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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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vorbei, das Rattern von Rädern und Klappern von Hufen dröhnte ihm in den Ohren, aus der Rinne aufspritzendes Schmutzwasser durchnässte ihm die Hosenbeine, und er fühlte sich erschlagen von der Nutzlosigkeit seines Unterfangens. Die Frau konnte genauso gut eine andere gewesen sein. Und sie hätte überallhin gehen können.
    Eine bessere Spur gab es jedoch im Moment nicht, und es hatte keinen Zweck, hier zu warten. Er konnte genauso gut ermitteln, ob noch jemand sie gesehen hatte. Überlegen konnte er auch beim Laufen. Vielleicht wurde ihm dann etwas klar, das ihm bisher entgangen war.
    Doch er wurde kein bisschen schlauer, und als am Spätnachmittag die Dämmerung anbrach, hatte er ein halbes Dutzend Zeugen aufgetrieben, die Hattie vielleicht gesehen hatten, vielleicht aber auch irgendeine andere junge Frau mit hellblondem Haar. Zu guter Letzt beschloss er, mit einem Hansom nach Chiswick zu fahren. Dort kannte man sie wenigstens und konnte ihm konkrete Auskunft geben. Es war gut möglich, dass sie Heimweh bekommen hatte und zu dem einzigen Ort zurückgekehrt war, wo sie Freunde hatte. Vielleicht fühlte sie sich dort sicherer, obwohl sie es in Wahrheit keineswegs war.
    Die Fahrt kam ihm endlos vor. Jede dunkle Straße glich der vorhergehenden. Die ersten Lampen wurden angezündet, glühende Augen in der Düsternis. Alles war hier voller Schatten. Die Kutschenlampen schimmerten gelb, und die Räder rollten zischend über das Pflaster, das immer noch nass war, obwohl es aufgehört hatte zu regnen.
    Endlich erreichte Monk die Chiswick Mall am Flussufer gegenüber der Insel Ait. Er sprang aus dem Hansom, bezahlte den Fahrer und entdeckte dann die Lichter, die sich über dem Schlamm und den Steinen des Uferbereichs bewegten. Ohne lange zu überlegen, rannte er darauf zu. Aus der Ferne konnte er Stimmen hören. Wenn es Polizisten waren, würde er sie um Hilfe bitten.
    Sein Herz hämmerte zum Zerspringen, der Atem blieb ihm schier in der Brust stecken, und seine Kehle schmerzte, als er die Stufen erreichte.
    Da einer der Männer seine Laterne höher hielt, konnte Monk erkennen, dass sie zu viert waren, durchnässt, die Knöchel und Hosenbeine mit Flussschlamm bedeckt. Auf den Steinen lag eine Frauenleiche, und das gelbe Licht schien auf ihr von hellblondem, fast silbernem Haar umrahmtes Gesicht. Noch bevor er nahe genug herangetreten war, um ihre Züge sehen zu können, wusste Monk bereits, dass es Hattie war.

9
    Rathbone war wieder einmal bei seinen Schwiegereltern zum Dinner, als der Butler meldete, dass ein gewisser Mr Monk Mr Ballinger sprechen wollte und im Frühstückszimmer auf ihn wartete.
    »Was für eine unpassende Zeit für einen Besuch!«, empörte sich Mrs Ballinger steif, die Augen weit aufgerissen. Sie blickte den Butler an. »Sagen Sie ihm, dass er warten soll. Besser noch, sagen Sie ihm, dass er morgen Vormittag noch einmal kommen soll, und zwar zu einer vernünftigen Zeit.« Sie wandte sich an Rathbone. »Es tut mir leid, Oliver. Ich weiß, er ist ein Freund von dir, mehr oder weniger, aber das führt zu weit. Der Mann hat ja überhaupt keine Manieren.«
    Der Butler hatte sich nicht gerührt.
    »Was ist, Withers?«, fragte Ballinger säuerlich. »Sagen Sie Monk, dass er warten soll, wenn ihm unbedingt danach ist. Ich komme zu ihm, wenn ich mit dem Essen fertig bin. Und wenn der Abend vorbei ist und meine Besucher heimgegangen sind.«
    Der Butler, auf das Peinlichste berührt und das Gesicht dunkelrot verfärbt, trat von einem Fuß auf den anderen.
    Rathbone stand auf. »Ich sehe nach und bringe in Erfahrung, was er will«, bot er an und ging zur Tür.
    »Um Himmels willen, Oliver, lass den Mann doch warten!«, blaffte George. »Du bist nicht sein Lakai, dass du gleich aufspringst und losrennst, nur weil er in der Tür steht.«
    Rathbone spürte Margarets Blick im Rücken, als er den Raum verließ, doch er drehte sich nicht um. Als er die Tür schloss und durch die Empfangshalle schritt, merkte er jedoch, dass er Angst hatte. Er kannte Monk zu gut, um sich einzubilden, er wäre zu dieser späten Stunde ohne zwingenden Grund gekommen.
    Rathbone hatte den gekränkten Stolz und den Schmerz bei Monk bemerkt, als er ihn vor Gericht in der Sache Jericho Phillips geschlagen hatte, und wollte nicht zulassen, dass sich das wiederholte.
    Monk stand vor der Tür zum Frühstückszimmer.
    Rathbone trat zu ihm. »Warum sind Sie hier?«
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Monk. »Ich habe mir gedacht, dass es

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