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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Darin fordert er Parfitt auf, auf dem Boot auf ihn zu warten, damit sie über ein für Parfitt lukratives Geschäft sprechen können.«
    »Und was soll das für ein Geschäft sein?«, konterte Rathbone. »Sie haben für nichts einen Beweis, nicht einmal konkrete Anhaltspunkte.«
    »Uns ist bekannt, welcher Natur Parfitts Geschäft war, Oliver. Sie haben Phillips’ Boot mit eigenen Augen gesehen und wissen genau, was dort getrieben wurde. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen Parfitts Boot ebenso detailliert beschreiben und dazu die Kinder, die wir dort entdeckt haben.«
    Rathbone merkte, dass ihm die Kontrolle über die Situation entglitt. »Aber Sie haben keinen Beweis, dass Ballinger darin verstrickt war. Absolut nichts, sonst hätten Sie ihn längst angeklagt. Ich weiß, wie verzweifelt Sie darauf aus sind, den Drahtzieher des Ganzen zu stellen.«
    »Sie nicht auch?«
    »Doch, natürlich! Aber nicht so verzweifelt, dass ich es riskiere, den Falschen zu verfolgen. Nur weil Sullivan Ballinger beschuldigt hat, ist er deswegen doch kein Mörder. Vielleicht hat Ballinger ja versucht, Sullivan vor dessen eigener Dummheit zu bewahren, wenn auch erfolglos. Sullivan hätte allen die Schuld geben können, nur nicht sich selbst. Das haben wir beide ja schon einmal erlebt.«
    »Ich weiß nicht, aus welchem Grund Ballinger Parfitt umgebracht haben könnte«, sagte Monk, seine Stimme immer noch fest. »Aber das muss ich auch nicht. Das Einzige, was der Staatsanwalt aufzeigen muss, ist, dass er die Möglichkeit dazu hatte, im Besitz der Mittel gewesen sein könnte und dass er derjenige war, der Parfitt aufforderte, zum fraglichen Zeitpunkt auf dem Boot zu sein, damit sie sich treffen konnten. Wenn Parfitt ihn nicht gekannt und kein Geschäft gewittert hätte, wäre er nicht zum Boot rausgefahren.«
    Dagegen fiel Rathbone kein Argument ein, auch wenn er sich sagte, dass mehr dahinterstecken musste, irgendein Beweis, den sie bislang nicht entdeckt hatten, der jedoch das Gesamtbild von Grund auf ändern würde.
    »Es tut mir leid«, schloss Monk, »aber ich werde diese Spur weiterverfolgen, allerdings größtenteils, um die Verbindungen zwischen Ballinger und den anderen aufzuspüren und den organisierten Missbrauch der Kinder zu beenden. Ich wünschte, sie hätte mich nicht zu Ballinger geführt, aber so ist es nun einmal. Wenn Sie ihn dazu bewegen könnten, ein Geständnis abzulegen, würde das der Familie die Schande wenigstens teilweise ersparen.«
    Rathbone fühlte sich benommen, ja, zerschmettert, als hätte ihn ein schwerer Faustschlag getroffen. »Es muss eine andere Antwort geben.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte Monk mit einem düsteren Lächeln. »Es wäre schön, glauben zu können, es wäre jemand gewesen, der uns beiden völlig egal ist. Aber wünschen kann man sich vieles.«
    Darauf konnte Rathbone beim besten Willen nichts entgegnen. Er dankte Monk und verabschiedete sich.
    Er befand sich noch im Vorraum und wollte gerade zurück zum Anlegesteg, als er beinahe gegen einen großen, schlanken Mann mit Backenbart und intensiven blauen Augen prallte, der einen vorzüglich geschnittenen, teuren Anzug trug. Rathbone kannte ihn vom Sehen, und wenn er gekonnt hätte, wäre er ihm lieber aus dem Weg gegangen.
    »Morgen, Commander Birkenshaw«, sagte Rathbone knapp und eilte weiter. Doch Birkenshaw folgte Rathbone kurzerhand in die frische, kühle Luft nach draußen.
    »Dachte mir schon, dass Sie hier ganz früh aufkreuzen würden«, sagte Birkenshaw und glich seine Schritte denen Rathbones an. »Schreckliche Angelegenheit. Ich hatte gehofft, wir könnten das alles entwirren, bevor was Schlimmes dabei herauskommt. Sie kennen Monk doch schon seit vielen Jahren, nicht wahr?«
    »Ja. Acht oder neun, denke ich«, antwortete Rathbone widerstrebend.
    Birkenshaw war Monks Vorgesetzter, und er war sichtlich nicht glücklich. Sein Gesicht war vor Sorgen verkniffen, und er sprach mit gedämpfter Stimme, obwohl an diesem grellen Morgen niemand in Hörweite war. Abgesehen davon war es bei den lauten Geräuschen von Wind und Wasser extrem unwahrscheinlich, dass jemand lauschte.
    »Würden Sie sagen, dass Sie ihn gut kennen?«
    Eine Antwort ließ sich nicht vermeiden. »Ja. Wir haben bei vielen Fällen zusammengearbeitet.«
    »Schlau ist er ja«, räumte Birkenshaw ein. »Aber zuverlässig? Ich wusste, dass Durban große Stücke auf ihn hielt. Er empfahl ihn für diesen Posten, als ihm klar war, dass er sterben würde. Aber er hatte Monk

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