Einfach Abschalten
andere elektronische Geräte angewandt werden, einschließlich unseres Notebooks. Wenn ich alle Ablenkungen ausschalten und auf meinem Notebook wirklich etwas schaffen will, schalte ich das WLAN aus und mache den Computer zu einem Offline-Gerät. Leider ist das auf meinem Notebook ein etwas mühsamer Vorgang, für den mehrere Eingaben erforderlich sind. Mit einem prominenten Knopf, der es dem Nutzer erlauben würde, bequem zwischen »online« und »offline« zu wechseln, wäre das leicht zu beheben. Genau wie im 15. Jahrhundert braucht auch heute jeder Zeit ohne die Masse. Die Technik sollte diesem Bedürfnis entsprechen.
4. Shakespeare
Das Prinzip: Alte Arbeitsmittel dämmen die Überflutung ein.
Zu Beginn des Druckzeitalters kam das Schreiben von Hand nicht etwa aus der Mode, es gewann an Bedeutung. Wie Hamlets »Handheld« gezeigt hat, können alte Arbeitsgeräte eine nützliche Methode sein, die Informationsüberflutung der neuen unter Kontrolle zu bekommen. Auch heute noch wirken ältere Technologien beruhigend auf den beschäftigten Geist.
Papier ist das beste Beispiel. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Zukunftsforscher den bevorstehenden Niedergang des Papiers vorhergesagt. Das ist nicht eingetreten, weil Papier immer noch ein nützliches Arbeitsmaterial ist. Man kann sogar behaupten, dass es immer nützlicher wird, weil es genau das zu bieten hat, was wir brauchen und wonach wir uns sehnen: ein bisschen Freiheit vom Netz. Lesen Sie ein Buch aus Papier. Schreiben Sie Tagebuch oder machen Sie einfach ein paar Eintragungen in ein einfaches Notizbuch, so wie ich es mit meinem Moleskine mache. Abonnieren Sie eine neue Zeitschrift. In einer Welt des Multitaskings, in der ungestörte Konzentration immer schwieriger zu erreichen ist, stellt die Abschottung, die das Papier vor dem Internet bietet, eine neue Stärke dar. Nichts ist schöner, als einen Packen schön gestalteter Blätter in der Hand zu halten. Die ganze Welt verlangsamt sich und mit ihr der Geist.
Sie müssen nicht glauben, dass für jegliche Aufgabenstellung das neueste Gerät auch immer das beste wäre. Als wir Ostern einmal alle im Haus meiner Mutter beisammen waren, wollte unser Sohn für die ganze Familie eine Zeichnung anfertigen. Da er für jeden ein Exemplar ausdrucken wollte, marschierte er schnurstracks zu seinem iMac mit dem Zeichenprogramm Kid Pix. Warte mal, sagten wir zu ihm. Wenn er die Zeichnung am Küchentisch mit farbigen Filzstiften von Hand machte, hätte er viel mehr gestalterische Freiheit. Danach könnte er die Zeichnung auf dem Farbdrucker kopieren. (Er wäre außerdem fern der Versuchungen des Internets, aber das haben wir nicht erwähnt.) Er dachte einen Augenblick darüber nach und stimmte dann zu, dass es mit Filzstiften mehr Spaß machen würde und besser aussähe. Die Zeichnung wurde sehr schön, und er verkündete, dass »Kid Pix sowieso nicht so gut« sei.
Alte Arbeitsmittel sind ein einfaches Vergnügen. Je drückender das virtuelle Leben auf uns lastet, desto leichter und spielerischer erscheinen paradoxerweise materielle Objekte. Vinylscheiben hören sich nicht nur besser an, es ist auch bezaubernd, mit ihnen zu hantieren und über sie zu sinnieren. Dominosteine und Murmeln werden zur Attraktion. Brettspiele können ein Segen sein.
5. Benjamin Franklin
Das Prinzip: Positive Rituale
Benjamin Franklin brachte mit Hilfe eines Rituals, das sich auf positive Ziele stützte, Ordnung in sein chaotisches Leben. Während er es auf »moralische Perfektion« anlegte, können wir bescheidenere Ziele wie Klarheit und Ruhe anvisieren. Ich habe die Anwendungsmöglichkeiten der Franklinschen Methode am Arbeitsplatz bereits erörtert, aber sie findet auch im Privaten Verwendung; dort gibt es endlose Möglichkeiten, durch ein Ritual sein Gleichgewicht zu finden. Statt einfach nur die eigene Bildschirmzeit zu beschränken, sollten Sie zeitliche Obergrenzen und Belohnungen einsetzen. Wenn der Akku des Laptops langsam leer wird, ist es irgendwie viel leichter, sich nicht von der eigentlichen Aufgabe ablenken zu lassen. Dieses Verhaltensmuster kann in ein Ritual übersetzt werden. Nehmen Sie sich fest vor, Ihre Bildschirmarbeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt zu haben – und legen Sie eine Belohnung fest, falls Ihnen das gelingt. Sie werden mehr schaffen, Ihre Zeit im Netz verringern und bekommen auch noch etwas dafür.
Ein anderer Umgang besteht darin, bestimmte Stunden des Tages für bildschirmfrei zu erklären.
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