Einfach Himmlisch
Decke. Nur ein Bett. Es war vernünftig, so zu schlafen - und es machte A.J. nervös. Hastig wandte sie den Blick ab.
Michael hatte einen Stock mit dem Messer angespitzt, spießte jetzt einen Fisch auf und hielt ihn übers Feuer. A.J. blickte in die Flammen und seufzte.
Bisher hatte sie sich für sportlich gehalten, doch im Vergleich zu diesem Mann war sie schlapp.
Außerdem fühlte sie sich neben ihm nutzlos. Er fand sich in jeder Situation zurecht.
„Ich sollte wieder Salbe auf Ihre Wunde auftragen", schlug sie vor.
„Das mache ich."
Klar, er erledigte alles. Wie hatte er mit einem Streifschuss so weit gehen können? Vermutlich war die Ursache reine Willenskraft, gepaart mit einer eisernen Kondition. „Wie alt sind Sie?" fragte sie unvermittelt.
Er blickte hoch. Das Feuer warf warmes Licht auf sein Gesicht. „Dreißig. Wieso?"
Sie zuckte verlegen mit den Schultern. Also war er zwei Jahre jünger als sie, doch das spielte keine Rolle. „Ich wollte nur wissen, wie lang es her ist, dass Sie St. Vincent's verlassen haben."
„Lange." Seine Stimme klang ein wenig traurig, während er den Fisch langsam drehte. „Damals war ich fünfzehn und nach der Meinung vieler Leute auf dem direkten Weg in die Hölle oder ins Gefängnis."
„Haben Sie das Gefängnis vermieden?"
„Ja und nein." Er lächelte. „Mein Vater hat mich auf die Militärakademie geschickt. Man könnte sagen, das war weitgehend wie ein Gefängnis."
„Lieber Himmel, waren Sie wirklich ein so schlimmer Fall?"
„Ich hatte ein Problem mit Autorität. Wenn jemand sagte, dass ich rechts gehen sollte, bin ich um jeden Preis links gegangen. Ich wollte nicht in St. Vincent's sein. Ich wollte auch nicht mit einem Haufen verwöhnter Jugendlicher meine Freizeit verbringen. Und ich sorgte dafür, dass das alle wussten."
„Sie fühlten sich als Außenseiter."
„Mütterlicherseits bin ich Mexikaner, und das war für manche ein Problem. Den meisten Ärger habe ich mir allerdings selbst eingehandelt. Ich mochte keine hochnäsigen reichen Jungs." Lachend fügte Michael hinzu: „Vermutlich kam das daher, dass ich selbst ein hochnäsiger reicher Junge war."
Er stammte aus einer reichen Familie? „Ich war in der High School immer die Liebe und Brave", räumte sie ein. „Ich hatte nur gute Noten und war der Liebling aller Lehrer."
„Haben Sie nie die Regeln gebrochen oder sich mit einem verrufenen Jungen eingelassen?"
„Du lieber Himmel, nein", wehrte sie lächelnd ab. „Ich habe mich erst auf dem College ausgetobt."
„Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen", sagte er nüchtern. „Es sei denn, Sie nennen ein Bier am Samstagabend ,sich austoben'. Geben Sie mir Ihren Teller. Ihr Fisch ist fertig." Sie hielt ihm das große Blatt hin, das sie im Bach gewaschen hatte. Er schob den Fisch vom Stock. Dabei löste sich das Fleisch bereits.
„Er ist heiß", warnte Michael.
„Sehr gut." Ihr knurrte der Magen. „Und danke, dass Sie mir etwas zu essen geben, bevor ich mich blamiere und Ihren Arm anknabbere. Und jetzt mache ich auch bestimmt keine Scherze über Ritterlichkeit. Dafür bin ich zu hungrig."
Sie zwang sich dazu, langsam zu essen, während er einen zweiten Fisch aufspießte. Es schmeckte köstlich.
„Ich habe mich am College wirklich etwas wild aufgeführt", fuhr sie fort. „Die Freiheit ist mir zu Kopf gestiegen. Ich war ein Einzelkind, und meine Eltern waren schon ziemlich alt, als ich kam. Bis zum College war ich ziemlich eingeengt. Das schmeckt unglaublich gut", warf sie ein. „Entweder sind Sie der beste Koch, den es gibt, oder es stimmt, dass Hunger der beste Koch ist. -Wie findet es denn Ihre Familie, dass Sie in den Krieg ziehen? Haben Ihre Angehörigen keine Angst um Sie?
„Mein Vater starb vor einigen Jahren. Er war erleichtert, dass es mir beim Militär gefiel. Und überrascht war er auch. Meine Mutter ..." Er zuckte mit den Schultern. „Meistens hat sie kaum Kontakt zur Realität. Zu viel Alkohol."
„Tut mir Leid. Ist sie depressiv oder eine gespaltene Persönlichkeit?"
Er warf ihr einen Blick zu. „Sie kennen sich aus."
„Ich habe Soziologie studiert. Bevor ich das Seminar besuchte, wollte ich Therapeutin werden."
Er schob den Fisch auf sein Blatt. „Der Wasserbeutel liegt neben Ihnen. Trinken Sie. Sie brauchen mindestens vier bis fünf Liter Wasser am Tag."
Sie verzog das Gesicht, griff jedoch nach dem Beutel und trank.
Es war jetzt völlig dunkel. Nur das Feuer lieferte Licht. Nach der Hitze des Tages
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