Einfach Himmlisch
Lebens?"
„Wegen eines Versprechens", erwiderte sie, ohne zu überlegen, und runzelte die Stirn. „Es ist gefährlich einfach, sich mit Ihnen zu unterhalten."
„Immer noch besser, als mit den Affen zu sprechen. Sie fallen einem zu oft ins Wort. Was war das für ein Versprechen?"
„Ich habe es meinem Mann nach seinem Tod gegeben." Sie warf ihm einen drohenden Blick zu, damit er sie nicht albern nannte.
Er antwortete gar nicht, sondern ging einfach weiter.
„Er wurde vor zwei Jahren bei einem Überfall auf einen Lebensmittelladen getötet", erzählte sie weiter. „Wir hatten gehalten, um Milch zu kaufen." Es schnürte ihr die Kehle zu. „Es war sinnlos, es war so schrecklich sinnlos."
„Der Tod erscheint den Lebenden selten sinnvoll."
„Vermutlich." Viel zu oft schon hatte sie sich an jenen Abend erinnert und versucht, in Gedanken alles umzuschreiben, damit sie keine Milch brauchten oder wenigstens in einen anderen Laden gingen. „Und was führt Sie auf diesen Flecken Erde?" fragte sie, um sich abzulenken.
„Krieg."
Ja, das war eine umfassende Antwort. „Und wieso haben Sie ausgerechnet den Krieg zu Ihrem Beruf gemacht?"
Er warf ihr einen forschenden Blick zu. „Sie haben ja doch Krallen."
Es war ihr unangenehm, dass er sich über ihre spöttische Frage amüsierte. „Das hätte ich nicht sagen sollen."
Michael tat es mit einem Schulterzucken ab. „Ich habe Ihre wunden Punkte berührt. Klar, dass Sie sich revanchieren. Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe mich nicht fürs Militär entschieden, weil mir der Krieg gefällt."
Jetzt gingen sie wieder bergab. A.J. musste genauer darauf achten, wohin sie trat. „Sie wollten dienen. So nennt man das doch, oder? Man dient in der Armee. Sie fühlten sich zum Dienen berufen."
„Ja, so kann man es auch nennen. Passen Sie auf den Ameisenhügel auf", warnte er sie und griff nach ihrer Hand.
Seine Hand war rau und schwielig. „Ich dachte nicht ... Moment!" Sie blickte angestrengt nach vorne. „Ist das nicht eine Straße?"
„Ja." Er ließ ihre Hand los und blieb stehen. „Sieht so aus."
Es waren nur zwei Furchen, die aus dem kleinen Tal heraufkamen, aber hier würde man bestimmt leichter vorankommen. A.J. schickte ein Dankgebet zum Himmel und wollte weitergehen.
Michael hielt sie fest. „Nein. Wenn sich Soldaten von El Jefe in der Gegend aufhalten, stoßen wir auf der Straße auf sie."
Ungeduldig wehrte sie ihn ab. „Viel eher treffen wir auf einen einsamen Köhler, der uns gern an sein Feuer lässt. Und Ihr Bein ..."
„Das ist nicht wichtig."
„Natürlich ist es das. Die Wunde verschwindet nicht, wenn Sie sich nicht darum kümmern."
„Ich hinke lieber, als mir eine Kugel in den Kopf einzuhandeln, bei dem Versuch, eine Gruppe Männer an Ihrer Vergewaltigung zu hindern."
Ihr wurde allein schon bei der Vorstellung übel. „Wagen Sie es bloß nicht, den Helden zu spielen! Da lasse ich mich eher vergewaltigen, verstanden? Ich will das nicht wieder erleben, niemals!"
Sie zitterte so heftig und fühlte sich so schwach, dass sie stehen bleiben musste.
Michael hielt sie behutsam fest. „Ist Ihr Mann so gestorben, Alyssa? Hat er versucht, Sie zu beschützen?"
Sie konnte nicht sprechen und nickte nur.
Er legte den Arm um sie, als würden sie bloß spazieren gehen, und führte sie weiter den Hang hinunter.
Erst nach einer Weile fand sie die Stimme wieder. „Sie wollten doch die Straße meiden."
„Sie haben Recht, was mein Bein angeht. Es hält uns auf."
„Aber ... "
„Keine Angst, wenn eine Bande blutrünstiger Rebellen auftauchen sollte, werfe ich Sie denen zum Fraß vor."
„Wie schrecklich!" sagte sie lachend. „Versprochen?"
„Bei meiner Ehre als Absolvent von St. Vincent's. Allerdings habe ich den Abschluss nicht ganz geschafft, und ich war auch kein Musterschüler. Als ich gebeten wurde, die Schule zu verlassen, gab es immerhin noch eine Nonne dort, die hoffte, ich würde nicht im Gefängnis landen."
Lachend löste A.J. sich von seinem Arm und schüttelte den Kopf. „Sie haben eine Konfessionsschule besucht? Dafür sind Sie doch gar nicht der Typ."
„Meine Mutter ist katholisch. Für sie war es wichtig, meinem Vater war es gleichgültig." Sobald sie die Straße erreichten, holte er das GPS-Gerät hervor und drückte einige Tasten. „Wie hieß er?"
„Wer?"
„Ihr Mann."
„Dan. Reverend Daniel Kelleher."
„Ver... Er war auch Pfarrer?"
Sie lächelte. „Sie brauchen nicht auf Ihre Sprache zu achten, nur weil
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