Einfach Himmlisch
ich Geistliche bin. Mich schockiert so schnell nichts."
„Ich mache das nicht, weil Sie eine Geistliche, sondern weil Sie eine Dame sind."
Das rührte sie. Es verwirrte sie auch, weil die meisten Männer nicht die Frau hinter ihrem Beruf sahen.
„Wie haben Sie Dan kennen gelernt?"
„Er war in meiner Kirche für die Jugend zuständig. Er konnte großartig mit Kindern umgehen, und er arbeitete gern mit ihnen, aber die Missionsarbeit war sein Traum. Hätte er mich nicht geheiratet ..."
„Es ist sinnlos, sich die Schuld an der Entscheidung eines anderen Menschen zu geben."
„Wahrscheinlich, aber wir waren drei Jahre verheiratet, und genauso lange vertröstete ich ihn. Dann war ich endlich einverstanden, ein Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen ... irgendwann in nächster Zukunft. Wäre ich nicht gewesen, hätte er seinen Traum wahr gemacht und wäre nicht in einen Überfall geraten."
„Und er wäre vielleicht noch jünger gestorben. Mit Wenn und Aber kommt man nicht weiter. Dieses Spiel kann niemand gewinnen."
„Allmählich frage ich mich, wer von uns beiden Prediger ist", sagte sie trocken.
„Es ist immer leichter, einen Rat zu erteilen, als einen anzunehmen." Er steckte das Gerät wieder ein. „Wäre ihm die Sache wirklich so wichtig gewesen, hätte er sie auch allein durchziehen können."
„Er wollte sich nicht für ein Jahr von mir trennen, und ich wollte das auch nicht. Ich fing mit meiner Arbeit eben erst an und musste mich eingewöhnen und ... ach, ich fand alle möglichen Gründe, weshalb wir warten sollten. Und dann war es zu spät."
Als er weiterging, stützte er sich noch mehr auf den Stock. A.J. hütete sich jedoch, etwas zu sagen.
„Vermutlich sind Sie seinetwegen hier."
„In gewisser Weise ... nein", verbesserte sie sich. „Das stimmt nicht. Anfangs glaubte ich das auch, aber ich bin eigentlich meinetwegen hier und suche ... ich weiß nicht, was. Eine Möglichkeit, nicht mehr zu trauern und eine unvollendete Sache ab-zuschließen. Einen Vorteil hat es, wenn man gefangen ist. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken."
„Und Sie haben über Ihren toten Mann nachgedacht."
A.J. blieb stehen. „Einen Moment habe ich Sie schon für einen sensiblen Mann gehalten."
„Das war eindeutig ein Fehler.” Er blieb ebenfalls stehen. „Ich bin nicht gern auf einen Toten eifersüchtig, aber ich bin es."
„Nein!" Sie wich einen Schritt zurück. „Das kann doch nicht sein!"
„Sicher kann es das", erwiderte er und lächelte vielsagend.
„Sie sind eine sehr attraktive Frau; Alyssa."
„A.J.", verbesserte sie ihn. „Ich bin nicht Ihr Typ. Das haben Sie selbst gesagt."
„Ich habe es mir eben anders überlegt."
„Ich nicht." Sie ging weiter. Er fand sie attraktiv? Das freute sie mehr, als sie für möglich gehalten hätte.
Michael holte sie ein. „Sagen Sie mir, dass Sie sich nicht zu mir hingezogen fühlen und mich nicht betrachtet haben wie eine Frau, die einen Mann will."
„Ich bin schon ein großes Mädchen, handle nicht impulsiv und lasse mich nicht von Hormonen beherrschen."
„Das ist mehr als ein Impuls." Er packte sie besitzergreifend an Arm und kam ganz nahe. „Wurden Sie vergewaltigt?"
„Wie?" Sie schüttelte den Kopf. „Ach, Sie meinen, als Dan starb. Nein. Hören Sie, falls ich Sie auf falsche Gedanken gebracht habe, tut es mir Leid. Ich bin nicht zu einer Beziehung bereit, und ich, halte nichts von flüchtigen Affären oder Quickies."
„Quickies?" Michael lächelte mutwillig. „Was für ein schmutziges Wort aus dem Mund einer Geistlichen."
Sie riss sich los. „Hören Sie auf, mich auf den Arm zu nehmen oder so zu lächeln oder zu hoffen! Ich bin nicht an Ihnen interessiert!"
Er lächelte unverändert, doch sein Blick war der des Kämpfers, der sie aus dem Lager befreit und dabei mindestens einen Mann getötet hatte. „Ich bin aber an Ihnen interessiert", sagte er leise, ließ den Wanderstock los, schob ihr die Finger ins Haar ...und beugte sich zu ihr.
Es war kein sanfter, sondern ein wilder Kuss, rau und verlangend. Sie wollte protestieren und öffnete den Mund, und er nutzte das schamlos aus und drang mit der Zunge vor.
Ihre Gedanken verschwammen. Verlangen packte sie, Verlangen, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden. Sie schloss die Augen, klammerte sich an seinen Armen fest und zog ihn an sich.
Doch dann sah sie plötzlich einen Mann vor sich, der unter Kugeln zuckte und zusammenbrach.
Sie riss die Augen auf und stöhnte verzweifelt.
Michael
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