Einfach bezaubernd
schmerzte sie, denn sie wusste, dass er es ernst meinte. Er hatte wirklich Angst.
»Ich weiß«, erwiderte er und hielt sie so fest, dass sie sich seinem Griff nicht entziehen konnte. »Und es tut mir leid. Wirklich, es tut mir sehr leid. Aber die Welt ist so anders, wenn
man bekannt ist. Jeder glaubt, er kennt dich. Ich wollte, dass du dich in den wirklichen Danny Delaney verliebst. Nicht in eine schillernde Figur aus Illustrierten. Ich dachte, du könntest das verstehen.«
Sie fühlte, wie sie schwach wurde, und das hatte er sich nicht verdient. Noch nicht. »Was habe ich dir gesagt, was ich von Lügnern halte? Ich weiß noch nicht mal, wo du in Wirklichkeit lebst.«
»Der Mensch, den du kennst, das ist mein wirkliches Ich«, erklärte er, und er wirkte durch und durch ernsthaft. »Nichts davon war vorgespielt.«
»Wo lebst du? Lebst du wirklich in Seattle, wie es in den Buchbesprechungen heißt?«
Er machte ein bekümmertes Gesicht. »Nein, in Detroit.«
Sie zog eine Grimasse. »Ich hasse Detroit. Wir haben drei Jahre dort gelebt, und es war schrecklich.«
»Wir ziehen woandershin.«
Sie schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, dass es so einfach ist?«
»Wir können wirklich reisen. Du kannst malen, was du willst und wo du willst. Ich halte dir die Farbpalette. Und eines musst du bedenken: Ich bin der denkbar geeignete Mensch, um dir zu zeigen, wie du deine Malerei anderen Menschen zugänglich machst, ohne es bereuen zu müssen.« Er beugte sich so nahe zu ihr, dass sie die Feuchtigkeit auf seinen Lippen glänzen sah. »Dee, ich kann mich auch um deine Schwestern kümmern. Du musst dir nie wieder Sorgen um sie machen.«
Sie schüttelte nur den Kopf, brachte kein Wort hervor.
»Du hast gesagt, dass du mich liebst«, setzte er hinzu.
Ach, warum musste seine Stimme so unsicher klingen, so schmerzlich schwanken? Er hatte nicht verdient, dass sie ihm jetzt schon verzieh. Aber sie konnte seine Angst und Verletzlichkeit nicht ertragen.
»Ich liebe dich so sehr, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben als ich selbst mit jemand geschlafen habe«, antwortete sie.
»Dann sollte das andere nicht wichtig sein.«
Dee schlug die Augen auf. »Ist es aber«, widersprach sie. Sonst hätte sie nicht standhaft bleiben können. »Ich kann eine Beziehung ohne Ehrlichkeit nicht haben. Ich kann mich nicht ganz hingeben und dann meinen Geliebten nur in gezielten kleinen Stückchen und Scheibchen bekommen.«
»Deinen Mann.«
»Du hörst mir nicht zu. Ich finde, du solltest jetzt gehen und darüber nachdenken, was du eigentlich von uns willst. Ich weiß, was ich will. Ich will das Ganze. Ich will dich ganz. Mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden.«
»Das kriegst du auch!«
»Mach keine Versprechungen, von denen du noch gar nicht weißt, ob du sie halten kannst.« Diesmal ließ er sie los, als sie eine Bewegung machte, um sich zu entziehen. »Mir wäre es lieber, du bist nicht hier, wenn ich versuche, das Ganze meinen Schwestern zu erklären.«
Sie konnte sich Mares Reaktion lebhaft vorstellen. Du hast ihn rausgeworfen, weil sich herausgestellt hat, dass er reicher ist als Gott? Na bravo, das nenn ich Denken .
Danny legte seine Hände um ihr Gesicht. »Versprich mir, dass du noch hier bist, wenn ich wiederkomme.«
Sie konnte ihren Blick nicht von diesen faszinierenden Augen wenden. Zum ersten Mal sah sie keine Spur von Fröhlichkeit in ihnen. Ja, nun war es genug. »Ich werde hier sein.«
Nachdem sie ihn zur Haustür hinausgelassen und die Tür wieder verschlossen hatte, holte sie zum ersten Mal wieder tief Luft. Dann erlaubte sie sich, da niemand sie sehen konnte, ein schwaches Lächeln. Das Leben würde schön werden, sehr, sehr schön.
Im hereinflutenden Sonnenlicht neben Crash aufzuwachen regte Mares Romanheftchen-Fantasie an. »Ich könnte die gute Ehefrau sein«, stellte sie fest. Sie lag auf dem Bauch, das Kinn in die Hand gestützt, und betrachtete ihr neues, wunderschönes schmiedeeisernes Fußteil. Die Sonntagmorgensonne wärmte ihren nackten Körper und ließ die Schmetterlinge auf den Stoffbahnen glitzern. »Ich könnte eine barfüßige Ehefrau sein und das Kochen lernen.«
»Eine barfüßige Ehefrau mit einem blauen Schmetterling auf ihrem Po«, ergänzte Crash und fuhr mit der Fingerspitze die Außenlinien der frisch tätowierten runden Flügel auf ihrem Steißbein nach. »Das finde ich gut.«
»Der ist schwarz, nicht blau«, korrigierte Mare und wandte ihr Augenmerk anderen Dingen zu, die
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