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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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wohl aus der Tür treten sehen, aber nicht wiedererkannt, weil sie in ihren eigenen Kleidern viel jünger aussah als in ihrer Geschäftsuniform.
    "Hello, Nellie." Ich sah sie erstaunt an. Sie war ja nicht mehr als ein Kind. Sie konnte höchstens so alt sein wie ich. "Hungrig?" fragte ich nach kurzem Zögern.
    Sie nickte. Sie schien ein wenig verlegen zu sein, nicht mehr so selbstsicher wie hinter der Theke.
    Ich nahm sie am Arm und steuerte mit ihr auf die Ecke zu, wobei ich sie verstohlen betrachtete. Ihr Haar war jettschwarz und dort, wo das Licht der Schaufenster hintraf, schienen blaue Töne darin zu spielen. Sie hatte große dunkle Augen und sah, während sie neben mir ging, geradeaus vor sich hin. Sie verwendete zwar Lippenrouge, aber in einem bedeutend helleren Ton als bei Tag.
    "Sie sehen jetzt viel jünger aus", rief ich überrascht.
    Sie wandte mir ihr Gesicht zu. "Viele Mädchen schminken sich während der Geschäftszeit sehr stark, um älter auszusehen, sonst würden sie ihre Stellung nicht behalten." Schüchtern, aber mit einem warmen Blick setzte sie hinzu: "Sie sehen aber älter aus als im Geschäft."
    Ich erwiderte ihr Lächeln und fühlte mich jetzt überaus wohl. Wir standen vor dem Restaurant, auf dessen verblaßtem gelb-blauem Schild zu lesen war:

    CHOW MEIN 30 Cent CHOP SUEY

    "Gehn wir was essen", sagte ich, öffnete die Tür und ließ sie vor mir eintreten.
    Ein müde aussehender, verwitterter alter Chinese führte uns zu einem Tisch, ließ zwei Menukarten vor uns auf den Tisch lallen und schlurfte langsam zur Tür zurück. Das Restaurant war beinahe leer, es waren bloß zwei andere Tische besetzt. ich sah mir das Menu flüchtig an, denn ich wußte bereits, was ich essen wollte. Dann blickte ich sie über den Tisch hinweg an.
    Unsre Blicke trafen sich. "Für mich Chow Mein", sagte sie lächelnd.
    "Mit geröstetem Reis. Den werden wir teilen", fügte ich rasch hinzu, um in ihr keine falschen Vorstellungen zu erwecken. Ich war ja schließlich kein Krösus.
    Ein junger chinesischer Kellner, der ebenso müde aussah wie der alte Mann, welcher uns an den Tisch geführt hatte, stellte eine Teekanne auf den Tisch und wartete verschlafen auf unsre Befehle. Ich bestellte rasch, und er entfernte sich wieder. Hierauf wendete ich mich wieder dem Mädchen zu. Als sie bemerkte, daß ich sie ansah, senkte sie den Blick, und eine schwache Röte stieg ihr in die Wangen. Plötzlich entstand zwischen uns eine seltsam gespannte Atmosphäre.
    "Was ist denn los?" fragte ich.
    Sie hob den Blick. "Ich sollte eigentlich nicht hier sein ", erwiderte sie nervös. "Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind, und mein Vater  . ." "Ihr Alter hätte es wohl nicht gern, was?" unterbrach ich sie mit einem frechen Lachen. Ich war jetzt schon viel selbstbewußter. "Wie alt sind Sie eigentlich?"
    Sie sah mich offen und ehrlich an. "Sieb ... nein ... sechzehn", antwortete sie zögernd.
    "Arbeiten Sie schon lange?" fragte Ich.
    "Beinahe ein Jahr", sagte sie. "Man hält mich dort für älter."
    "Ist Ihr Alter sehr streng mit Ihnen?" fragte ich, und in meiner Stimme schwang ein mitleidiger Ton, den ich nicht zu unterdrücken vermochte, der aber die Fremdheit zwischen uns zu lockern schien.
    "Er ist schon ganz ordentlich zu mir. Aber Sie wissen ja, wie diese altmodischen Italiener sind. Immer heißt ´  s nur, drüben in der Heimat macht man das so und jenes so ..." Sie sah mir offen in die Augen. "ich sollte eigentlich von der Arbeit direkt nach Hause kommen, denn ich bin wohl alt genug, um denen im Geschäft wegen meinem Alter das vorzulügen und Geld nach Hause zu bringen, aber um mit einem Burschen auszugehen, bin ich noch lange nicht alt genug. Wenn er wüßte, daß ich mit Ihnen hier bin, würde er mich wahrscheinlich erschlagen."
    ich sah sie nachdenklich an und überlegte, was sie mit dieser langen Geschichte eigentlich bezweckte. "Warum sind Sie dann mit mir hergekommen?" fragte ich.
    Sie lächelte. "Vielleicht hab ich's satt, immer nur in der zu leben. Vielleicht ist's Zeit, daß er endlich begreift, daß Amerika ein neues Land ist. Hier lebt man eben ganz anders."
    "Ist das der einzige Grund?" fragte ich und blickte sie unverwandt an.
    Sie errötete unter meinem prüfenden Blick. "Nein", gestand sie und schüttelte leicht den Kopf. "ich wollte mit Ihnen ausgehen. ich wollte herausbekommen, wie Sie wirklich sind."
    "Und - gefällt Ihnen das, was Sie von mir zu sehen bekommen?"
    Sie nickte stumm und wurde noch

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