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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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von den Bergen her wehte. Bienen faulenzten zwischen den Bohnenblüten und trachteten mit lautem Summen danach, den Eindruck von Fleiß zu erwecken. Weit oben kreiste ein Adler.
    Brutha zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder den Melonen zu.
    Und siehe, der Große Gott Om sprach noch einmal zu dem auserwählten Brutha:
    »Psst!«
    Brutha zögerte. Er hatte deutlich eine Stimme gehört, aus dem Nichts. Vielleicht die eines Dämons. Novizenmeister Bruder Nhumrod wußte viel von Dämonen zu berichten. Von unreinen Gedanken und Dämonen. Das eine führte zum anderen. In seinem Fall müsse das Erscheinen eines Dämons überfällig sein, zu dieser Erkenntnis rang sich Brutha voller Unbehagen durch.
    Es kam darauf an, Standhaftigkeit zu zeigen und die Neun Fundamentalen Aphorismen zu zitieren.
    Und noch einmal sprach der Große Gott Om zum auserwählten Brutha:
    »He, bist du taub, Junge?«
    Die Spitze der Hacke bohrte sich in den trockenen, heißen Boden. Brutha schoß herum. Er sah die Bienen, den Adler und am Ende des Gartens den alten Bruder Lu-Tze, der den Misthaufen wendete. An den Mauern boten die surrenden Gebetsmühlen einen beruhigend vertrauten Anblick.
    Brutha vollführte jene Geste, mit der Prophet Ischkiebel böse Geister vertrieben hatte.
    »Ich verbanne dich hinter meinen Rücken, Dämon«, zischte er.
    »Ich bin bereits hinter dir.«
    Brutha drehte sich langsam um. Und sah niemanden.
    Er floh.
     
    V iele Geschichten beginnen lange vor ihrem Anfang, und Bruthas begann Tausende von Jahren vor seiner Geburt.
    Es gibt Milliarden von Göttern. In der Welt wimmelt es praktisch von ihnen. Die meisten sind zu klein, um mit bloßem Auge wahrgenommen zu werden, und sie können nur bei Bakterien auf Verehrung hoffen – die zwar häufig ihre Gebete vergessen, allerdings auch nie große Wunder verlangen.
    Die Rede ist von den »geringen Göttern«. Sie sind Geister, die dort spuken, wo sich zwei Ameisenpfade kreuzen. Sie beherrschen die Mikroklimate zwischen den Graswurzeln. Und viele von ihnen kommen nie über dieses Stadium hinaus.
    Weil ihnen der Glaube fehlt.
    Doch in einigen Fällen bleibt es nicht dabei. Für göttliches Wachstum kommen verschiedene Auslöser in Frage. Zum Beispiel ein Schäfer, der ein verlorenes Lamm sucht und es zwischen Dornbüschen findet: Vielleicht nimmt er sich einige Minuten Zeit, um eine kleine Steinpyramide zu errichten, als Dank für die Geister in der Nähe. Oder ein seltsam geformter Baum wird mit einem Heilmittel für spezielle Krankheiten in Verbindung gebracht. Oder jemand ritzt eine Spirale in einen Stein. Götter brauchen Glauben, und Menschen wollen Götter.
    Oft hört es an dieser Stelle auf, aber manchmal geht es weiter. Man fügt der Pyramide weitere Steine hinzu. Man errichtet einen Tempel dort, wo einst der Baum stand. Der Gott wird stärker, gedeiht im Humus der Verehrung und Anbetung. Und wächst. Und wächst. Der Himmel stellt die letzte Grenze für solches Wachstum dar.
    Gelegentlich wachsen Götter sogar darüber hinaus.
     
    B ruder Nhumrod befand sich in seiner schlichten Kammer und rang dort mit unreinen Gedanken, als er eine inbrünstige Stimme aus dem Schlafsaal der Novizen hörte.
    Brutha lag dort flach vor einer Statue des Gottes Om – sie zeigte Ihn als gnadenlos herabzuckenden Blitz – und betete hingebungsvoll.
    Nhumrod fand den Jungen ein wenig seltsam. Wenn man sprach, schien er tatsächlich aufmerksam zuzuhören.
    Der Novizenmeister trat näher und stieß den Liegenden mit seinem Stock an.
    »Auf die Beine, Junge! Was machst du am hellichten Tag im Schlafsaal, hm?«
    Es gelang Brutha, sich auf dem Boden zu drehen, ohne auch nur einen Zentimeter weit in die Höhe zu kommen. Verzweifelt griff er nach den Waden des Priesters.
    »Stimme! Eine Stimme!« jammerte er. »Sie hat zu mir gesprochen.«
    Nhumrod seufzte. Ah. Das war es also. Stimmen. Nun, mit Stimmen kannte er sich bestens aus. Er hörte sie praktisch die ganze Zeit über.
    »Steh auf, Junge«, sagte er etwas freundlicher.
    Brutha erhob sich.
    Eigentlich war er bereits zu alt für einen Novizen – darauf hatte Nhumrod schon hingewiesen. Um etwa zehn Jahre zu alt. Nhumrods Meinung nach durften richtige Novizen nicht älter sein als sieben.
    Vermutlich würde Brutha sogar als Novize sterben. An jemanden wie ihn hatte man nicht gedacht, als die Regeln gemacht worden waren.
    Nhumrod sah in das breite, rosarote und offene Gesicht des Jungen.
    »Setz dich auf dein Bett«, sagte er.
    Brutha kam

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