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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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zum Eingang. Ich spürte, daß mir ihr Blick folgte. Als ich an dem Apothekertisch vorbeikam, zog ich meinen Kamm hervor und fuhr mir damit lässig durchs Haar. Dann schritt ich durch die Tür und ließ den Kamm in die Tasche meines Hemdes zurückgleiten.

2
    Der Händler sah mich mit verschlagener Miene an. "Woher hast du das Zeug?" fragte er.
    "Wollen Sie's kaufen", entgegnete ich sarkastisch, "oder wollen Sie den Stammbaum wissen?"
    Er sah sich den Inhalt des Kartons an und schob ihn nervös von einer Hand in die andere. "Ich will mit der Polente nichts zu tun haben", sagte er.
    Ich griff unmißverständlich nach der Schachtel. "Dann kauft's eben ein anderer."
    Er hielt mich rasch bei der Hand zurück. "Wart doch 'nen Moment. Ich hab doch nicht gesagt das ich´s nicht kauf"
    Ich ließ den Karton wieder los. "Dann fragen Sie nicht soviel. Fünfzehn Dollar, und der ganze Kram gehört Ihnen."
    Er öffnete den Mund und seine gelben Zähne wurden sichtbar. "Zehn."
    "Vierzehn", sagte ich rasch. Das Ritual hatte begonnen. In East Side handelt man unter allen Umständen und um alles. Es wurde so erwartet.
    "Elf."
    Ich schüttelte den Kopf.
    "Zwölf." Er studierte aufmerksam meine Miene.
    "Kommt nicht in Frage", erwiderte ich.
    Er holte tief Atem. "Zwölf fünfzig", sagte er beinahe flüsternd. "Mein letztes Wort."
    Ich sah ihn einen Augenblick an, dann streckte ich die Hand aus. "Her mit dem Zaster", sagte ich.
    Er griff in die Tasche, nahm eine alte, schmutzige Geldbörse heraus, öffnete sie, und eine magere Banknotenrolle wurde sichtbar. Bedächtig zählte er mir das Geld in die Hand.
    Ich zählte nochmals nach, schob das Geld in die Tasche und machte kehrt, um zu gehen. Doch der Händler rief mich zurück.
    "Wenn du noch mehr von dem Zeug kriegen kannst", sagte er gierig, "dann bring's mir. Ich werd dich schon anständig bezahlen."
    Ich sah wohl in seine Richtung, konnte ihn aber nicht sehen. Die ganze Sache lohnte sich nicht. Zwölf Dollar fünfzig, in sieben Teile geteilt, das waren ja weniger als zwei Dollar pro Kopf! Nein, das war der Mühe nicht wert. "Sicher", antwortete ich und drehte mich um. "Werd dran denken."
    Der bekommt mich nie wieder zu sehen. Dabei war nichts zu holen.
    Als ich die Rivington Street überquerte, sah ich auf meine Uhr. Es war beinahe sechs. Mit der Bande sollte ich mich nicht vor sieben in der Konditorei treffen. Ich beschloß, nach Hause zu gehen und Papas Nachtmahl abzuholen. Mamma brachte ihm sein Essen jeden Tag ins Geschäft und so konnte ich ihr einen Weg ersparen.
    Im Hausflur stank es erbärmlich. Angeekelt bemerkte ich die Papiertüten, die vor den Wohnungstüren standen. Dieser lausige Hausbesorger war wieder mal besoffen und hat vergessen, den Abfall am Morgen wegzuschaffen. Obwohl ich das schon oft gesehen hatte, konnte ich mich doch nicht dran gewöhnen.
    Ich stolperte über das lockere Brett einer Stufe und begann leise vor mich hin zu fluchen. Ich haßte die Gegend. Ich wollte, ich hätte genug Geld, um von hier wegzukommen. Eines Tages würde ich aber genug Geld beisammen haben, um unser Haus zurückzukaufen und diese stinkende Gegend zu verlassen.
    Ich öffnete die Tür und trat ein. Mamma beugte sich gerade über den Herd. Sie sah müde zu mir auf.
    "Papa hat gesagt, er wird um halb drei nach Hause kommen", sagte ich.
    Sie nickte.
    "Ich hab mir gedacht, ich könnte ihm das Essen hintragen", erbot ich mich.
    Sie sah mich ziemlich erstaunt an. Es war das erste Mal, daß ich mich dazu erbot, seitdem er diese Stellung hatte. "Willst du nicht zuerst essen?" fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht hungrig", log ich. "Ein Junge hat mir bei Katz ein Paar Würstchen spendiert."
    "Aber vielleicht magst du noch ein bißchen Suppe."
    "Nein, Mamma", antwortete ich, "ich bin satt." Ich sah, daß in dem Topf kaum genug war, um für alle zu reichen.
    Sie war zu müde, um mit mir zu streiten, und nahin ein weißes Emailgeschirr aus dem Schrank, das sie zu füllen begann. Als sie damit fertig war, stellte sie das Ganze behutsam in einen großen Papiersack, den sie mir gab. Ich ging zur Tür.
    "Komm heut abend bald nach Haus, Danny", rief sie mir nach, während ich die Tür schloß.
    "Aber sicher, Mamma", rief ich zurück und lief die Treppe hinunter.
    Ich blieb vor Papas Geschäft stehen und sah hinein. Es befanden sich einige Kunden drin und ein Angestellter bediente sie. Papa mußte sich irgendwo im Hinterzimmer aufhalten. Ich betrat das Geschäft und wartete vor dem

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