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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sie wusste, dass er das mochte, und weil es ihn außerdem bis zum Mittag sättigen würde.
    »War er’s denn nun?«, fragte Scuff, als er seinen Teller geleert hatte und bereit war für Toast mit Marmelade und Tee. Mit ernster Miene blickte er Hester forschend in die Augen. Er versuchte, die ganze Angelegenheit zu verstehen und etwas zu finden, das ihn von seiner Angst befreite.
    Hester hängte das gestreifte Geschirrtuch, mit dem sie die Teller abgetrocknet hatte, wieder an seinen Haken und kehrte zum Tisch zurück, wo sie sich eine Tasse Tee einschenkte.
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab sie aufrichtig zu. »Es ist wirklich sehr schwierig, sich Gewissheit darüber zu verschaffen, ob man alles richtig erkannt und bewertet hat. Und mir ist auch noch nicht klar, wie stark man die Tat und die Umstände gewichten wird, wenn er es wirklich war. Man kann ja nicht einfach hergehen und Menschen töten, weil sie böse sind. Aber manchmal verliert man auch leicht die Nerven und vergisst das. Ich denke, ich muss noch mehr in Erfahrung bringen.«
    Scuff nickte bedächtig, als hätte er begriffen, doch seine besorgten Blicke verrieten Hester, dass das keineswegs der Fall war.
    »Was macht Mr Monk jetzt? Warum is’ er denn so böse?« Scuff wurde leiser. »Hab ich was ausgefressen?«
    »Nein«, sagte Hester, angestrengt darum bemüht, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. »Wir alle sind aufgeregt, weil wir Rupert mögen und uns von Herzen wünschen, dass er es nicht getan hat. Aber wir werden den Verdacht einfach nicht los, dass er es vielleicht doch war.«
    »Oh.« Seine Miene hellte sich etwas auf. »Würden Sie ihn immer noch mögen, wenn sich rausstellt, dass Ihr Verdacht richtig war und er wirklich der Mörder is’?«
    »Natürlich. Man hört doch nicht auf, Menschen zu mögen, nur weil sie Fehler machen. Aber das würde ihn nicht vor dem Gericht bewahren.«
    »Hängen sie ihn dann auf?«
    »Wahrscheinlich.« Bei der bloßen Vorstellung schnürte sich Hester die Kehle zu, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie bemühte sich, das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen – ohne Erfolg.
    Scuff atmete tief durch. »Dann sollten wir besser was tun, oder?«, sagte er, die Augen fest auf ihr Gesicht gerichtet.
    »Ja. Und ich beabsichtige, gleich heute Morgen damit anzufangen.«
    Sofort stopfte er sich den Rest seines Toastbrots in den Mund und stand auf.
    Hester setzte schon zu einer Mahnung an, dass das gefährlich sei und er daheimbleiben solle und er außerdem nichts ausrichten würde, doch im selben Moment wurde ihr klar, dass ihre Vorbehalte nicht zutrafen. So trank sie einen letzten Schluck Tee und stand ebenfalls auf. Richtig, Scuff musste dabei sein.
    Was es über Rupert zu erfahren gab, wusste Hester bereits, und nichts davon hatte sie weitergebracht. Jetzt galt es, mehr über Mickey Parfitt herauszufinden, über seine Geschäfte ganz allgemein und seine Rolle dabei im Besonderen. Instinktiv hatte sie Scuff vor all den Einzelheiten eines solchen Gewerbes schützen wollen, doch nun gestand sie sich kleinlaut ein, dass er wohl besser darüber Bescheid wusste als sie. Die Frage war nur, ob die Erinnerung daran seine Alpträume verschlimmern würde. Oder würde er niemals darüber hinwegkommen, wenn er immer wegschaute? Würden die Schreckensbilder dann nur noch schlimmer werden?
    »Wo wollen wir anfangen?«, fragte Scuff, der schon die Tür erreicht hatte.
    »Das ist ja das Problem«, gab Hester zu. »Es gibt hier so viele Unklarheiten und zu wenig, was sicher ist. Es könnte von Nutzen sein, mit Ruperts Freunden zu sprechen, aber ich bezweifle, dass sie mir etwas sagen würden, wenn dabei unangenehme Wahrheiten über sie ans Licht kämen, und genau das würde bei den meisten von ihnen passieren.«
    Scuffs Züge verzerrten sich vor Abscheu.
    »Wir können es allerdings mit anderen Prostituierten versuchen«, schlug Hester vor. »Inzwischen ahnt wohl der ganze Bezirk, dass wir vielleicht noch einmal Erkundigungen anstellen, aber ich fürchte, überall nachzufragen würde sehr lange dauern. Zum Glück hat mir Squeaky Robinson ein paar Namen gegeben, mit denen wir anfangen könnten.«
    Er blickte sie misstrauisch an. »Was für Leute sind das?«
    »Personen, die Squeaky den einen oder anderen Gefallen schulden. Und ein paar davon kenne ich sogar: zwei Bordellbetreiber, eine Engelmacherin und einen Apotheker.«
    »Ich könnte ja Mr Crow befragen, wenn Sie wollen?«, bot Scuff an.
    » Wir werden ihn befragen«,

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