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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bereits auf, und Margaret Rathbone trat ein. Sie trug eine sehr elegante grüne Kombination, doch ihrem Gesicht fehlte fast alle Farbe, und ihre Augen blickten kalt.
    »Guten Morgen, Hester. Störe ich?«
    »Überhaupt nicht. Ich war gerade am Gehen.« Hester fühlte sich peinlich berührt, als würde sie Margaret hintergehen, wenn sie beabsichtigte, Rupert Cardew zu helfen. Warum eigentlich? Das hatte doch überhaupt nichts mit Margarets Vater zu tun, außer dass sie im Hinterkopf immer noch der Gedanke beschäftigte, er könne tatsächlich ein Interesse an dem Boot haben.
    »Ich würde im Moment nicht in Erwägung ziehen, mehr neues Geschirr zu kaufen als unbedingt nötig«, sagte Margaret unaufgefordert. »Ich fürchte, unsere Geldquelle hat über Nacht aufgehört zu sprudeln.« Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck, den man für Mitleid hätte halten können, doch Hester spürte, dass es purer Abscheu war.
    »Ich bin mir dessen bewusst«, erwiderte Hester so emotionslos, wie ihr das möglich war. Gleichwohl enthielt ihre Stimme immer noch einen Unterton von Schroffheit. »Aber bisher ist das ja nur eine Beschuldigung, die erst noch bewiesen werden muss.«
    Margarets Augenbrauen hoben sich. »Sie glauben doch sicher nicht, dass Mr Monk sich getäuscht hat?« Auch sie gab sich Mühe, sich die Ironie nicht anmerken zu lassen, und wie Hester gelang ihr das nicht ganz.
    »Ich glaube nicht, dass er sich geirrt hat«, entgegnete Hester. »Aber wie er bin ich mir dessen bewusst, dass ein Irrtum nie ganz ausgeschlossen werden kann. Indizien können auf mehr als nur eine Weise interpretiert werden. Neue Fakten kommen ans Tageslicht. Bisweilen erweist sich das, was Menschen sagen, als unwahr.«
    Margaret reagierte mit einem verkniffenen Lächeln. »Es tut mir leid, Hester, aber Sie machen sich Illusionen. Soviel ich weiß, haben Sie Rupert als charmant empfunden, aber leider ist er ein durch und durch verderbter junger Mann. Wenn Sie ihn als das sehen könnten, was er wirklich ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie dann noch Mitleid mit ihm hätten. Das ist viel eher bei seinen Opfern angebracht.«
    »Wie bei Mickey Parfitt?«, blaffte Hester. »Da kann ich Ihnen nicht zustimmen.« Sie wandte sich kurz an Squeaky Robinson. »Was unsere Geldmittel betrifft, hat Lady Rathbone allerdings völlig recht. Bis auf Weiteres werden wir nur das Nötigste ausgeben, und auch das nur mit der erforderlichen Umsicht.« Sie rauschte an Margaret vorbei zur Tür, ohne sich danach zu erkundigen, ob Margaret mit ihr oder mit Squeaky hatte sprechen wollen. Gleichzeitig verübelte sie sich ihren Zorn und ihre Unfähigkeit, ihn zu zügeln.
    Nachdem sie in der Küche eine Tasse Tee getrunken hatte, ging sie wieder nach oben und trat gleich in das erste Zimmer. Dort fand sie Phoebe Weller, eine Frau, etwa dreißig Jahre alt, mit wunderschönem kastanienbraunen Haar, einem üppigen Körper und von Pockennarben entstelltem Gesicht.
    »Wie geht es Ihnen, Phoebe?«, fragte sie in einem lockeren Konversationston.
    Die Angesprochene lag mit halb geschlossenen Augen auf ihrem Bett, ein winziges Lächeln auf dem Gesicht. Sie befand sich keineswegs im Koma, wie man bei einem oberflächlichen Blick hätte meinen können, sondern noch im Halbschlaf und träumte vielleicht gerade davon, in Zukunft immer allein schlafen zu können, in einem sauberen Bett, und nicht mehr gezwungen zu sein, schwere oder sogar gefährliche Dinge zu tun, um sich die nächste Tasse heißen Tee oder die nächste Scheibe Brot mit Marmelade zu sichern.
    Sie wachte auf, als sie Hester ihren Namen sprechen hörte. »Oh … ich glaub nich’, dass ich schon wieder ganz gesund bin«, flüsterte sie.
    Hester verbarg ein Grinsen. »Wahrscheinlich nicht. Würde eine Tasse Tee vielleicht helfen?«
    Phoebe öffnete die Augen und setzte sich auf, ohne auf das geprellte Bein, die gerissenen Bänder am Knöchel und die dick verbundene Wunde in ihrem Schenkel zu achten. »Sie ham ja so recht, die würde mir ganz bestimmt helfen.«
    Hester reichte ihr die Tasse, die Phoebe sogleich mit beiden Händen umfasste.
    Hester ließ sich auf dem Stuhl neben dem Bett nieder und strich sich ihre grauen Kleider glatt, als beabsichtigte sie, länger zu bleiben.
    »Mit mir geht es schon aufwärts!«, rief Phoebe einigermaßen beunruhigt.
    »Ganz bestimmt«, versicherte ihr Hester liebenswürdig. »Sie haben doch an zwei, drei verschiedenen Orten gearbeitet, nicht wahr …?«
    »J-jaaa«, lautete die zögernde

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