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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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willen.«
    Hester nickte. »Und Oliver wird ihn verteidigen. Er kann das nicht ablehnen.« Sie beobachtete Monks Gesicht. »Wir werden unumstößliche Beweise vorlegen müssen.«
    Rupert zog die Tür des Frühstückszimmers zu und starrte Monk ins Gesicht. Obwohl er wieder ein freier Mann war, wirkte er immer noch, als hätte er sich noch nicht vollständig von dem Schock über seine Verhaftung erholt. Doch er zeigte sich gefasst und höflich und war wie immer tadellos gekleidet.
    »Was kann ich für Sie tun, Monk?«, erkundigte er sich.
    Monk kam sich auf einmal tölpelhaft vor, was ihn ins Hintertreffen brachte.
    »Verzeihen Sie mir. Ich muss Sie um etwas bitten, das extrem unerfreulich ist, aber ich kann es mir nicht leisten, diesen Fall nicht zu verfolgen.«
    Rupert zeigte sich überrascht. »Wirklich? Macht es Ihnen so viel aus, dass Parfitt tot ist?«
    »Im Gegenteil! Wenn das alles wäre, wäre ich entzückt darüber, meine Zeit wichtigeren Angelegenheiten widmen zu können. Aber ich will den Mann stellen, der hinter den Erpressungen steckt.«
    Ein winziges Lächeln flackerte über Ruperts Gesicht, das allerdings nicht Belustigung ausdrückte, sondern Selbstkritik. »Soll das eine Warnung sein, dass ich immer noch angreifbar bin? Ich versichere Ihnen: Dessen bin ich mir bewusst.«
    »Davon gehe ich aus, Mr Cardew«, entgegnete Monk. »Und das ist auch nicht der Grund, warum ich gekommen bin.«
    »Oh?« Rupert war verblüfft, aber nicht beunruhigt.
    »Ich muss sehr viel mehr von Ihnen erfahren, als Sie mir bisher gesagt haben«, erklärte Monk. »Es tut mir leid.« Er meinte seine Entschuldigung aufrichtiger, als Cardew das verstehen oder glauben konnte.
    »Aber mehr weiß ich nicht«, erwiderte Rupert schlicht. »Ich habe keine Ahnung, wer Parfitt ermordet hat. Um Himmels willen, Mann, glauben Sie etwa, ich hätte es Ihnen nicht längst gesagt, wenn ich es wüsste?«
    »Selbstverständlich – wenn Sie begriffen oder gehofft hätten, dass ich Ihnen glauben würde. Ich denke, dass Arthur Ballinger der Täter ist. Wenn nicht persönlich, dann indirekt, indem er einen von Parfitts eigenen Männern für den Mord benutzte.« Cardew erhob sich vor Überraschung; Monk ging nicht darauf ein. »Doch dafür muss ich einen Beweis erbringen, der über jeden vernünftigen und sogar jeden halbwegs vernünftigen Zweifel erhaben ist. Wenn man Ballinger anklagt, wird Oliver Rathbone ihn verteidigen, und ich habe erlebt, wie Rathbone sogar für Jericho Phillips einen Freispruch herausgeholt hat. Was meinen Sie, wie hart er dann erst für seinen Schwiegervater kämpfen wird?«
    Ruperts Lippen strafften sich, und seine Mundwinkel sanken nach unten. »Ich verstehe. Aber ich weiß trotzdem nichts.«
    »Sie wissen über das Treiben auf dem Boot Bescheid«, fuhr Monk unerbittlich fort.
    Rupert errötete. »Ich weiß nichts über diese Geschäfte.«
    »Das habe ich auch gar nicht von Ihnen erwartet. Ich kann mir einiges durchaus selbst zusammenreimen. Aber ich muss wissen, wer seine Kunden waren, wie die Erpressungsgelder gezahlt wurden, um welche Beträge es dabei ging, welcher Natur die Darbietungen genau waren und wer sie sich anschaute.«
    Rupert wurde kreidebleich.
    Auch das ignorierte Monk. »Und ich muss die Hintergründe des Selbstmords von vor wenigen Monaten erfahren. Wer war es, und was hat dazu geführt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen!« Rupert stöhnte entsetzt. »Es wäre … Verrat!«
    »Ich habe schon geahnt, dass Sie das so sehen würden«, sagte Monk leise. »Sie würden – in einem gewissen Sinne – die anderen Männer verraten, denen der Missbrauch von Kindern zur Unterhaltung diente.«
    Er sah, wie Rupert zusammenzuckte und ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Das überraschte ihn nicht. So etwas tat weh, aber an den Tatsachen änderte das nichts. »Wenn Sie mir andererseits nichts sagen, verraten Sie die Kinder auf dem Boot und all die anderen, die in einer ähnlichen Situation sind. Und vielleicht auch den besseren Teil Ihrer selbst.«
    Rupert schüttelte langsam den Kopf. »Sie wissen nicht, was Sie verlangen …«
    »Wirklich nicht?« Monk hob die Augenbrauen. »Glauben Sie, Ihre gesellschaftliche Klasse ist die einzige, in der man Loyalität gegenüber seinen Freunden empfindet oder gegenüber Menschen, an die man sich durch geheime Schwüre gebunden hat, um ihre und die eigene Schande zu verbergen? Sie schämen sich dessen doch, nicht wahr?«
    Zorn flammte in Ruperts Augen auf. »Natürlich

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