Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Herr«, erwiderte er. »Ich glaube schon.«
    »… schon. Es ist deine heilige Pflicht, den Stimmen hartnäckigen und dauerhaften Widerstand zu leisten.« Nhumrod klopfte dem Novizen noch immer auf die Schulter.
    »Ja, Herr. Ich werde deinen Rat beherzigen. Insbesondere dann, wenn die Stimmen von den eben erwähnten Dingen sprechen.«
    »…sprechen. Gut. Gut. Was machst du, wenn du sie noch einmal hörst? Ähm?«
    »Dann komme ich sofort zu dir und erstatte Bericht«, sagte Brutha pflichtbewußt.
    »…erstatte Bericht. Gut. Gut. Genau darum geht es mir.« Bruder Nhumrod nickte zufrieden. »Das rate ich allen meinen Jungen. Denk daran: Ich bin immer hier, um dir bei deinen kleinen Problemen zu helfen.«
    »Ja, Herr. Soll ich jetzt in den Garten zurückkehren?«
    »…kehren. Ich glaube schon. Ja, ich glaube schon. Und achte nicht auf die Stimmen, hörst du?« Die rechte Hand hob und senkte sich nach wie vor, während die linke eine mahnende Geste vollführte. Seine eine Wange zuckte.
    »Ja, Herr.«
    »Womit bist du im Garten beschäftigt gewesen?«
    »Ich habe zwischen den Melonen gehackt.«
    »Melonen? Oh. Melonen.« Nhumrod atmete tief durch. »Melonen. Melonen. Nun, das erklärt eine Menge.«
    Nhumrod blinzelte aufgeregt.
     
    N icht nur der Große Gott hatte zu Vorbis gesprochen, zwischen seinen Schläfen. Alle sprachen mit einem Exquisitor, früher oder später. Es war nur eine Frage des Durchhaltevermögens.
    In letzter Zeit ging Vorbis nicht mehr oft nach unten, um den Inquisitoren bei der Arbeit zuzusehen. Auf so etwas konnte ein Exquisitor verzichten. Er schickte Anweisungen und nahm Berichte entgegen. Doch besondere Umstände erforderten seine Aufmerksamkeit.
    Auf eins soll hier hingewiesen werden: In den Kellern der Quisition gab es nur wenig zu lachen. Zumindest dann, wenn man über einen normalen Sinn für Humor verfügte. Man suchte vergeblich nach Schildern mit lustigen Aufschriften wie: Man muß nicht hoffnungslos sadistisch sein, um hier zu arbeiten, aber es hilft!!!
    Allerdings ließen sich hier und dort Hinweise darauf finden, daß der Schöpfer der Menschheit eine sehr sonderbare Vorstellung davon hatte, was »Spaß« bedeutete – und einen so zornig machen konnten, daß man bereit war, die Portale des Himmel zu stürmen.
    Zum Beispiel die Becher. Zweimal am Tag legten die Inquisitoren eine Kaffeepause ein. Jeder von ihnen brachte einen Becher von zu Hause mit, und dann scharten sie sich um das Feuer, in dem die Messer glühend gemacht wurden, und auf dem jetzt die Kaffeekanne stand.
    Die Becher trugen Aufschriften wie Souvenir aus der heiligen Grotte von Ossory oder Dem besten Vater auf der ganzen Welt. Die meisten waren angeschlagen, und alle unterschieden sich voneinander.
    Und dann die Postkarten an der Wand. Es war sozusagen Tradition: Wenn ein Inquisitor Urlaub machte, so schickte er einen bunt bemalten Holzschnitt nach Hause. Auf der einen Seite zeigte er das lokale Panorama, und die andere präsentierte eine gewagte, schlüpfrige Mitteilung. Dann hing da noch ein rührender Brief vom Inquisitor Erster Klasse Ischmall »Väterchen« Quoom, der den Kollegen dafür dankte, sage und schreibe achtundsiebzig Obolusse für sein Pensionierungsgeschenk gesammelt zu haben, vom prächtigen Blumenstrauß für Frau Quoom ganz zu schweigen. Er betonte, die angenehmsten Erinnerungen seines Lebens mit seiner Zeit in der dritten Folterkammer zu verbinden, erklärte außerdem seine Bereitschaft, jederzeit auszuhelfen, wenn es aus irgendwelchen Gründen an Personal mangelte.
    Mit anderen Worten: Selbst die schlimmsten Exzesse des schlimmsten Psychopathen können bequem von einem ganz normalen, freundlichen Familienvater wiederholt werden, der jeden Tag zur Arbeit erscheint und seine Pflicht erfüllt.
    Vorbis fand großen Gefallen an dieser Erkenntnis. Seiner Ansicht nach wußte man damit alles, was man über Menschen wissen mußte.
    Derzeit saß er auf einer Bank, und zwar neben dem immer noch zitternden Leib seines früheren Sekretärs Bruder Sascho.
    Er sah zum diensthabenden Inquisitor, und auf dessen Nicken hin beugte er sich über den angeketteten Sekretär.
    »Wie lauten ihre Namen?« fragte er.
    »… weiß es nicht…«
    »Ich weiß, daß du ihnen Abschriften meiner Briefe gegeben hast, Sascho. Es sind verräterische Ketzer, die den Rest dieser Ewigkeit in der Hölle verbringen werden. Möchtest du dich zu ihnen gesellen?«
    »…kenne die Namen nicht…«
    »Ich habe dir vertraut, Sascho. Aber du

Weitere Kostenlose Bücher