Einen Stein für Danny Fisher: Roman
sagte ich lobend. "Ich hab ja gewußt, daß ich auf dich zählen kann. Also hört nochmals zu, wie wir's machen wollen."
Wir standen an der Ecke und sprachen die Sache durch. Um uns herum brodelte die hungrige Meute der East Side. Ein Polizist stand einige Schritte von uns entfernt, schenkte uns aber ebensowenig Beachtung wie wir ihm. Er hatte keinen Grund, sich um uns zu kümmern. Jugendliche standen hier in dieser Gegend ständig an den Straßenecken herum, und so wird es immer sein. Er konnte sich nicht damit befassen, alle zu verjagen. Und täte er es, dann bliebe ihm keine Zeit für seine andern Obliegenheiten.
6
Es nieselte und wir drängten uns in dem Flur gegenüber von Nellies Haus eng aneinander. Irgendwie betrachteten wir ihn bereits als unsern Besitz, und wenn jemand in unsere Nähe kam, nahmen wir es übel, als handle es sich um eine Besitzstörung. Auf meinen Lippen lag noch ein Hauch ihres Duftes, aber jetzt standen wir still beieinander, mein Arm lag um ihre Taille, und wir sahen auf die dunkle, feuchte Straße hinaus.
Ihre Stimme klang sanft und weich durch die Dunkelheit. "Nächste Woche beginnt schon der Juni, Danny."
Ich nickte und sah sie an. "Ja", sagte ich.
Sie sah mich beinahe schüchtern an. "Ich kenne dich jetzt beinahe drei Wochen, mir kommt's aber vor, als hätte ich dich schon mein ganzes Leben lang gekannt."
Ich lächelte, denn ich fühlte genau dasselbe. Ich war glücklich, wenn sie in meiner Nähe war. Es war so, als wäre ich wieder zu Hause. "Magst mich, Nellie?" Ich wollte es hören.
Ihre Augen leuchteten auf. "Dich mögen?" flüsterte sie leidenschaftlich. "Ich bin verrückt nach dir, Danny. Ich hab dich lieb! Ich hab dich so lieb, das ich Angst bekomme."
Ich küßte sie. "Ich hab dich auch lieb", flüsterte ich.
Sie stieß einen kleinen heiseren Schrei aus und zog mich eng an sich. "O Danny", rief sie, "ich wollte, wir wären alt genug, um zu heiraten."
Ich konnte es einfach nicht unterdrücken, meine Lippen begannen vor Lachen zu zucken, weil mir's zuerst so furchtbar komisch vorkam.
Sie wandte ihr Gesicht ab. "Du lachst mich aus!"
Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte mein Lachen. "Nein, nein, mein Püppchen. Wirklich. Ich dachte bloß, was dein Alter sagen würde, wenn er's wüßte."
Sie zog mein Gesicht wieder nahe zu sich. "Wer gibt denn einen Pfifferling auf das, was er sagt, wenn wir erst verheiratet sind!" flüsterte sie wild.
Ich küßte sie wieder und hielt sie eng an mich gepreßt. Ich fühlte, wie sie in meiner Umarmung bebte.
"Halt mich fest, Danny", rief sie atemlos, "halt mich ganz fest. Ich bin so glücklich, wenn du mich hältst, wenn ich deine Hände auf meinem Körper spüre. Es ist mir egal, wenn sie behaupten, daß es eine Sünde ist."
Ich sah sie überrascht an. "Eine Sünde?" fragte ich. "Wer sagt das?"
Während sie zu mir aufsah, drückte sie meine Hände an ihren Busen. "Ich mach mir wirklich nichts draus, Danny", sagte sie sehr ernst, "auch nicht, wenn Pater Kelly es sagt. Ich nehme freudig jede Buße, die er mir auferlegt, auf mich, wenn du mich nur lieb hast."
Ich war jetzt völlig verwirrt. "Was hat Pater Kelly damit zu tun?" Und nun dachte ich zum erstenmal an die Verschiedenheit unsrer Religionen.
Sie sah mich mit grenzenlosem Vertrauen an. "Ich dürfte es eigentlich nicht sagen, aber... nun ja, er hält mir eben jede Woche nach der Beichte deinetwegen eine Strafpredigt."
"Was? Du hast ihm von uns erzählt?" fragte ich neugierig. "Und was hat er dazu gesagt?"
Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. "Er hat gesagt, es ist sündhaft und ich darf's nicht wieder tun", antwortete sie leise, "und mit dir ist's eine noch größere Sünde."
"Warum gerade mit mir?" fragte ich ein wenig ärgerlich.
"Weil... weil du nicht einmal ein Katholik bist. Er sagt, wir werden nie heiraten können, weil sich alle Kirchen weigern würden, uns zu trauen. Er hat gesagt, ich soll mich mit dir nicht mehr abgeben und mir einen netten katholischen Jungen suchen."
"Dieser Bastard!" rief ich erbittert. Ich sah über die Straße zu ihrem Haus hinüber. Was machte es ihrem Vater schon aus, was sie tat? Dann blickte ich sie wieder an. "Was geschieht aber, wenn er's deinem Vater erzählt?" fragte ich besorgt.
Sie sah mich ungeheuer überrascht an. "Das kann or doch nicht tun!" erwiderte sie rasch und in äußerst schockiertem Ton. "Ein Priester darf nichts weitersagen. Was du ihm anvertraust, ist nur für Gottes Ohr bestimmt, denn er ist bloß der
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