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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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würde einen Tisch direkt am Fenster nehmen, in einer der Nischen mit den hübsch bemalten zartgrünen Jugendstilsäulen, wo man das Gefühl hatte, in einer Gartenlaube zu sitzen.
    Ich tat den Rest der Rosen in eine Glasvase und stellte sie auf den runden polierten Kirschholztisch. Die üppigen Blüten in Rosa, Rot und Zartgelb neigten sich sommerlich schwer über den Rand. Ein Sonnenstrahl verfing sich im Blumenwasser und malte zitternde Lichtkleckse auf das Holz. Für einen Augenblick sah ich den Zustand meines Herzens gespiegelt – so hell und warm und voller freudiger Unruhe.
    Ich stand für einen Moment still, dann fuhr ich mir durch die noch feuchten Haare, ließ den Blick durch die Wohnung schweifen und betrachtete zufrieden mein Werk. Es war alles perfekt. Ich war bestens vorbereitet auf einen außergewöhnlichen Abend und auf die Liebe, die mit den leichten Schritten eines Mädchens heute bei mir Einzug halten würde.
    Als ich am Nachmittag die Wohnung verließ, lächelte ich mir beim Hinausgehen im Spiegel zu. Noch niemals in meinem Leben war ich so bereit gewesen für das Glück.
    Das Cinéma Paradis war an diesem Abend ausverkauft. Bereits eine halbe Stunde vor der ersten Vorstellung gab es keine Karten mehr. Ich glaube, es war das erste Mal, dass ich den kleinen rundlichen Herrn mit der Aktentasche abweisen musste, als er wie immer erst ein paar Minuten vor Vorstellungsbeginn in das Foyer hastete, in dem sich die Kinobesucher drängten. Auch für die Frau mit den schwarzen Locken, die sich heute ein smaragdgrünes Seidentuch ins Haar gebunden hatte und ohne ihre kleine Tochter gekommen war, gab es keinen Platz mehr. Bedauernd hob ich die Hände und sah zu, wie meine beiden Stammgäste enttäuscht das Kino verließen und draußen noch ein paar erstaunte Worte miteinander wechselten, bevor sie gemeinsam auf die andere Straßenseite gingen.
    Sie waren genauso überrascht wie ich. Oder um es mit den Worten Madame Cléments zu sagen: »Genauso überrascht wie wir alle «.
    Ohne Zweifel war Julie Delpys 2 Tage New York ein in jeder Hinsicht bemerkenswerter Film. Und erst recht Claude Sautets Die Dinge des Lebens, der an diesem Mittwoch in der Spätvorstellung lief und in dem man immer wieder Neues entdecken konnte über das, was wirklich zählte. Doch den plötzlichen Ansturm, dem das Cinéma Paradis kaum gewachsen war, erklärte er nicht.
    Tsunamigleich war eine Welle des Interesses über unser Kino geschwappt, die alles vereinnahmte und auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht abebben sollte. Die wohlwollende Berichterstattung der Presse, die sich zur Abwechslung einmal auf ein Programmkino kapriziert hatte, in dem es kein Popcorn gab – was offensichtlich als ungewöhnlich und très sophistiqué empfunden wurde –, die anstehenden Dreharbeiten zu Zärtliche Gedanken an Paris und der überraschende Vorschlag der Filmakademie, das Cinéma Paradis und seinen Besitzer für »besondere Verdienste um den französischen Film« auszuzeichnen, lockten wahre Besucherscharen an.
    Menschen, die ich noch niemals zuvor gesehen hatte, drängten in die Vorstellungen und entdeckten ihre Liebe zum Cinéma d’Art und den Zauber eines alten, etwas plüschigen, fast vergessenen Kinos, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein schien und das den immergleichen Alltag für ein paar Stunden auszusperren verstand.
    Auch wenn die meisten Besucher als Schaulustige, Neugierige, Auf-keinen-Fall-etwas-verpassen-Wollende kamen, so verließen doch viele das Paradis anders, als sie es betreten hatten, man konnte es an ihren Gesichtern sehen.
    Der magische Moment, der jedem guten Film innewohnt, schien sich in ihren Augen zu spiegeln. Getragen von Bildern, die größer waren als sie selbst, berührt von Gesten, die mit zärtlichen Fingern unmerklich Spuren durch ihre Herzen gezogen hatten, bereichert durch Sätze voller Wahrhaftigkeit, die man wie eine Handvoll Diamanten nach Hause tragen konnte, kamen die Zuschauer aus dem Kinosaal. Und das war mindestens genauso schön wie der erfreuliche Nebeneffekt, dass ich mit einem Mal der Besitzer eines ziemlich erfolgreichen Kinos war – getragen von einer Welle der Sympathie und Bewunderung, umworben von Journalisten und am Ende sogar von einer großen Kinokette, die mir zu erstaunlichen Konditionen und mit der Zusicherung, dass auch unter ihrer Leitung für mich »alles beim Alten bleiben würde«, eine freundliche Übernahme anbot.
    Selbst der Eigentümer einer Pariser Nobeldiskothek kam

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