Einer trage des anderen Schuld
Schwiegervater?«
Rathbone wandte sich an Mrs Ballinger. »Es tut mir leid, Schwiegermutter, aber er muss der Polizei bis au f W eiteres zur Verfügung stehen. Morgen früh werde ich aber …«
»Morgen!«, fiel ihm George wütend ins Wort. »Du meinst, du willst einfach nach Hause fahren, dich ins Bett legen und ihn in der Zelle der Polizeiwache versauern lassen? Was, zum …?«
Zunehmend verwirrt blickte Mrs Ballinger mit gerötetem, tief unglücklichem Gesicht von einem zum anderen.
Celia trat einen Schritt auf Rathbone zu, nur um es sich anders zu überlegen und sich neben ihre Mutter zu stellen.
»Sei still!«, herrschte Rathbone George mit lauter, rauer Stimme an. Dann wandte er sich wieder an Mrs Ballinger. »Heute Nacht kann niemand mehr etwas tun. So spät sind keine Richter oder Magistraten erreichbar. Aber er ist unschuldig und darüber hinaus ein Mann von einigem Einfluss. Da wird man ihn vernünftig behandeln. Die Leute wissen genau, dass es sie ein Vermögen kostet, falls sie das vergessen.«
George schnaubte. »Du kannst Gift darauf nehmen, dass Monk diesen Zeitpunkt aus genau diesem Grund ausgesucht hat. Der Mann ist der letzte Abschaum.«
»Wilbert!«, rief Gwen in vorwurfsvollem Ton. »Warum stehst du noch herum wie ein Kleiderschrank? Tu was!«
»Es gibt nichts zu tun!«, verteidigte er sich. »Oliver hat recht. So spät in der Nacht ist niemand mehr in seiner Amtsstube, sodass man bei ihm Beschwerde einlegen könnte.«
»Wie ich gesagt habe«, triumphierte George mit funkelnden Augen. »Typisch Monk!« Er fuhr zu Rathbone herum, als wäre das alles dessen Schuld.
Die Hitze stieg Rathbone ins Gesicht. »Möchtest du lieber, dass er bei Tag kommt und Schwiegervater in seiner Kanzlei verhaftet, vor seinen Angestellten und womöglich auch noch vor Mandanten?«
Georges Gesicht verfärbte sich violett.
»Was willst du morgen unternehmen, Oliver?«, fragte Celia. »Da muss es doch einen Fehler gegeben haben. Was für ein Verbrechen soll er überhaupt begangen haben? Und wo ist Margaret? Sie muss schrecklich aufgeregt sein! Sie war Vater von uns allen ja immer am nächsten.«
»Das stimmt doch nicht«, widersprach Gwen auf der Stelle.
»Ach, halt den Mund!«, schnappte Celia zurück. »Wir dürfen jetzt nicht streiten, sondern sollten uns überlegen, was wir unternehmen. Worum geht es, Oliver?«
Rathbone versuchte, ein zuversichtliches Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, merkte aber, dass ihm das kläglich misslang. »Die Sache steht in Zusammenhang mit der Ermordung eines äußerst unangenehmen Mannes namens Mickey Parfitt. Er wurde erdrosselt und hinter Chiswick in den Fluss geworfen.«
»Chiswick?«, rief Mrs Ballinger ungläubig. »Wie kann sich Mr Monk einbilden, Arthur hätte irgendetwas damit zu tun? Das ist doch absurd!«
»Er war in der betreffenden Nacht auf dem Fluss unterwegs«, antwortete Rathbone. »Bei Chiswick hat er ihn dann überquert, wenn du dich erinnerst. Er besuchte seinen Freund Bertie Harkness. Davon hat er uns beim Dinner erzählt.«
Erneut mischte George sich ein. »Das Ganze ist eine einzige Farce! Harkness kann der Polizei doch sicher sagen, wo er war! Monk verdient es, für diese Maßnahme bestraft zu werden. Inkompetenz in Reinkultur. Der Mann hat ein persönliches …«
»Ach, sei doch still!«, fuhr ihm Wilbert über den Mund. »Du sprichst hier über die Polizei. Monk ist kein Einfaltspinsel, der durch die Gegend rennt und tut, wozu er gerade Lust hat. Überhaupt, wieso sollte er etwas gegen Schwiegervater haben? Er kennt ihn ja gar nicht.«
Georges dichte Augenbrauen schossen in die Höhe. »Willst du behaupten, hinter dieser Sache stecke etwas Ernstes? Schwiegervater hätte irgendetwas mit dem Mord an diesem widerwärtigen Kerl zu tun?«
»Sei doch nicht albern! Natürlich behaupte ich das nicht. Wahrscheinlich hängt es mit irgendeinem Mandanten zusammen. Er könnte jemanden vertreten, der tatsächlich darin verwickelt ist.«
»Also wirklich!«, protestierte Mrs Ballinger.
»Schwiegermutter!« Dankbar nahm Rathbone die Gelegenheit wahr, die ihm Wilbert verschafft hatte. »Wenn er sich Jericho Phillips’ Fall annehmen konnte, kann er sich für jeden eingesetzt haben. Morgen früh werde ich gleich als Erstes zur Wasserpolizei fahren und von Monk persönlich erfragen, welche Beweismittel er und seine Leute haben und was sie daraus schließen. Und natürlich werde ich mit Schwiegervater sprechen und hören, ob er sich von mir vertreten lassen
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