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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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Ladentisch.
    Aus dem Hinterzimmer drang die spitze, sich überschlagende Stimme eines schreienden Mannes. Unwillkürlich lauschte ich, denn ich erinnerte mich, sie am Nachmittag schon einmal gehört zu haben.
    "Sie Esel", schrie er mit einer hohen, gehässigen Stimme. "Ich weiß nicht, wozu ich Sie überhaupt angestellt habe. Es ist immer dasselbe mit euch Kerlen! Weil ihr früher ein eigenes Geschäft herunter gewirtschaftet habt, glaubt ihr, alles besser zu wissen und wollt auf niemanden hören!"
    Die Stimme verstummte und an ihre Stelle trat das leise Gemurmel von Papas Antwort. Ich konnte die Worte nicht verstehen, daher sah ich durch die gläserne Trennungswand, die das Hinterzimmer vom Laden abteilte. Papa stand vor Mr. Gold und sprach zu ihm. Mr. Gold starrte böse zu ihm auf. Sein Gesicht war rot vor Wut. Er begann wieder zu schreien, ehe Papa den Satz auch nur beendet hatte.
    "Ich brauch keine Entschuldigungen, kein Alibi! Sie haben mir leid getan, wie Sie zu mir gekommen sind und mir was vorgewinselt haben, wie dringend Sie die Stellung brauchen, aber Gottverdammich, Sie werden die Arbeit so machen, wie ich es wünsche, oder Sie fliegen auf Ihrem Hintern raus! Haben Sie verstanden, Fisher?! So, wie ich es wünsche, oder Sie fliegen! Das ist alles!"
    Jetzt konnte ich Papa wieder deutlich verstehen. "Es tut mir wirklich leid, Mr. Gold", sagte er. Sein Ton war so erniedrigt und servil, daß mir übel wurde. "Es wird bestimmt nie wieder geschehen, Mr. Gold, ich verspreche es Ihnen."
    Ein wilder Impuls überkam mich, diesen Schweinehund umzubringen, der es wagte, so zu meinem Vater zu sprechen und ihn dazu brachte, auch noch vor ihm zu kriechen. Kein Mensch hat das Recht, einem andern so etwas anzutun! Papa wandte sich wieder an das Männchen. Ich sah durch die Glaswand, wie er mit gekrümmtem Rücken und hängenden Schultern dastand und den Kopf respektvoll neigte.
    Die Stimme des Angestellten unterbrach meine Gedanken. "Kann ich etwas für Sie tun, Sir?"
    Ich sah ihn verwundert an. An Stelle meiner Wut war ein Gefühl grenzenloser Übelkeit getreten. Ich schüttelte den Kopf und ging ärgerlich auf die Tür zu. Dann erinnerte ich mich an den Papiersack mit dem Essen, den ich noch immer in der Hand hielt, trat an den Ladentisch zurück und stellte ihn nieder. "Das ist das Nachtmahl für Doc Fisher", sagte ich zu dem Angestellten und lief auf die Straße hinaus, verfolgt von Mr. Golds hoher, spitzer Stimme.
    "Nur einen Dollar fünfzig pro Kopf?" sagte Spit in unzufriedenem Ton.
    Ich sah ihn kalt an. Der Ton meiner Stimme war unmißverständlich. "Wenn du's besser kannst, dann mach du's."
    Wie stets, wenn Spit aufgeregt war, lief ihm der Speichel in kleinen Tropfen aus dem Mundwinkel. "Okay, Danny, okay", sagte er hastig. "Ich hab ja nix gesagt."
    ich verteilte den Rest des Geldes, dann sah ich sie der Reihe nach an. Ich hatte mir zwei Dollar zurückbehalten, aber das gebührte mir, denn ich hatte die Sadie ausgeknobelt.
    "Was machen wir als nächstes, Danny?" fragte Spit und sah mich erwartungsvoll an.
    "Weiß noch nicht", antwortete ich und nahm eine Zigarette aus der Tasche.
    "Aber's muß was ganz andres sein, dabei kommt nich genug raus." Ich zündete mir die Zigarette an. "Ihr braucht euch nicht drum zu kümmern, mir wird schon was einfallen." Ich sah auf die Uhr. Es war beinahe sieben. "Ich probier mein Glück jetzt noch etwas in der Garage beim Würfeln", sagte ich, "will einer mitkommen?"
    "Nix für mich", sagte Spit sabbernd, "hab mir 'ne Puppe bestellt. Auf die Art hab ich wenigstens was für mein Geld."
    Die Bande zerstreute sich, und ich bog allein um die Ecke. Spit hatte mich an etwas erinnert. Ich hatte ja um neun Uhr ein Rendezvous mit dem Mädchen vom Eiscremestand. Scheint ein schlaues Kind zu sein, und das ist bei mir okay, ich hab's gern, wenn sie aufgeweckt sind. Ich kann dumme Dinger nicht ausstehen. Die kennen nur eines, wenn man will, daß sie die Türglocken mit dem Hintern polieren. Nein. Die schlauen Püppchen konnte man - manchmal -auch zu was andrem überreden.
    Ich war jetzt beinahe bei der Garage angelangt. Mir wurde schon wohler, als ich mich dem Eingang näherte. Die dreieinhalb Dollar, die ich in der Tasche hatte, waren so gut wie nichts. Wenn ich Glück habe, kann ich mir's leisten, mit der Puppe was springen zu lassen. Ein junger Italiener mit einem mageren Gesicht stand vor der Garage Schmiere. Ich ging an ihm vorbei. Der Bursche streckte die Hand aus, um mich aufzuhalten.

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