Einfach Abschalten
Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie lehnen sich ein wenig vor, um zu sehen, was sich darunter befindet. Noch mehr Sterne, unendlich viele Sterne.
Sie nehmen neben sich eine Bewegung wahr.
»Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, dass ich Ihnen gefolgt bin«, sagt eine vertraute Stimme. Die Frau mit dem Strohhut klettert herauf.
»Hier«, sagen Sie und reichen ihr die Hand.
»Danke«, sagt sie und steht jetzt neben Ihnen. »Ich konnte nicht widerstehen. Nichts wünschte ich mir sehnlicher als das.« Wie ein Sänger, der inbrünstig ein Lied vorträgt, breitet sie vor dem Universum die Arme aus.
»Bereit?«, fragen Sie, und sie nickt.
Sie schließen die Augen, beugen leicht die Knie und springen!
Einführung
In diesem Buch geht es um Sehnsüchte und Bedürfnisse. Es geht darum, einen ruhigen Ort zu finden, an dem der Geist frei schweifen kann. Wir alle wissen, wie sich dieser Ort anfühlt, und wir wussten auch einmal, wie wir dorthin gelangen. Aber in jüngerer Zeit bereitet uns das Schwierigkeiten.
Wie die Menschen in der Geschichte, die Sie gerade gelesen haben, leben wir in einer Welt, in der jeder jederzeit mit jedem vernetzt ist. Wir sind nicht buchstäblich in einem Raum, der von der Erde weggedriftet ist, aber wir befinden uns definitiv an einem neuen Ort, und das verdanken wir der Technik. Unser Raum ist digital, und wir tippen einander über die Bildschirme an, über die wir miteinander verbunden sind. 1 Heutzutage sind wir stets nur ein paar Klicks von Millionen anderer Leute entfernt, von endlosen Informationen und Stimuli. Familie und Freunde, Arbeit und Freizeit, Nachrichten und Ideen – manchmal sieht es so aus, als wäre alles, was uns wichtig ist, ins digitale Netz gewandert. Und so verbringen wir dort unsere Tage und leben auf diese neue hoch vernetzte Weise.
Wir leben dort seit etwa einem Jahrzehnt; es ist spannend und in vielerlei Hinsicht lohnend. Wenn sich die ganze Welt in Reichweite befindet, gibt es endlos viele Dinge zu sehen und zu tun. Manchmal fühlt sich das an wie das Paradies. Das Leben an diesem wundervollen Ort hat jedoch einen großen Haken. Wir haben uns zwar alle Mühe gegeben, diesen Umstand zu ignorieren, aber das hat natürlich auch nichts daran geändert. Es läuft nämlich auf Folgendes hinaus: Wir alle sind viel beschäftigter als früher. Sehr viel beschäftigter. All diese Kommunikation zu verwalten macht sehr viel Arbeit. Die E-Mails, SMS und Sprachnachrichten; die Pokes, Prods und Tweets; die Warnungen und Kommentare; die Links, Tags und Posts; die Fotos und Videos; die Blogs und Vlogs; die Suchen, Downloads, Uploads, Dateien, Ordner; Feeds und Filter; Firewalls und Widgets; Begriffswolken, Benutzernamen, Passwörter und Access-Keys; Pop-ups und Banner; Klingeltöne und Vibrationsalarme. Das ist nur eine kleine Auswahl dessen, womit wir jeden Tag hantieren. Während Sie dies lesen, werden komplett neue Möglichkeiten der Verknüpfung angesagt sein. Unsere Tools sind fruchtbar und mehren sich ständig.
Und zugleich erhöht sich unsere Geschäftigkeit. Nach und nach überwuchert sie unseren Arbeitsalltag. Wenn Sie ein mobiles Gerät mit sich führen, haben Sie auch alle digitalen Möglichkeiten (und alle Leute) immer zur Hand. Das Leben zu Hause wird ebenfalls geschäftiger. Viel von dem, was einmal Freizeit hieß, ist von Myriaden von Netzwerkverpflichtungen kolonialisiert worden und ist somit nicht länger frei.
Es ist leicht, diese Tools dafür verantwortlich zu machen – zu leicht. Sie sind auf geradezu fantastische Weise praktisch und bereichern unser Leben auf unzählige Arten. Wie alles Technische haben auch sie ihre Schwächen, aber im Grunde können sie uns nicht auf Trab halten, solange wir sie nicht benutzen. Wir tun den ersten Schritt. Wir sind stets verbunden, weil wir ständig Verbindungen herstellen.
Von der rein mentalen Beanspruchung einmal abgesehen – unsere Gedanken haben auch eine neue Ausrichtung erhalten. Wir leben in zwei gedanklichen Sphären, einer inneren und einer äußeren; und von diesen beiden dominiert zunehmend die äußere. Je mehr wir vernetzt sind, desto mehr sind wir davon abhängig, von der Welt außerhalb unserer selbst zu erfahren, wie wir denken und leben sollen. Es gab immer schon einen Konflikt zwischen dem äußeren, sozialen Selbst und dem privaten, inneren. Das Ringen darum, die beiden miteinander in Einklang zu bringen, ist eine zentrale Erfahrung der menschlichen Existenz und eines der großen Themen in
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