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Einfach Freunde

Einfach Freunde

Titel: Einfach Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdel Sellou
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davon.
    Â»Was ist das, Abdel?«
    Â»Etwas, das hilft, damit es einem bessergeht. Das gibt’s nicht in der Apotheke.«
    Â»Aber Abdel, lass das nicht hier herumliegen! Versteck das!«
    Â»Ich fahre, ich lass doch das Lenkrad nicht los …«
    Nachts schläft der Pozzo nicht immer. Er hält seinen Atem an, weil es ihm weh tut zu atmen, dann zieht er ganz schnell ganz viel Luft ein, und es ist noch schlimmer. Es gibt nicht genug Sauerstoff im Zimmer, im Garten auch nicht, in der Flasche auch nicht. Manchmal weckt er mich: Dann muss ich ihn auf der Stelle ins Krankenhaus bringen. Auf einen Krankenwagen zu warten, der für den Transport eines Tetraplegikers geeignet ist, würde zu lange dauern. Ich aber bin bereit.
    Der Pozzo leidet vor allem, wenn er sieht, wie schlecht es seiner Frau geht und wie machtlos er gegen ihre Krankheit ist. Genauso wie gegen seine eigene Behinderung. Ich erzähle Witze, ich singe, ich tische ihm Heldentaten auf, die nur in meiner Phantasie stattgefunden haben. Er trägt Stützstrümpfe. Ich streife mir einen über den Kopf und inszeniere einen Überfall.
    Â»Hände hoch … Hände hoch, habe ich gesagt! Sie auch!«
    Â»Ich kann nicht.«
    Â»Ach so? Sind Sie sicher?«
    Â»Ganz sicher.«
    Â»Pech gehabt … Na, ich will das Wertvollste, was es in dieser verdammten Bruchbude gibt. Kein Silberzeug, keine Gemälde; nein! Ich will … Ihr Hirn!«
    Ich stürze mich auf Pozzo und tu so, als würde ich ihm den Schädel aufschneiden. Das kitzelt. Er bittet mich aufzuhören.
    Ich schlüpfe in eine seiner für mich zu großen Smoking-Jacken, schlage mit der Faust in seinen Stetson, um aus dem Cowboyhut eine Melone zu machen, pfeife eine Ragtime-Melodie, marschiere um sein Bett und vollführe dabei immer schnellere Schraubbewegungen, wie Charlie Chaplin in Moderne Zeiten . Und warum das alles? Diese Leute sind mir egal. Ich kenne sie gar nicht.
    Aber andererseits, warum auch nicht? Was ändert es, ob ich hier den Clown mache oder draußen in der Cité? Fast alle meine Kumpels führen mittlerweile wie Brahim ein anständiges Leben. Da ist niemand, mit dem ich abhängen könnte. Hier ist es warm, die Umgebung angenehm und es ist Potential vorhanden, Spaßpotential.
    Der Pozzo fühlt sich gar nicht gut in seinem Körper. Ich bin so taktvoll – was ist denn auf einmal mit mir los? –, ihn nicht zu fragen, warum. Der andere Probekandidat schwänzelt um den Rollstuhl herum und ergeht sich in Gebeten. Er hat ständig eine Bibel in der Hand, hebt die Augen zum Himmel, ohne daran zu denken, dass die Zimmerdecke dazwischen ist, reiht Wörter mit »us« aneinander wie in den Asterix -Heften und psalmodiert selbst, wenn er um eine Tasse Kaffee bittet. Ich schieße mit einem Song von Madonna hinter seinem Rücken hervor.
    Â»Like a vördschin, hey! Like a vö–ö–öhör-dschin …«
    Fehlt nur noch, dass der barmherzige Bruder Jean-Marie von der Auferstehung der Heiligen Dreifaltigkeit Unserer lieben Frau der unbefleckten Empfängnis die Finger kreuzt, um sich vor dem Abgesandten des Teufels zu schützen, der ich bin. Laurence, die Sekretärin – wir nennen uns inzwischen bei unseren Vornamen, alle duzen mich, ich bin nicht prüde –, prustet verschämt los. Okay, vielleicht ist sie doch nicht so verklemmt …
    Sie weiht mich sogar heimlich ins Mysterium ein.
    Â»Er ist ausgetreten.«
    Ich lache laut auf.
    Â»Wie meinst du das, er musste mal austreten?«
    Â»Na, aus dem Orden … Er war Priester, aber er hat beschlossen, wieder ins Zivilleben zurückzukehren, wenn du so willst.«
    Â»Tja, sag mal, dein Boss wird aber nicht viel zu lachen haben mit so ’ner Type um sich herum …«
    Â»Woher willst du wissen, dass er ihn behält?«
    Tatsächlich ist der Seelenhirte nach acht Tagen von der Bildfläche verschwunden. Er soll den Pozzo vor dem muslimischen Teufel gewarnt haben, den er unvorsichtigerweise ins Haus gelassen hat. Ich, ein Moslem? Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Fuß in die Moschee gesetzt! Und ein Teufel, na ja … Ein bisschen vielleicht noch, aber mal ehrlich: doch immer weniger, nicht?

25
    Eines Morgens war die Transfermaschine blockiert. Unmöglich, sie in Bewegung zu setzen. Der Pozzo war bereits zur Hälfte drin, aber eben nur zur Hälfte. Man hatte

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