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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Vorhalle. Mit vor Sorge angespanntem Gesicht stand Margaret in der Öffnung. »Was ist, Oliver?«
    »Nichts!«, erwiderte George scharf.
    Rathbone widersprach ihm. »Bitte deinen Vater, herauszukommen.«
    Margaret zögerte.
    Monk trat einen Schritt vor. »Bitte, Lady Rathbone, bitten Sie Ihren Vater, in die Vorhalle zu kommen. Ihre Mutter und Ihre Schwestern werden weniger belastet, wenn wir diese Angelegenheit diskret behandeln können.«
    Sie blickte Rathbone an und kehrte auf dessen Nicken hin zu den anderen zurück. Gleich darauf trat Ballinger heraus, ließ aber die Tür weit offen stehen. Schlagartig herrschte Stille. Alle warteten gespannt.
    »Was, zum Henker, wollen Sie?«, fuhr Ballinger Monk an. »Hoffentlich haben Sie eine gute Erklärung dafür, dass Sie hier einfach so hereinplatzen.«
    Rathbone ging rasch zur Speisezimmertür und schloss sie.
    »Die habe ich«, sagte Monk gelassen. »Einen gerichtlichen Haftbefehl. Ihnen wird die Ermordung von Mickey Parfitt zur Last …«
    »Was?«, rief Ballinger fassungslos. »Der erbärmliche kleine Zuhälter, der in Chiswick ertrunken ist? Das ist absurd! Sie haben Ihre Kompetenzen überschritten, Mr Monk! Ihre Rachegelüste haben Ihnen wohl vollends den Verstand vernebelt! Das wird Sie Ihre Stelle kosten, dafür werde ich persönlich sorgen.«
    »Ich rate dir, jetzt nichts zu sagen«, bedrängte Rathbone ihn in einem verzweifelten Versuch, das Schlimmste zu verhindern.
    Prompt lief Ballingers Gesicht puterrot an und verzerrte sich zu einer hässlichen Fratze der Wut. Er wirbelte zu Rathbone herum, schien sich dann aber zu besinnen und zwang sich zur Ruhe. Er ließ die Schultern sinken und den Atem ganz langsam entweichen.
    »Das war keine Drohung«, erklärte er Monk. »Sie sind ein inkompetenter Dummkopf, der trotz erwiesener Unfähigkeit befördert worden ist, aber ich will Ihnen nichts Böses. Ich werde mich in allem dem Gesetz gemäß verhalten.«
    »Natürlich werden Sie das.« So gut wie nicht wahrnehmbar ließ Monk für den Bruchteil einer Sekunde Humor aufblitzen. »Sie sind zu klug, um Ihre Lage mit der Beleidigung eines Polizeibeamten noch weiter zu verschlechtern.«
    »Haben Sie etwa die Absicht, mich in Gewahrsam zu nehmen? Zu dieser späten Stunde?« In Ballingers Stimme klang immer noch Ungläubigkeit mit.
    »Ich dachte mir, bei Dunkelheit wäre es Ihnen lieber«, erwiderte Monk. »Aber wenn Sie wollen, kann ich Sie auch morgen in Ihrer Kanzlei abholen. Und sollten Sie nicht da sein, kann ich öffentlich nach Ihnen fahnden lassen.«
    »Allmächtiger im Himmel, Mann!«, fluchte Ballinger. »Davon werden Sie sich nie wieder erholen!«
    Monk ließ das unbeantwortet. Einen Moment lang blickte er Rathbone an, dann wandte er sich zur Haustür, wo er wartete, bis Ballinger ihm folgte.
    Als die Tür hinter ihnen zufiel, drehte sich Rathbone zu Margaret um. Ihr Gesicht war kalkweiß, die Muskeln an ihrem Hals glichen plötzlich Seilen, die bei der geringsten zusätzlichen Belastung zu reißen drohten.
    »Du musst dafür sorgen, dass das aufhört, Oliver.« Ihre Stimme bebte. »Heute Nacht noch! Bevor es jemand erfährt. Ich werde Mama und den anderen sagen, dass Monk bei irgendetwas Hilfe brauchte. Und wenn sie mich fragen, wobei, sage ich ganz einfach, dass er es uns nicht verraten hat. Du musst …«
    »Margaret.« Er legte ihr die Hände auf die bebenden Schultern. »Monk wäre nicht gekommen, wenn er nicht glauben würde, dass …«
    Sie riss sich von ihm los. Ihre Augen glühten. »Soll das etwa heißen, dass er recht hat?«
    »Nein, natürlich nicht.« Seine Antwort erfolgte prompt, war aber nicht ganz ehrlich. Er versuchte sich zu sammeln. »Ich meine nur, dass er glauben muss, Beweise zu haben, sonst wäre er nicht mit einer solchen Behauptung hierhergekommen.«
    »Dann widerleg ihn. Er hat irgendeinen idiotischen Fehler begangen, nur weil er unbedingt will, dass Rupert Cardew für unschuldig befunden wird.«
    »Das ist nicht gerecht. Monk hat sich noch nie …« Er hatte den Satz noch nicht beendet, als ihm klar wurde, dass es ein Fehler gewesen war, Monk zu verteidigen.
    Ihre Augenbrauen hoben sich. »Getäuscht?«
    »Doch, natürlich hat er sich getäuscht. Ich wollte nur sagen: Er hat sich noch nie bewusst unfair verhalten. Ich werde von ihm persönlich erfahren, was genau er glaubt in den Händen zu haben, und dann einen Weg finden, es ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.«
    »Heute Nacht!«, beharrte sie. »Vater kann unmöglich die

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