Cent ankündigte. Ich wand mich nach links in die Clinton Street und wanderte gesenkten Hauptes die beiden Häuserblocks bis zur Stanton Street weiter. Ich wollte mich nicht umschauen. Das grauenhafte Gefühl in meiner Magengrube wurde die ganze Zeit über beständig ärger, bis ich fühlte, daß es mir bis in die Kehle stieg.
    Plötzlich blickte ich auf. Da war es: ein altes graues Haus mit trüben, schmalen Fenstern, das sich fünf Stock hoch gegen den Himmel erhob. Einige Stufen führten zur Eingangstür. Zu beiden Seiten waren Geschäfte, das eine eine Schneiderwerkstatt mit düsteren, staubbedeckten Fenstern, das andere stand leer.
    Langsam, widerwillig stieg ich die Stufen hinauf. Oben drehte ich mich nochmals um und sah auf die Straße. Hier also sollten wir leben! Eine Frau kam aus dem Haus und drängte sich an mir vorbei, um die Stufen hinabzugelangen. Knoblauchgeruch strömte von ihr aus. Ich sah, wie sie die Straße überquerte und auf einen der Handwagen zuging, dort stehenblieb und mit dem Hausierer zu feilschen begann.
    Ich drehte mich um und betrat das Haus. Der Eingang war finster, und ich stolperte über etwas, das am Boden lag. Mit einem gemurmelten Fluch bückte ich mich, um es wieder aufzustellen. Es war eine mit Abfällen gefüllte Papiertüte. ich ließ sie rasch wieder dorthin fallen, wo ich sie gefunden hatte, und begann die Treppe emporzusteigen.    
    Drei Treppen hoch, und auf jedem Treppenabsatz sah ich eine Papiertüte vor der Tür stehen, die so lange dort blieb, bis der Hausbesorger sie abholte. Schwerer Küchengeruch hing in der abgestandenen, kalten Luft des Stiegenhauses. ich erkannte unsre Wohnung an den Koffern, die auf dem Treppenabsatz neben der Tür standen. Ich klopfte.
    Mamma öffnete die Tür. Wir standen einen Moment regungslos und sahen einander bloß an, dann betrat ich schweigend die Wohnung. Mein Vater saß am Tisch. Ich hörte die Stimme von Mimi, die sich in einem der Vorderzimmer aufhielt.
    Ich blieb in der Küche stehen. Die Wände waren mit einer seltsam stumpfweißen Farbe übertüncht, die erfolglos versuchte, die darunter befindliche Schmutzschicht zu verdecken. Die hellgelben Vorhänge, die Mamma bereits an dem kleinen Fenster neben dem Tisch angebracht hatte, gaben dem Raum einen gewaltsam heiteren Anstrich.
    Sie sah mich besorgt an. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. In diesem
    Augenblick kam Rexie aus einem der Zimmer gelaufen, sie wedelte heftig, und ich kniete mich zu ihr, um sie zu streicheln.
    "Es ist sehr hübsch hier", sagte ich, ohne aufzuschauen.
    Einen Moment herrschte tiefe Stille, als ich aber verstohlen aufblickte, bemerkte ich, wie Papa und Mamma einander ansahen. Dann sagte meine Mutter. "Ach, Danny, es ist nicht gar so arg. Für eine kurze Zeit wird's schon gehen, nur so lang, bis dein Vater wieder auf die Beine kommt. Und jetzt will ich dir den Rest der Wohnung zeigen."
    Ich folgte ihr durch die Zimmer. Es gab nicht viel zu sehen, ich glaube auch nicht, daß es in einer kleinen Vierzimmerwohnung je etwas zu sehen gibt. Mein Zimmer war ungefähr halb so groß wie mein altes Zimmer, und das Schlafzimmer der Eltern war auch nicht viel größer. Mimi mußte auf der Couch im Wohnzimmer schlafen.
    Ich schwieg, während ich mir alles ansah. Die Zimmer waren alle mit derselben abstoßenden weißen Farbe gestrichen. Was sollte ich da sagen? Der Mietzins war niedrig, und das war die Hauptsache: achtundzwanzig Dollar im Monat mit Dampfheizung und Warmwasserversorgung.
    Wir kehrten in die Küche zurück, Rexie folgte mir noch immer auf dem Fuß. Mein Vater hatte kein Wort gesprochen. Er saß bloß am Tisch, rauchte eine Zigarette und sah mich stumm an.
    Ich kraulte dem Hündchen die Ohren. "Hat Rexie euch viel Mühe gemacht?" fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. "Sie hat nicht gestört", sagte er, beinahe formell. Seine Stimme klang ganz verändert, nicht mehr wie früher, sie klang, als hätte er alle Selbstsicherheit verloren.
    "Du solltest sie jetzt hinunterführen, Danny", sagte meine Mutter. "Sie war den ganzen Tag nicht unten. Ich glaube, sie ist ein bißchen nervös."
    Ich war froh, etwas zu tun zu haben. Ich ging zur Tür und rief

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