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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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auf die Knie.
    "Rexie!" rief ich mit erstickter Stimme. Als ich sie aufhob, entschlüpfte ihr ein leises Stöhnen, beinahe war es ein Seufzer. Ihre Augen waren sanft und schmerzgepeinigt. Ihre Zunge schlüpfte zwischen ihren Lippen hervor und fuhr mir leicht über die Hand, auf der sie eine Blutspur hinterließ.
    Ich hielt ihren heftig zitternden Körper an mich gedrückt. Plötzlich schnappte sie nach Luft, dann war sie ganz still. Ihre Pfoten fielen kraftlos gegen meine Jacke. Das Licht ihrer Augen war erloschen. "Rexie", rief ich beschwörend. Ich konnte es nicht glauben. Sie war doch so lebendig gewesen, so schön. "Rexie! Mädchen!"
    Ein Mann drängte sich durch die Menge, die sich um mich gesammelt hatte. Sein Gesicht war ganz blaß. "Jesus, Junge, ich hab sie ja nicht mal gesehen!"
    Ich starrte ihn einen Moment an, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Ich kann mich auch jetzt an nichts erinnern, außer daß sein Gesicht sehr blaß war - an sonst nichts. Ich erhob mich, um nach Hause zu gehen, Rexie noch immer in meinen Armen. Die Leute traten stumm zurück. Ich konnte nicht weinen, meine Augen brannten, aber ich konnte nicht weinen. Jetzt war ich im Hausflur, jetzt auf der fremden Treppe mit den beklemmenden Gerüchen und jetzt stand ich vor unsrer Tür. Ich stieß sie auf.
    Mamma schrie auf und erhob sich von ihrem Sessel. "Danny! Was ist geschehen?"
    Ich sah sie stumm an. Einen Moment lang konnte ich nicht sprechen. Papa und Mimi kamen herausgelaufen, als sie Mamma aufschreien hörten. Jetzt standen sie alle um mich herum und sahen mich an.
    "Sie ist tot", kam es schließlich von meinen Lippen. Ich erkannte meine eigene Stimme nicht mehr. Sie war heiser und rauh. "Sie ist überfahren worden."
    Auf dem Boden vor mir stand eine leere Pappschachtel. Ich kniete nieder und legte Rexie sanft hinein. Langsam schloß ich die Klappen über ihr. Dann stand ich wieder auf.
    Mimis Augen standen voll Tränen. "Wie ist's denn passiert?"
    Ich beneidete sie um ihre Tränen. Ich wünschte mir, auch weinen zu können, vielleicht würde mir dann leichter. Bitterkeit stieg mir bis in die Kehle. "Es ist eben passiert", sagte ich kurz, "was spielt es jetzt noch für eine Rolle, wie es passiert ist?"
    Ich wusch mir am Spültisch das Blut von den Händen und trocknete mich an einem Tellertuch ab. Dann ergriff ich den Karton und öffnete die Tür.
    Papas Stimme rief mich zurück. "Wohin gehst du?"
    "Sie begraben", antwortete ich in dumpfem Ton. "Sie kann nicht hier-bleiben."
    Er legte mir die Hand auf die Schulter und sah mir in die Augen. "Es tut mir furchtbar leid, Danny", sagte er teilnehmend. Seine Augen waren ganz dunkel geworden. Er verstand. Aber auch das hatte nichts mehr zu bedeuten — nichts konnte mir jetzt noch etwas bedeuten.
    Müde schob ich seine Hand von meiner Schulter. "Es kann dir auch leid tun", sagte ich mit bitterer Anklage. "Du bist an allem schuld! Hätten Wir das Haus nicht verloren und hätten wir nicht ausziehen müssen, dann wäre das nie passiert!"
    Ich sah den schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen, während er die Hände sinken ließ. Ich trat in die Vorhalle hinaus und schloß hinter mir die Tür. Es war seine Schuld! Er hätte das Haus nie preisgeben dürfen!
    Auf dem Platz neben der Brücke bestieg ich den Utica-Reid-Trolleybus. Während der ganzen langen Fahrt über die Brücke, durch Williamsburg und schließlich bis nach Flatbush hielt ich den Karton auf meinen Knien. Ich verließ den Trolleybus in der Clarendon Street und der Karton wog schwer in meinen Händen, als ich durch die vertraute Straße schritt. Vor meinem geistigen Auge lief sie schweifwedelnd vor mir her und ich vermeinte ihr freudiges Bellen zu hören, wenn sie meiner ansichtig wurde. Ich sah ihr schönes rotbraunes Fell vor mir und fühlte die seidige Weichheit, wenn ich sie hinter dem Ohr kraulte. Ich fühlte ihre kühle, feuchte Zunge, die mein Ohr leckte, wenn ich mich zu ihr niederkniete, um sie zu begrüßen.
    Es war bereits dunkel, als ich das Haus erreichte. Ich blieb auf der Straße stehen und sah hinauf. Die Fenster starrten mich groß und leer an. Wir waren erst an diesem Morgen ausgezogen, dennoch sah es bereits einsam und verlassen aus. Ich blickte die Straße auf und ab, um festzustellen, ob mich jemand gesehen hatte. Die Straße lag leer und verlassen. Im Haus der Conlons brannte ein Licht, aber es hörte mich niemand, als ich den Fahrweg leise hinaufschlich. Ich ging bis zum Hinterhof, dort stellte ich den Karton

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