Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Mittler deiner Beichte. Ich dachte, daß du das weißt."
"Nein, ich hab's nicht gewußt", gestand ich. Aber meine Neugierde bezüglich ihrer Beziehung zu dem Priester war noch nicht gestillt. "Was mußt du tun, nachdem du ihm von uns erzählt hast?"
"Ich muß Gebete sagen und vor der Jungfräulichen Mutter Gottes demütig Buße tun. Danach bin ich wieder sündenfrei."
"Ja, bestraft er dich denn nicht?"
Sie sah mich verdutzt an. "Du verstehst mich nicht recht, Danny", erwiderte sie. "Er versucht doch nur, dir klarzumachen, daß du gesündigt hast und deine Sünden aufrichtig bereuen sollst. Wenn du wirklich aufrichtig bereust, bist du ja bestraft genug."
Ich begann wieder zu lächeln. Das war ja nichts. "Und - bereust du?" fragte ich.
Sie sah schuldbewußt zu mir auf. "Nein", sagte sie ganz verwundert, "ich bereue nichts. Vielleicht ist das dabei das wahrhaft Sündhafte. Ich werde wahrscheinlich nie Vergebung finden."
Ich zog sie lachend an mich. "Dann mach dir auch weiter keine Sorgen drüber, Baby", sagte ich beruhigend, "solang wir uns liebhaben, kann auch . nichts Böses dabei sein." Ich war eben im Begriff, sie zu küssen, als ich von der Straße her Schritte hörte. Wir fuhren hastig auseinander. Ein Mann ging vorbei, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen.
Ich sah auf meine Uhr. "Du lieber Gott! Elf Uhr vorbei! Jetzt geh lieber, sonst macht dir dein Alter die Hölle heiß."
Sie lächelte. "Ach, Danny, ich möcht nicht Weggehen, ich möcht immer hier bei dir bleiben!"
Ich grinste. Ich wollte ja auch nicht gehn, aber heute abend hatte ich noch was anderes vor. Wir hatten uns schließlich geeinigt, daß die Sache heute steigen sollte. Spit und Solly erwarteten mich um halb zwölf vor dem Geschäft.
"Geh jetzt", sagte ich mit erzwungener Leichtigkeit, "Wenn du schon nicht nach Haus mußt... ich muß jetzt nach Haus."
Sie lehnte sich an mich. "Also gut, Danny", und sie küßte mich, "morgen abend?"
Ich grinste. "Morgen abend."
Sie überquerte die Straße, und ich sah ihr nach, wie sie auf ihr Haus zuging, auf der Türschwelle stehenblieb und mir zuwinkte. Ich winkte zurück, und sie verschwand im Innern des Hauses.
Ich sah nochmals auf meine Uhr. Es war schon fünfundzwanzig nach elf. Ich mußte mich sehr beeilen, wenn ich pünktlich dort sein wollte. Halb laufend setzte ich mich in Trab, dann ging ich aber wieder langsamer. Wenn ein Bursche um diese Nachtzeit durch die Straßen läuft, fällt es zu vielen Menschen auf.
Solly stand an der Straßenecke, dem Geschäft gegenüber. "Wo ist Spit?" fragte ich ein wenig atemlos.
Solly streckte die Hand aus. "Dort drüben." Spit stand an der andern Straßenecke und grinste zu uns herüber.
Im Geschäft gegenüber stand Mr. Gold in der Mitte des Ladens und sprach mit Papa. Dieser hörte ihm mit gesenktem Blick zu. Dieser Schweinehund macht meinem Alten wahrscheinlich wieder die Hölle heiß, dachte ich voll Bitterkeit. ich drehte mich zu Solly um. "Hoffentlich geht mein Alter heut nicht wieder mit ihm, sonst müssen wir's auf die nächste Woche verschieben."
Das war der Grund gewesen, weshalb wir so lange gezögert hatten. Papa begleitete Mr. Gold manchmal bis zur Bank. Schon zweimal hatten wir alles vorbereitet gehabt, um den Kerl niederzuschlagen, aber jedesmal mußten wir's wieder abblasen.
Sollys Augen blieben ausdruckslos. "Werden ja sehen", erwiderte er kurz.
ich sah ihn prüfend an. Solly war okay, er sprach zwar nicht viel, aber ich konnte mich auf ihn verlassen. ich sah wieder in den Laden, und wir bezogen schweigend unsern Wachposten.
Mr. Gold sprach noch immer auf meinen Vater ein. Wenn er sprach, waren seine Hände ständig in Bewegung. Alles schien ihm zuwider zu sein. Mit hängenden Schultern stand Papa geduldig lauschend vor ihm. Seine Haltung drückte völlige Resignation aus. Sichtlich bekam er wieder mal den Text gelesen. Soviel war mir klar. Ich preßte die Lippen voll Bitterkeit zusammen. Heut nacht wird Mr. Gold allerdings keine Lust mehr verspüren, große Reden zu schwingen, nachdem wir unsre Arbeit getan hatten.
Solly berührte meinen Arm. "Er macht sich zum Gehen fertig."
Ich streckte den Kopf vor, um zu sehen, was Mr. Gold machte. Er war von Papa weggetreten und sah jetzt in die Registrierkasse, wobei sich seine Lippen rasch bewegten. Langsam ging auch Papa hinüber, sah gleichfalls hinein, dann nickte er. Gold trat jetzt hinter dem Ladentisch hervor, ging auf die Tür zu und ließ Papa mit resignierter Miene bei der
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