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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hier besser ist als in seiner Kanzlei. Das erspart es ihm, in aller Öffentlichkeit vorgeführt zu werden, zumindest fürs Erste.«
    »Wovon, zum Teufel, sprechen Sie?«, rief Rathbone, obwohl er bereits eine nagende Angst spürte, die ihm nur zu vertraut war.
    »Und Sie sind auch hier«, fuhr Monk fort. »Vielleicht ist das ganz gut so.«
    »Monk!« Nur mit Mühe dämpfte Rathbone seine Stimme.
    Monk nahm Haltung an und straffte die Schultern. »Ich habe neue Beweise, und die sind erdrückend. Ich bin gekommen, um Arthur Ballinger wegen des Mordes an Mickey Parfitt zu verhaften.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich!«, fauchte Rathbone. Die Situation erschien ihm immer mehr wie ein außer Kontrolle geratener Alptraum. »Ballinger war im Haus von Bertram Harkness. Das ist Ihnen bekannt. Und falls nicht, mir auf jeden Fall.«
    »Das weiß ich«, sagte Monk ruhig. »Doch von dort ist es nicht weit bis zu der Stelle, wo Parfitt ermordet wurde, und die Tatsache, dass der Fundort woanders liegt, lässt sich mit den Strömungen und Gezeiten erklären. Machen Sie mir meine Aufgabe nicht noch schwerer, als sie ohnehin schon ist …«
    »Ich werde sie Ihnen so schwer machen, wie ich nur kann!« Rathbone merkte selbst, dass seine Stimme anschwoll und er die Herrschaft über sich verlor. »Sie können doch nicht in das Haus eines Mannes eindringen und ihn beschuldigen, nur weil Sullivan irgendwelche Behauptungen aufgestellt hat. Der Mann war verzweifelt und kurz vor dem Selbstmord. Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
    »Oliver …«, begann Monk.
    Rathbone dachte an Margaret, die in der Stille des Speisezimmers unmittelbar hinter der geschlossenen Tür wartete. Mit großer Willensanstrengung senkte er die Stimme. »Überlegen Sie es sich, Monk. Selbst wenn Sie recht haben und Ballinger eine Beziehung zu Phillips und vielleicht sogar zu Parfitt unterhielt, wozu, um alles in der Welt, sollte er Parfitt töten? Nach allem, was Sullivan gesagt hat, vorausgesetzt, er war zurechnungsfähig und hat nichts durcheinandergebracht – was wir nicht wissen –, hätte Ballinger jeden Grund der Welt gehabt, ihn am Leben zu erhalten! Seine Geschäfte wären eine beträchtliche Einkommensquelle für ihn gewesen.«
    Monk machte keine Anstalten, um ihn herum zur Tür zu gehen. Sein Gesichtsausdruck war entschlossen, seine Augen blickten hart und ruhig. Doch sein Gebaren drückte noch etwas anderes aus, das Rathbone als eisig empfand. Obwohl es ein milder Abend war, fröstelte der Anwalt auf einmal.
    Rathbone versuchte es noch einmal anders. »Er könnte ja im Namen eines Mandanten tätig gewesen sein. Schließlich ist er Kronanwalt. Vielleicht versuchte er Parfitt davon abzubringen, eine bestimmte Person zu erpressen. Haben Sie schon einmal daran gedacht?«
    Kurz flackerte Unsicherheit über Monks Gesicht. »Ja, daran habe ich gedacht«, antwortete er. »Aber wenn es sich so verhält, müsste die Klage auf Mittäterschaft bei Mord lauten oder im günstigsten Fall auf Mithilfe vor und nach der Tat. Er hat Parfitt auf das Boot gelockt und hielt sich zur Tatzeit in der unmittelbaren Nähe auf. Bislang kommt niemand anders dafür infrage, ebenfalls dort gewesen zu sein. Machen Sie bitte keine Szene. Sonst wird es für die Familie nur noch schwerer. Wenn er freiwillig mitkommt, braucht niemand zu erfahren, wie ernst die Angelegenheit ist.«
    Rathbone war immer noch bereit zu streiten, doch jetzt ging hinter ihm die Tür auf, und George stürmte in die Vorhalle.
    »Was, zum Kuckuck, ist hier los?«, schnaubte er wütend. »Kannst du das nicht in Ordnung bringen, Oliver?«
    Rathbone merkte selbst, dass er immer hitziger wurde. Am liebsten hätte er losgebrüllt, und nur mit Mühe hielt er sich zurück. »Es wäre besser, wenn du Schwiegervater bitten würdest herauszukommen.«
    George starrte Monk an. »Hören Sie, ich weiß ja nicht, was Sie von uns wollen … Inspektor … oder was immer Sie sind, aber das ist wohl kaum die Zeit, ins Privathaus eines Gentlemans zu platzen, beim Dinner zu stören und sich derart vulgär aufzuführen …«
    »Um Himmels willen, George, geh einfach hinein, und hol ihn!«, fauchte Rathbone mit vor Zorn belegter Stimme. »Glaubst du nicht, dass ich nicht schon längst damit fertig wäre, wenn alles so einfach wäre?«
    Jetzt explodierte auch George. »Woher, zum Teufel, soll ich wissen, was du tun würdest? Er ist ja ein Freund von dir!«
    Die Salontür ging weiter auf, und helles Licht flutete in die

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