Einfach bezaubernd
nervösen Blick zu.
»Ja, das kann sie«, meinte Xan in einem Versuch, freundlich zu wirken. »Sie hat ihre eigenen Kräfte nicht unter Kontrolle.« Eine weitere Handbewegung, und Jude war wieder bekleidet. »Wenn ihr schon einmal hier seid, abgesehen davon, dass ihr vollkommen versagt habt, was den Anhänger betrifft , wie stehen die Dinge ansonsten?«
»Dee und Danny haben sich beim Abendessen sehr gut verstanden«,
berichtete Maxine hastig, wobei ihr Blick noch immer auf Jude gerichtet war. »Dee hat zwei Martinis getrunken, deswegen war sie in super Laune.«
»Martinis?«
»Das hab ich nur für Sie getan, Xanthippe«, erklärte Maxine noch eiliger. »Ich weiß doch, dass Martinis bei Dee die Zunge lösen, deswegen hab ich sie nur wegen Ihnen serviert. Das Letzte, was ich von denen gesehen habe, war, dass sie auf den Berg gingen. Und Lizzie und Eric …«
»Elric.«
»… Elric … waren in Lizzies Zimmer, also sind das doch gute Neuigkeiten, oder?«
Wunderbar , dachte Xan bitter und ignorierte das Krabbeln unter dem umgestülpten Weinglas.
»Aber ich weiß nicht, wie es mit Mare nach der Arbeit weiterging.« Maxine blickte Jude fragend an, der die Schultern zuckte.
»Sie ist nach Hause gegangen«, antwortete er. »Ich versuchte, sie zu einem Drink einzuladen, aber sie hat Nein gesagt.«
»Die muss verrückt sein«, brach es aus Maxine hervor.
Xan nahm den Seher-Kristall auf und polierte ihn mit ihrem Ärmel.
»Dee«, sprach sie und sah Dee in ihrem Zimmer, weinend. Sie seufzte. Dee war schon immer die Schwierigste gewesen.
»Lizzie«, sprach sie und sah Lizzie in ihrem Bett schlafen, mit Elric neben ihr. Lizzie hatte wirklich nicht verdient, was sie da bekam. Es war einfach nicht fair. Aber mit einer kleinen Fehlberechnung wäre das Problem wohl gelöst.
»Mare«, sprach sie und sah Mare, die sich auf dem Berg leidenschaftlich an einen dunkelhaarigen Mann presste, während blaue Blüten auf sie herabrieselten …
» In drei Teufels Namen!« , rief Xan aus, erhob sich und starrte Jude an. »Was zur Hölle hast du da angerichtet ?«
»Ich glaube nicht, dass sie mich mag«, erwiderte er und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Maxine fuhr sich ebenfalls mit der Zunge über die Lippen.
»Du hörst mir jetzt mal zu«, fuhr Xan Jude an und packte ihn an der Krawatte. »Du bist ihre große Liebe, und du lässt zu, dass sie von irgendeinem dahergelaufenen Tölpel aus ihrer Vergangenheit verführt und durcheinandergebracht wird? Du scherst dich jetzt wieder da runter und gibst ihr alles, was sie sich je gewünscht hat, damit sie erkennt, dass du ihr vom Schicksal bestimmt bist, haben wir uns verstanden? Alles, was sie sich je gewünscht hat. Was immer sie will, das kriegt sie .«
Xan verstärkte ihren Griff um die Krawatte noch und bemühte sich, nicht in Panik auszubrechen. Sie hatte alles so perfekt eingefädelt – wenn aber Mare mit dem falschen Mann durchbrannte, mit einem, den Xan nicht steuern konnte, dann könnte alles schiefgehen, all ihre sorgfältigen Pläne scheitern; die Jugend und die Kraft, die sie so dringend brauchte, könnten ihr vorenthalten bleiben. Das durfte sie nicht zulassen. Das durfte nicht passieren ...
»Ich glaube, Mare will ihn «, meinte Maxine, die ihren Hals reckte, um in den Kristall zu blicken, wo Mare in den Armen des dunkelhaarigen Mannes zu sehen war.
»Euch ist doch klar, dass ich euch beide nicht mehr brauche, wenn ich erst selbst da hinunterkommen muss«, erklärte Xan mit tödlicher Ruhe, während sie Judes Krawatte losließ.
»Wir bringen schon alles in Ordnung«, versicherte Jude und nahm Maxine beim Arm.
»Da können Sie drauf wetten«, fügte Maxine hinzu, wandte sich der Tür zu und stieß dabei das umgestülpte Weinglas auf dem Tisch um.
Vincent nahm seine Chance wahr und landete mit einem Sprung auf dem Fußboden. Da erblickte Maxine ihn, kreischte:
»Ihh, ein Mistkäfer!«, und stieß mit dem Absatz zu. Schweigen erfüllte den Raum.
»Bäh«, machte Maxine, die sich ihre Schuhsohle betrachtete.
»Kratz das an deinem Abfallhaufen ab, ja?«, befahl Xan ihr.
»Na klar, Xanthippe«, erwiderte Maxine.
»Und ich stürze mich gleich auf Mare«, versprach Jude.
»Wundervolle Idee«, kommentierte Xan und winkte mit der Hand.
Im nächsten Augenblick beobachtete sie, wie Maxine sich in Salem’s Fork an ihrem Abfallhaufen Vincent von der Schuhsohle kratzte.
»Jennifer ist mir etwas schuldig«, murmelte sie in ihren Seher-Kristall und ging dann zu
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