Einfach Himmlisch
sah sie eindringlich an. „Sie sind an mir interessiert."
A.J. wich zurück. „Mit geschlossenen Augen habe ich den Soldaten gesehen, den Sie erschossen haben. Sie haben mich geküsst, aber ich hatte das Bild vor Augen, wie Sie ihn getötet haben."
Michael zog die Hände zurück. Seine Miene verriet nichts, als er sich bückte, den Stock aufhob und weiterhinkte.
Das Wasser war so kalt, dass die Hand allmählich taub wurde. Michael wartete und hielt den nackten Arm in den schnell fließenden Bach. Wenige Zentimeter vom Ellbogen entfernt schwammen Fische.
A.J. und er waren in den Regenwald zurückgekehrt und hatten das dichte Unterholz hinter sich gelassen. Die Sonne ging bereits unter. Unter den Bäumen schimmerte das Licht grün. Die Stämme standen dicht nebeneinander, aber dafür gab es keine sonstige Vegetation. Es war schwierig gewesen, einen Lagerplatz zu finden, aber endlich hatten sie eine Stelle entdeckt, an der Köhler einige Bäume gefällt hatten, um Holzkohle zu erzeugen.
Wieder ging ein Fisch ins Netz, das Michael aus Fäden hergestellt hatte. Weiter unten am Bach suchte A.J. nach trockenem Holz. Hoffentlich war sie erfolgreich. Er mochte keinen rohen Fisch zum Abendessen.
Michael war geschickt, wenn es darum ging, Essen aufzutreiben. A.J. würde sich bestimmt nicht über seine Fähigkeit zu töten beschweren, wenn es darum ging, ihren Magen zu füllen.
Der Fisch schwamm ahnungslos in Michaels Armbeuge. Michael wartete.
A.J. hatte ihm keinen Vorwurf gemacht. Sie hatte nur eine Tatsache ausgesprochen. Während des Kusses hatte sie den Mann gesehen, den er getötet hatte.
Er fühlte sich sehr zu ihr hingezogen. Zwar war er auf ihren toten Mann eifersüchtig, aber er bewunderte auch ihre Treue diesem Mann gegenüber.
Und sie war unschuldig, nicht im sexuellen Sinn. Sie gehörte zu den Menschen, die sich danach orientieren, was richtig und was falsch war. Diese Menschen sahen eine deutliche Grenze, die sie nie überschritten.
Er hatte diese Grenze in seinem Leben so oft überschritten, dass sie irgendwann nicht mehr klar zu erkennen war.
Der Fisch war jetzt schon sehr nahe, aber auf der falschen Seite der Hand. Michael wartete geduldig weiter.
Er hätte A.J. nicht berühren dürfen. Ihre Unschuld zog ihn an, war jedoch auch der Grund, weshalb er sie nicht haben konnte.
Er wusste das. Und er wusste, dass er wieder töten würde, um sie zu beschützen.
Jetzt! Eine blitzschnelle Bewegung, und er hielt den Fisch in der Hand und stand auf.
Genau genommen war er verlobt. Eigentlich durfte er keine andere als seine Verlobte küssen, eine Frau, die er nie geküsst hatte und mit der er auch nicht im Bett gewesen war. Er wollte Cami nicht, mochte sie nicht und war an ihr nur wegen des Treuhandfonds interessiert. Für Alyssa würde das jedoch keine Rolle spielen. Wenn sie von Cami erfuhr, würde sie ihn verachten.
Vielleicht verdiente er das.
Er nahm sich vor, Abstand zu Alyssa zu halten. Allerdings gefiel ihm das gar nicht.
5. KAPITEL
„Was steckt denn noch alles in diesen magischen Taschen?" fragte A.J. Sie saß auf einem ziemlich trockenen Flecken Erde. Michael hatte darauf bestanden, dass sie Schuhe und Säcken auszogen und an dem Feuer trockneten. Zuvor hatte er Streichhölzer einem wasserdichten Beutel aus seiner Weste entnommen. ,;Ein Farbfernseher? Vielleicht eine Luftmatratze?"
„Abgesehen von meinem Geländewagen?" fragte er und hielt ein Streichholz an zerkleinerte Baumrinde.
„Wahrscheinlich wäre es gegen die Regeln, wenn wir den benützen würden."
„Wir wollen uns doch nicht den Spaß am Abenteuer verderben."
Es war bereits dunkel. Frösche quakten im Chor, der Wind strich durch die Blätter. Nichts trennte sie von den Tieren, in deren Lebensraum sie eingedrungen waren.
Ein schauderhaftes Brüllen hallte durch die Nacht.
A.J. zuckte zusammen. „Was war das?"
„Ein Brüllaffe." Michael legte Zweige in die kleine Flamme. „Das haben Sie bestimmt schon gehört."
„Natürlich, aber niemals nachts. Ich habe einfach nicht damit gerechnet." Sie hatte an einen Jaguar oder Puma gedacht.
Ihr Blick fiel auf das Bett, das sie freigeräumt hatte, während Michael Fische für das Abendessen fing. Sie hatte alle kleinen Steine und Zweige entfernt, damit sie so bequem wie möglich auf der Erde liegen würden. Ebenfalls aus einer seiner magischen Westentaschen stammte eine silbrige „Weltraumdecke", unter der sich die Körperwärme halten sollte. Nachts wurde es kalt.
Nur eine
Weitere Kostenlose Bücher