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Einfach Freunde

Einfach Freunde

Titel: Einfach Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdel Sellou
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rauszuholen. Es kam vor, dass ich ein Brett anschleppen und es als Zusatz-Rampe benutzen musste. Im Viehtransporter blieb der Pozzo in seinem gewöhnlichen Rollstuhl sitzen, der einfach rechts hinten in die Ecke gestellt wurde. Die Räder wurden nicht festgemacht, und selbst wenn die Bremsen blockiert waren, schaukelte der Sessel in den Kurven. Ganz schön riskant für ein Ei, erst recht, wenn der Fahrer Sellou heißt und auf Parkplätzen der Banlieue in gestohlenen Autos fahren gelernt hat … Außerdem hatte der Pozzo nur ein winziges Fensterchen, um hinauszusehen, und der Motor machte einen Höllenkrach. Wenn ich am Steuer saß, musste ich mich fast vollständig umdrehen, um mit dem Boss reden zu können. Ich redete nicht, ich schrie.
    Â»Alles klar? Ruckelt es nicht zu sehr?«
    Â»Schau auf die Straße, Abdel!«
    Â»Was sagten Sie?«
    Â» DIE STRASSE !«
    Ich für meinen Teil fuhr einen Renault 25 GTS . Okay, heute scheint das total altmodisch, aber damals hatte das echt Stil! Ich hatte ihn 1993 auf einer Versteigerung gekauft, gleich nachdem ich meinen Führerschein gemacht hatte. Er war von einem armen Typen beschlagnahmt worden, der seine Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Und ich, der Kleinkriminelle, der Vorbestrafte, blätterte Bares hin. Stil eben … Er beschleunigte in wenigen Sekunden von null auf hundert und hatte ein Autoradio, das seine Dezibel zwanzig Kilometer weit in die Landschaft schmettern konnte. Das war etwas anderes als der Viehtransporter. Schließlich streikte ich. Wir wollten den Pozzo gerade verfrachten, ich hatte den Finger schon auf der Fernbedienung der Rampe, da sagte ich nein .
    Â»Was soll das heißen, nein, Abdel?«
    Â»Nein. Nein, Monsieur Pozzo. Nein.«
    Â»Aber nein wozu?«
    Â»Nein, ich fahre dieses Teil nicht mehr. Sie sind schließlich kein Schaf, Sie können in ein normales Auto steigen.«
    Â»Das kann ich leider nicht, Abdel.«
    Â»So wie Sie nicht ohne die Transfermaschine auskommen konnten, ja? Gut. Rühren Sie sich nicht vom Fleck, ich hol meine Kiste.«
    Â»Ich rühre mich nicht, da kannst du mir vertrauen!«
    Ich schob den Rollstuhl bis zum SZV - SKV -Platz (schwer Zivilversehrte und schwer Kriegsversehrte), wo mein Rennwägelchen stand, ausgestattet mit einer falschen Behinderten-Plakette. Genial, dieser kleine Papierfetzen, der nimmt es locker mit der »Vorfahrt«-Karte im Spiel Tausend Kilometer auf.
    Â»Wo hast du diese Plakette her, Abdel?«
    Â»Das ist eine Kopie von der vom Viehtransporter. Eine Farblaserkopie, arschteuer.«
    Â»Abdel, so was tut man nicht, das ist nicht richtig …«
    Â»Aber soo praktisch, wenn man in Paris einen Parkplatz sucht. Und außerdem tut man das, weil ich Sie in meiner Kiste transportieren werde.«
    Ich öffnete die Tür zum Beifahrersitz, schob den Sitz nach hinten, so weit es ging, und führte den Rollstuhl an die Karosserie heran.
    Â»Na, was ist, feuern Sie mich nicht an? Babette feuern Sie an und mich nicht!«
    Â»Los, Abdel! Rein mit dem Pozzo!«
    Er konnte ganz offensichtlich doch in ein normales Auto  … Auf ging’s nach Porte de la Chapelle. Ich wusste, dass dort ein paar Schmuckstücke auf vier Rädern zu bewundern waren, unter denen würde dieser Liebhaber der schönen Dinge bestimmt sein Glück finden. Mir selbst gefallen alle Autos. Ich sagte nichts, ich sah zu, wie der Pozzo seinen elektronischen Sessel zwischen Chrysler und Rolls-Royce, Rolls-Royce und Porsche, Porsche und Lamborghini, Lamborghini und Ferrari hindurchmanövrierte …
    Â»Der da ist nicht schlecht! Das Schwarz ist schön schlicht. Was meinst du, Abdel?«
    Â»Monsieur Pozzo, der Ferrari könnte etwas knapp sein vom Kofferraum her.«
    Â»Willst du mich denn in den Kofferraum setzen, Abdel?«
    Â»Sie nicht, aber den Rollstuhl!«
    Â»Mist, den habe ich ganz vergessen …«
    Er hat sich schließlich für einen Jaguar XJS entschieden, 3 , 6 Liter, quadratische Scheinwerfer, Armaturenbrett aus Wurzelnussholz, Lederverkleidung …
    Â»Was meinst du, Abdel?«
    Â»Das dürfte gehen.«
    Â»Kaufen wir ihn?«
    Â»Wir brauchen etwas Geduld, Monsieur Pozzo. Der Verkauf findet in drei Tagen statt.«
    Â»Gut, warten wir … Aber kein Wort zu meiner Frau, okay?«
    Â»Ich schwöre. Ich bin stumm wie ein Regenwurm.«
    Â»Wie ein Fisch, Abdel, wie ein

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