Einfach Abschalten
gibt eine Reihe anderer Tätigkeiten, die ebenso mühelos einen »Flow«-Zustand herbeiführen können. Besonders geeignet ist alles, bei dem man mit den Händen arbeitet, wie etwa Holzhacken, Stricken, Kochen oder das Herumschrauben an einem Automotor oder Fahrrad.
Wir können auch die Masse auf dem Schirm selbst verringern, und auch wenn das noch nicht die innere Distanz erzeugt, wie offline zu gehen, ist es doch eine Hilfe. Wie viele Webseiten und andere Fenster haben Sie zur selben Zeit auf dem Bildschirm geöffnet? Kaufen Sie online ein, während Sie chatten, und schreiben Sie E-Mails, während Sie gelegentlich einen Blick auf einen Film werfen und nebenbei noch ein Spiel spielen? Versuchen Sie das Gegenteil zu tun: Beschränken Sie sich auf eine Bildschirmaktivität und nutzen Sie den Bildschirm nicht, um sich von einem Telefongespräch abzulenken. Die Person auf der anderen Seite sind Sie selbst, so wie es Lucilius für Seneca war.
Eine weitere Strategie, um die Zeit, die man online verbringt, zu verringern, besteht darin, andere Leute als Ihre Suchmaschinen zu nutzen. Statt ständig nach Neuigkeiten und Updates zu schauen, lasse ich mir von Freunden und der Familie berichten, was los ist. Wie lauten die Schlagzeilen? Welcher Filmstar steckt in Schwierigkeiten? Was ist der jüngste Skandal an der politischen Front? Es macht mehr Spaß, die letzten Entwicklungen aus der interpretierenden Sicht einer Person zu hören, die Sie kennen, und es erspart eine Menge Mühe.
Irgendwie hat es sich in unseren Köpfen festgesetzt, dass der beste Gebrauch von Plattformen für soziale Netzwerke darin besteht, so viele Freunde und Kontakte wie möglich zu finden und alle, die wir kennen, in denselben virtuellen Raum zu stopfen. Und so kann der »beste Kumpel« aus der Grundschule, der vor ein paar Wochen wiederaufgetaucht ist und an den wir uns kaum erinnern konnten, sich unter unsere aktuellen Freunde aus dem Büro mischen und mit ihnen tratschen – toll.
Als das Internet noch eine aufregende Neuerung war, bestand eine natürliche Tendenz dahingehend, es maximal zu nutzen, indem man seine sozialen Verbindungen ständig ausbaute. Jetzt, wo ein Gutteil der Menschheit online ist, erscheint es sinnvoll, sich in die andere Richtung zu bewegen. Wann immer es möglich ist, sollten Sie die Masse einschränken und aussieben. Während ich dieses Buch schrieb und versuchte, mich nicht unnötig ablenken zu lassen, hatte ich nur ein aktives soziales Netzwerk, das ausschließlich einer kleinen Gruppe von Leuten (weniger als ein Dutzend) vorbehalten war, die ich aus einer kurzen, aber wichtigen Zeit meines Lebens kannte – und das niemand sonst offen stand. Natürlich gibt es endlose Möglichkeiten, kleinere Gruppen innerhalb der Online-Netzwerke zu bilden, und Sie werden es nicht übertreiben wollen. Zu viele Untergruppen werden so kompliziert wie zu viele Individuen. Aber wenn sie intelligent genutzt wird, kann diese Taktik die digitale Horde auf mehrere handliche Stücke reduzieren. Statt meine Bildschirme zu befeuern und mich mit jedem abzugeben, den ich jemals kannte, wartete eine viel vertrautere Gruppe auf mich, wenn ich in mein Mikro-Netzwerk kam. Ah, da ist die Truppe ja. Es war das Bildschirm-Äquivalent zu einem Pub in der Nachbarschaft.
3. Gutenberg
Das Prinzip: Technologien der Nach-innen-Gekehrtheit
Gutenberg schuf eines der großen Hilfsmittel zur Hinwendung nach innen, nämlich Bücher, die heute allen zur Verfügung stehen. Könnten die technischen Neuerer heutiger Tage mit den aktuellen Geräten einen ähnlichen Zweck erfüllen? Das Bedürfnis nach innerer Einkehr ist ebenso groß, wenn nicht größer. Doch derzeit geht die technische Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung, hin zu noch intensiverer Vernetztheit, die uns noch stärker der Masse aussetzt. »All your applications. All at once«, hieß es einmal in einer Werbung für ein Handheld, als ob »alles auf einmal« für den Verstand besonders hilfreich wäre.
Die Erfahrungen mit dem E-Book gehen in dieselbe Richtung. Obwohl sie oft als Riesenschritt nach vorn angekündigt wurden, sind einige E-Reader so konzipiert, dass sie die Leseerfahrung stärker aufs Außen ausrichten. Im Endeffekt sind es Minicomputer mit eingebauten E-Mail-Programmen und Webbrowsern; sie machen es einem als Leser viel schwieriger, nach innen zu gehen. Wollen wir unsere Lektüre wirklich so ruhelos machen wie den Rest unseres Lebens?
Das Gutenberg-Prinzip könnte auf viele
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