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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Robert lachte lauernd in den Hörer. »Hat allerdings ein bisschen gedauert, bis ich dich erkannt habe. Ich hab schon bessere Photos von dir gesehen.«
    »War ein Schnappschuss.« Ich grinste, als ich an mein blödes Gesicht dachte. »Die Paparazzi schlafen nicht.«
    »Und?«
    »Und nichts«, sagte ich. »Es war ein netter Abend. Danach haben wir draußen eine Zigarette geraucht.«
    »Eine Zigarette danach? «, feixte Robert. Ich merkte, dass er mich aufzog, aber ich wurde trotzdem rot.
    »Ja. Danach«, erklärte ich. »Nach dem Essen. Der Rest ist Märchenstunde.«
    Er seufzte. »Du raubst mir jede Illusion.«
    »Ich bin untröstlich. Hast du mal über eine Karriere beim Parisien nachgedacht? Du hättest jedenfalls die Art Phantasie, die man für den Job braucht.«
    »Ich weiß.« Er nahm es als Kompliment. »Aber die Astrophysik ist mir dennoch lieber. Sehen wir uns heute Mittag?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, keine Zeit. Ich ruf dich an.«
    »Oha. Don’t call us, we call you – du klingst schon wie so ’n verdammter Promi.«
    Ich lachte. »Ja, mein Lieber. Ich bin jetzt berühmt, weißt du?«
    Ich schwöre, es sollte ein Witz sein, doch als ich an diesem Tag ins Kino kam, wurde ich eines Besseren belehrt.
    »Oh, Monsieur Bonnard! Stellen Sie sich vor, was passiert ist«, rief Madame Clément außer sich vor Entzücken und wedelte mit einer Ausgabe von Le Monde vor meiner Nase herum. »Es war jemand von der Zeitung da, der nach Ihnen gefragt hat. Er will etwas über das Cinéma Paradis schreiben. Hier … seine Karte. Sie sollen ihn sofort anrufen, hat er gesagt. Und dass er unser altes Kino ganz fabelhaft findet. Ich hab ihn ein bisschen herumgeführt und er hat sich alles genau angeschaut. Ist das nicht furchtbar aufregend? Wir sind jetzt berühmt!« Sie strich sich über ihre kurzen grauen Haare und warf einen selbstgefälligen Blick in den Spiegel des Foyers.
    »Mon Dieu, wenn ich das Gabrielle erzähle … Solène Avril und Howard Galloway in unserem Kino!«
    Großer Gott, dachte nun auch ich. Offenbar hatte ich die Geschwindigkeit, mit der sich solche Neuigkeiten verbreiteten, grandios unterschätzt. Im Cinéma Paradis jedenfalls war man schon umfassend im Bilde.
    »Warum haben Sie uns nichts von den Dreharbeiten gesagt, Monsieur Bonnard«, fragte François. Seine Stimme klang gleichmütig wie immer, und nur die Tatsache, dass er eine Augenbraue leicht hochzog, verriet mir seine Irritation.
    Mein Filmvorführer ist ein Gemütsmensch, der die Dinge nimmt, wie sie kommen. Er ist unerschütterlich in seiner Ruhe. Auch jetzt sah er mich nur fragend an, während Madame Clément weiterhin halblaut überlegte, wem aus ihrem Bekanntenkreis sie die großartigen Neuigkeiten noch mitteilen konnte.
    »Ich weiß davon auch erst seit ein paar Tagen«, erklärte ich ein wenig schuldbewusst. »Eigentlich steht die ganze Sache erst seit Sonntagabend definitiv fest, und ich wollte es euch heute sowieso erzählen. Nun sind mir, wie es aussieht, die Leute von der Presse zuvorgekommen.«
    Ich betrachtete die Visitenkarte des Journalisten von Le Monde, eines gewissen Henri Patisse, der unter seinen Namen gekritzelt hatte, ich möge ihn bitte anrufen, und runzelte die Stirn. Von Journalisten hatte ich schon jetzt die Nase voll. »Was genau wollte denn dieser Herr? Mit Verlobungsringen von Cartier kann ich nämlich nicht dienen.«
    »Verlobungsringe von Cartier?!«, rief Madame Clément aus. »Was soll das heißen, Monsieur Bonnard? Wollen Sie sich verloben?« Sie riss die Augen auf. Anders als mein Freund schien sie nichts von dem nächtlichen Zwischenfall auf der Place Vendôme zu wissen.
    »Lesen Sie denn nicht den Parisien ?«, sagte ich und es klang zynischer, als ich es beabsichtigt hatte.
    »Den Parisien – wofür halten Sie mich, Monsieur Bonnard?« Madame Clément war sichtlich gekränkt. »Sie denken wohl, weil ich an der Kasse sitze und Karten verkaufe, lese ich nur die Klatschblätter. Ich komme aus einem anständigen Hause, Monsieur. Bei uns las man den Figaro zum Frühstück. Ich habe nicht immer an der Kasse gesessen, wissen Sie? Früher habe ich mal in einer Bibliothek gearbeitet, und erst als mein Mann starb und ich die Kinder ganz allein durchbringen musste, hab ich im Bon Marché diesen Job angenommen, weil der viel besser bezahlt war, und das ist ja wohl keine Schande …«
    »Madame Clément, bitte!« Ich hob beschwichtigend die Hand. Offenbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen. »Es war ein Witz,

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