Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
schäme ich mich! Sie …« Er suchte verzweifelt nach Worten, fand aber keine.
    »Und Sie glauben, dass Verlegenheit und eine Entschuldigung genügen, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen?«
    »Nein! Ich werde es bis ans Ende meines Lebens bedauern!« Rupert schrie fast. »Aber ich kann es nicht ungeschehen machen.«
    »Gewissensbisse sind sehr gut«, erwiderte Monk gelassen. »Aber sie genügen nicht. Geld ebenso wenig. Wenn Sie so etwas wie Erlösung suchen, müssen Sie mir dabei helfen, auszuschließen, soweit das möglich ist, dass solche Verbrechen wieder begangen werden.«
    »Wie oft muss ich es Ihnen denn noch sagen? Ich weiß nicht, wer Parfitt ermordet hat!«, rief Rupert verzweifelt. »Es hätte durchaus Ballinger sein können, aber ich habe keine Ahnung, wie ich Ihnen helfen könnte, es zu beweisen. Ich habe ihn noch nie gesehen und würde ihn auch nicht erkennen, wenn wir uns mal über den Weg gelaufen wären. Ich kann mich nicht einmal erinnern, was an dem bewussten Abend gegen Ende geschehen ist, außer dass es ein Alptraum war. Ihnen die Namen meiner Freunde zu nennen, die dort waren, wird nichts bewirken, höchstens, dass ich sie bloßstelle und mich selbst zum Ausgestoßenen mache.«
    »Richtig, das ist der Preis«, erwiderte Monk. »Ist ihre Freundschaft Ihnen derart viel wert?«
    »Seien Sie doch kein verdammter Narr!« Ruperts Stimme wurde vor Wut und Angst wieder laut und schrill. »Jeder wird mich verachten, weil ich Freunde ans Messer geliefert habe, nicht nur die betroffenen Männer, sondern auch ihre Angehörigen und Freunde.«
    Doch Monks Entschlossenheit wuchs und verhärtete sich zunehmend. Er empfand sie wie einen kalten grauen Stein in seinem Magen. »Dann erzählen Sie mir von den ›Darbietungen‹.« Das letzte Wort hob er besonders hervor. »Wo haben Sie sich getroffen? Fuhren Sie getrennt oder zusammen nach Chiswick? Teilten Sie sich vielleicht einen Hansom? In Ihren eigenen Kutschen sind Sie ja wohl kaum gefahren. Die hätte man schließlich erkennen können, und der Kutscher brauchte diesbezüglich ja auch nicht unbedingt Bescheid zu wissen.«
    »Meistens getrennt«, knurrte Rupert. »Aber was hat das mit Ballinger zu tun? Oder sonst irgendwas?«
    Monk ging nicht auf die Frage ein. »Wie gelangten Sie vom Ufer zu Parfitts Boot?«
    »Jemand hat uns hingerudert. Manchmal dieser widerwärtige kleine Kerl mit den Schielaugen …«
    »’Orrible Jones?«
    »Wenn Sie es sagen. Oder jemand anders. Warum?«
    Auch diese Frage ignorierte Monk. »Gehörte das zu einer Vereinbarung? Woher wussten Sie, dass er kein üblicher Fährmann war? Woher wusste er, wer Sie waren und dass Sie zum Boot wollten und nicht zum anderen Ufer? Woher wusste er, dass Sie einer von Parfitts Kunden waren? Sie hätten ja auch Polizist sein können.«
    »Aber es ist ja nicht illegal«, murmelte Rupert kleinlaut.
    »Nur unmoralisch?«, fragte Monk sarkastisch. »Ist das der Grund, warum Sie es oben in Chiswick tun, meilenweit von zu Hause entfernt, in der Nacht und auf dem Fluss?«
    Rupert blitzte ihn an. »Ich habe nicht gesagt, dass ich stolz darauf bin, nur dass es die Polizei nichts angeht.«
    »Eigentlich ist Homosexualität sehr wohl illegal«, belehrte Monk ihn.
    »Wir haben niemanden angefasst, weder Jungen noch Mädchen.«
    »Sie haben nur anderen Leuten dabei zugeschaut.« Monks Stimme zitterte vor Abscheu, und die Wucht der Emotionen schnürte ihm regelrecht die Kehle zu. »Und Kinder zu foltern und gefangen zu halten ist ebenfalls gegen das Gesetz.«
    Ruperts Gesicht war dunkelrot angelaufen, und seine Augen brannten. Vor Zorn und vielleicht auch wegen der Demütigung.
    Unbarmherzig fuhr Monk fort: »Einmal abgesehen vom Gesetz, würde es Ihnen gefallen, zur Unterhaltung einer Horde besoffener Lustmolche zum analen Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann gezwungen zu werden? Ist Ihnen das selbst passiert, als Sie fünf, sechs Jahre alt waren? Und haben Sie geschrien und geblutet? Ist das der Grund, warum …?«
    »Aufhören!«, brüllte Rupert mit sich überschlagender Stimme. »Na gut! Ich verstehe. Es war bestialisch, und ich werde mit meiner Scham bis ans Ende meines Lebens dafür zahlen!«
    »Und außerdem werden Sie mir sagen, wer noch dort war. Jeder Mann, dessen Gesicht Sie erkannten. Ich kann Sie nicht deswegen verhaften, aber ich kann Sie nach weiteren Informationen ausfragen. Ich will den Dreckskerl hinter dem Ganzen hängen sehen, und dafür werde ich jedes perverse Schwein, das ich

Weitere Kostenlose Bücher