Einfach bezaubernd
Es war gerade nur eine Andeutung von Trotz in ihrer Stimme, und sie hoffte, dass keine ihrer Schwestern bemerkte, dass die liebe kleine Friedensstifterin ein gewisses Rückgrat entwickelte.
Vergebliche Hoffnung. »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist, Lizzie?«, fragte Dee, die gerade mit einem Becher Kaffee in der Hand aus der Küche kam. »Es sieht dir gar nicht ähnlich, so lange zu schlafen. Und warum hast du den Borgia-Anhänger aus der Schmuckschatulle genommen?«
Lizzie holte tief Atem, um die Ruhe zu bewahren, und beantwortete den einfacheren Teil. »Der Schmuck gehört uns allen drei, und dieses spezielle Stück gehört mir.«
Dee blickte drein, als hätte eines von Lizzies Kaninchen die Zähne in ihre Wade geschlagen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir diesen Anhänger als Nächstes ver…«
»Der wird nicht verkauft«, widersprach Lizzie. »Er gehört mir.«
»Lizzie, hast du eine Ahnung, wie viel dieser Anhänger wert ist?«, fragte Dee.
»Ist mir egal. Ihr könnt mit dem Rest von dem Zeug machen, was ihr wollt, ich brauche nichts davon. Ich kann mich um mich selbst kümmern. Aber diesen hätte ich schon vor Jahren bekommen müssen. Er war für mich bestimmt.« Etwas an Dees nachdenklicher Art erregte ihre Aufmerksamkeit. »Das war er doch, oder etwa nicht?«
Dee seufzte. »Süße, er war mit in Mutters Schmuckschatulle …«
»Aber er sollte für mich sein.«
Dee rieb sich die Stirn. »Xan sagte, dass er für dich bestimmt
sei, aber soweit ich das beurteilen kann, war es ein Trick, vielleicht ein Trick, um uns auf der Spur zu bleiben.«
»Das mag schon sein«, meinte Mare und betrachtete die beiden mit melancholischem Interesse. »Aber du hättest uns erzählen sollen, was Xan gesagt hat.«
Lizzie nickte. »Oder wenn er gefährlich ist, hättest du ihn schon vor Jahren loswerden müssen.«
Dee ließ sich gegen die Stuhllehne sinken. »Ich hab’s ja versucht. Einmal habe ich ihn sogar in den Pazifik geworfen. Aber irgendwie war er immer wieder in der Schatulle.«
»Also, er soll bei mir sein und wird auch dort bleiben.« Lizzie setzte sich ans andere Ende des Tisches. »Gestern hat jemand versucht, ihn zu stehlen, und das hat nicht funktioniert. Maxine hat sogar versucht, ihn für eine wohltätige Versteigerung zu bekommen, aber er ist noch immer bei mir. Er gehört zu mir.«
»Maxine hat für wohltätige Zwecke gesammelt?«, fragte Mare. »Wohin steuert diese Welt noch? Aber die Zeichen sind ganz eindeutig. Der Amethyst gehört zu Liz.«
Lizzie blickte Dee an. »Willst du die Versammlung offiziell eröffnen?«
Dee blickte unsicher drein. Diesen Gesichtsausdruck kannte Lizzie an ihrer sonst so praktischen älteren Schwester nicht. Es war, als habe sich Dees gesamtes Universum unerwartet verändert. Genau wie Lizzies.
»Lasst mich nur die Schmuckschatulle holen …«, sagte Dee.
»Spar dir die Mühe, Dee«, wehrte Mare müde ab. »Reine Zeitverschwendung. Bringen wir einfach die Abstimmung über die Bühne, und fertig.«
Dee setzte sich wieder. »Tja. Xan hat uns gefunden. Ich fürchte, es ist höchste Zeit, hier zu verschwinden. Es tut mir leid, aber ich stimme mit Ja, lasst uns fortgehen.«
Mare nickte, allen Kampfesmutes bar. »So lange ich in Salem’s Fork bleibe, werde ich nie über Crash hinwegkommen. Ich stimme auch für Ja, lasst uns fortgehen.«
Dee blickte zu ihr hinüber. »Kein Italien?«, fragte sie sanft.
»Mm-mm.«
Dee streichelte ihr die Hand. »Und Lizzie?«
Sie blickten beide fragend Lizzie an, eine reine Formalität, da ihre süße, engelhafte Lizzie jedem Konflikt wie dem Teufel persönlich aus dem Weg ging.
Aber die süße, engelhafte Lizzie hatte sich verändert. Sie fühlte den Amethyst auf ihrem Herzen pochen, und sie hob den Kopf und begegnete dem Blick der beiden sehr direkt.
»Ich stimme für Nein.«
Lizzie fühlte die Verblüffung ihrer beiden Schwestern, aber sie war nicht gewillt, einen Rückzieher zu machen. »Ich bin es leid, immer davonzurennen«, erklärte sie. »Ich bin kein ängstliches kleines Kind mehr. Mir gefällt es hier, und ich lasse mich von niemandem vertreiben.«
Mare sah sie verwirrt blinzelnd an. »Lizzie?«
Lizzie blickte sie fest und unerbittlich an.
Mare blickte Dee an. »Wir lassen Lizzie hier nicht allein.«
»Hör mir zu«, wandte Dee sich Lizzie zu. »Wir können hier nicht bleiben. Wir haben nicht mal einen Plan!«
»Dann überlegen wir uns eben einen«, versetzte Lizzie, und es war kein Schwanken
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